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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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ihm sei was nicht in Ordnung?«, erkundigte sich der Sergeant. »Mal abgesehen davon, dass sein Geruchssinn hinüber ist.«
    »Er riecht ziemlich reif, was?«
    »Reif? Ich würde eher verfault sagen.«
    Eddie Kemp verbreitete einen seltsam ranzigen Geruch. Es lag nicht an seinem Atem, sondern dieser säuerliche Geruch drang ihm aus sämtlichen Poren. Der Geruch stieg auf, sobald er sich bewegte, und nur seine Kleidung verhinderte, dass jeder, der sich ihm bis auf zwanzig Meter näherte, davon betäubt wurde. Als er den alten Mantel und die Thermoweste ausgezogen hatte, war fast die Farbe von den Wänden gefallen.
    Kemps Sachen waren so rasch wie möglich in Tüten verfrachtet und die Verwahrungsstelle durch einen uniformierten Beamten desinfiziert worden. Im Arrestteil für die Frauen waren drei Zellen belegt, und die Insassinnen würden sich garantiert bald erneut beschweren. Cooper fürchtete, der Geruch würde ihn noch den ganzen Tag begleiten, genau wie sein erfrorener Fuß.
    »Hoffentlich dauert es nicht allzu lange, bis er zur Vernehmung geholt wird«, meinte der Sergeant. »Eine unserer Prostituierten da hinten hat sich bereits zum Thema Menschenrechte schlau gemacht. Es könnte durchaus einen Paragrafen geben, der Gefangenen ein Recht auf frische Luft zuspricht.«
    »Ich weiß nicht, wer Eddie Kemp vernimmt. Hauptsache, nicht ich«, meinte Cooper. »Abgesehen davon könnte er draußen auf der Straße einiges an Unterstützung haben. Ich bin sicher, dass drei seiner Kumpels vor dem Café standen. Aber er ist der Einzige, zu dem es eine klare Zeugenbeschreibung gab.«
    »Die Öffentlichkeit hat nicht das Recht, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen«, sagte der Sergeant und hörte sich dabei an, als zitierte er aus einem Buch.
    Die beiden schwer verletzten jungen Männer waren spät in der vergangenen Nacht im Underbank-Viertel von Edendale aufgefunden worden, einem Labyrinth aus engen Gassen, das sich von den eigentlichen Touristengebieten der Stadt hügelaufwärts erstreckte. Obwohl die beiden übel zugerichtet waren, hatte man nicht aus ihnen herausbekommen, warum sie überfallen worden waren.
    Am Morgen sah sich die Polizei mit dem Problem konfrontiert, die Angreifer zu identifizieren. Die meisten Anwohner hatten offenbar nichts gesehen. Lediglich ein Ehepaar, das wegen des Lärms ans Schlafzimmerfenster gegangen war, hatte ausgesagt, sie hätten Eddie Kemp erkannt, weil er immer ihre Fenster putze. Eddie war stadtbekannt. Cooper hatte die Nachteile einer örtlichen Berühmtheit am eigenen Leib erfahren, weshalb er ein wenig mit Eddie mitfühlte.
    »Ich habe übrigens die Namen der Opfer überprüft«, sagte er. »Beides alte Bekannte von Ihnen, Sarge. Heroin-Dealer aus den Devonshire-Wohnblocks.«
    Auf den Korridoren näherte sich, wenn man Nigel Kennedy glauben wollte, das Ende des Frühlings.
    »Ich verstehe nur nicht, warum es in der Funkmeldung hieß, dass es sich vermutlich um einen Angriff mit rassistischem Hintergrund handelt«, sagte Cooper. »Eines der Opfer ist Asiate, aber der andere ist weiß.«
    »Wir gehen auf Nummer Sicher«, sagte der Sergeant, »und halten uns für alle Fälle den Rücken frei. Wo wir gerade von den Insassen der Anstalt sprechen …«
    Erst kürzlich war eine Anzahl von Asylanten auf Derbyshire verteilt worden, von denen man einige in Edendales leer stehende Ferienunterkünfte eingewiesen hatte. Bis dahin hatte kaum ein Einwohner von Edendale in seiner Stadt Menschen anderer ethnischer Herkunft zu Gesicht bekommen, es sei denn als Betreiber eines Restaurants oder eines Cafés oder als Touristen – aber die zählten nicht. Das plötzliche Auftauchen von Iranern, Kurden, Somalis und Albanern in den Schlangen an den Bushaltestellen war in etwa so gewesen, als hätte jemand eine Tonne Unkrautvernichter in einen Teich gekippt, um anschließend zuzusehen, wie es anfing zu blubbern und zu brodeln. Zum ersten Mal sah man ein Logo der National Front auf einer Scheibe eines leer stehenden Ladens in Fargate, und angeblich hielt die British National Party in einem Pub unweit von Chesterfield Rekrutierungsversammlungen ab.
    »Ihr Gefangener ist ‘n ziemlicher Scherzkeks«, sagte der Sergeant. »Hat behauptet, er heißt Homer Simpson.«
    »Tut mir Leid.«
    »Ach, machen Sie sich nichts draus. Sie würden sich wundern, wie viele Homer Simpsons hier bei uns durchlaufen. An manchen Tagen könnte man denken, in der Stadt findet ein Treffen statt. Früher war es mal Mickymaus, klar. Aber

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