Kalteis
darf nicht abhauen!«
Und der Schmied, der hat nicht mehr gefragt, der ist dem Kerl über die Felder nachgelaufen.
Ich, ich bin dagestanden mit meinem Radl. Dagestanden nur in den Schlappen, mit dem offenen Mantel. Mir war auf einmal so kalt, gefroren hab ich und geschlottert am ganzen Leib.
Und Angst hab ich auf einmal gehabt, nur noch Angst. Ich weiß nicht, warum ich mehr gezittert habe, ob aus Furcht oder wegen der Kälte.
Vom Rad hätte er mich doch ziehen können. Vom Rad ziehen und niederschlagen. Wenn der Kerl mich nur einmal richtig angeschaut hätte, da hätte er gesehen, was für ein Grischperl ich bin.
München, den 28. Februar 1939 Vernehmung des Josef Kalteis durch
den ersten Staatsanwalt Dr. R
Beginn der Vernehmung: 10.30 Uhr
Ende der Vernehmung: 15.30 Uhr
Josef Kalteis, geboren bin ich am 26.7.1906.
In Aubing.
Verheiratet.
Seit dem 31.12.1937.
Der Name meiner Frau? Walburga, Walburga Pfafflinger.
Wir haben zwei Kinder. Zwe i Buben. Der eine ist 3, der an dere 11/2 Jahre alt.
In Aubing. In Aubing in der Hauptstraße 2, da wohnen wir.
Bei der Reichsbahn. Als Rangierer bei der Reichsbahn arbeite ich.
Gelernt habe ich Schlosser, aber seit 4 Jahren arbeite ich bei der Reichsbahn als Rangierer.
Bis vor 5 Jahren arbeitete ich in meinem Beruf als Schlosser. Bis mich mein alter Betrieb entlassen hat, dann bekam ich diese Stelle bei der Reichsbahn. Mein Vater, der hat mir ge holfen, der ist auch bei der Bahn.
Als Rangierer bist im Schichtdienst. Die Dienstzeiten sind recht unterschiedlich, wie das halt so ist, wenn man Schicht arbeitet.
Wie kommen Sie denn jetzt auf so was? Was meinen Sie da mit, wie mein Verhältnis zu meiner Frau ist? So wie es halt ist. Wie soll es schon sein? Mal besser, mal schlechter, so ist das eben.
Zu Beginn unserer Ehe, da haben wir uns nicht so gut verstanden, aber in der letzten Zei t verstehen wir uns besser. Bes ser als je zuvor.
Nein, wir hatten am Samsta g keinen Streit. Hat sie das ge sagt?
Es ist schon richtig, meine F rau wollte ins Kino gehen. Nach dem sie sich aber die Vorschau angesehen hatte, da wollte sie plötzlich heim. Gesagt hat sie, der Film gefalle ihr doch nicht. Sie hatte sich das Ganze wieder anders überlegt. Das kommt bei der öfters vor. Manchmal ist sie sehr sprunghaft.
Was soll ich da schon gemacht haben? Nach Hause hab ich sie halt gebracht. So gegen 9 Uhr 30 dürfte das gewesen sein. Bei ihr geblieben bin ich aber nicht. Ich denke, sie wird ins Bett gegangen sein. Gesagt hat sie jedenfalls, sie sei müde. Ich war aber noch nicht müde, wollte noch nicht ins Bett, da zog ich mir meinen Mantel wieder an und bin raus. Auf ein Glas Bier rüber zum Schmid. Gasthaus Schmid.
Den Kartlern hab ich zug eschaut. Den Kartlern vom Stamm tisch. So drei dunkle Bier werd ich schon getrunken haben. In der Wirtschaft, da traf ich dann einen Bekannten, der könnte das bestätigen.
Der Name? Ich kann mi ch an den Namen nicht mehr erin nern. So ein guter Bekannter ist der auch wieder nicht. Halt einer, den man von Zeit zu Zeit sieht, ein paar Worte mit ihm wechselt, mehr nicht. Den Familiennamen weiß ich gar nicht, ich kenn den nur als Kurt. Kurt, aber wie noch? Keine Ahnung. Da müssens den Schmid-Wirt fragen.
Mit dem Kurt bin ich dann weiter zum Huber. Ins Wirtshaus zum Huber. So gegen 12. Ja, es war bestimmt schon 12. Beim Huber, da hab ich den Adler getroffen. Der war bereits beim Huber, wie ich rein bin.
Der Adler arbeitet mit mir. Zu dritt haben wir weitergetrunken.
Was und wie viel? So genau weiß ich das nicht mehr. Zwei, drei Helle werden das schon gewesen sein. Vielleicht auch ein paar Schnäpse. Der Adler, der wollt zum Sedlmayer. Unbedingt wollte er da hin. Erzählt hat er, dass da immer was los ist. Tolle Weiber gab's da. Ganz wild sind die, hat er gesagt. So sind wir halt rüber, so gegen 1.
Recht hatte der Adler. Beim Sedlmayer ging's erst richtig los. So an die 10 Schnäpse habe ich da schon getrunken und ein paar Bier, drei oder vier. Wenn die Stimmung gut ist, warum denn nicht? Wie viel genau? Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Erst auf dem Heimweg hab ich gemerkt, dass ich schon ziemlich dicht war, betrunken mein ich. Den Adler hab ich aber trotzdem noch mit nach Hause begleitet. Der hat fast nicht mehr stehen können, geschweige denn gehen. Den ganzen Weg ist er an mir drangehängt. Bis vor die Haustür hab ich den gebracht. Drüben in Bienenheim wohnt der. Den brauchen Sie bloß fragen. Der kann es Ihnen bestätigen.
Auf dem Rückweg ist mir
Weitere Kostenlose Bücher