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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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gründlich.«
    »Dann bleib du hier unten, während ich das obere Stockwerk übernehme. Aber ganz ruhig, es besteht kein Grund zur Panik.«
    »In Ordnung.«
    Fry ging zur Treppe. Cooper war erleichtert, dass ihm ein Teil der Verantwortung abgenommen wurde.
    »Diane?«
    »Was denn?«
    »Danke, dass du gekommen bist.«
    »Musste ich doch. Ich werde schließlich dafür bezahlt, dass ich auf dich aufpasse.«
    Als er wieder in Marie Tennents Küche stand, beschloss Cooper, in der Waschmaschine nachzusehen. Man las immer wieder in der Zeitung, dass sich kleine Kinder in Waschmaschinen eingesperrt hatten, doch diese hier war zur Hälfte mit Unterwäsche gefüllt. Unmittelbar daneben trockneten Windeln auf einem Ständer neben einem Heizlüfter.
    Als Nächstes nahm er sich den Kühlschrank vor. Er enthielt Fruchtsaft und Joghurt, geriebene Karotten und tiefgefrorene Pommes frites, einiges davon längst jenseits des Haltbarkeitsdatums. In den Schränken standen jede Menge Töpfe und Kochutensilien, aber nur wenige Lebensmittel. Vor allem Nudeln und Linsen, Bohnen in Tomatensoße und billiger Weißwein. Keine Spur von Hundefutter und auch keine Fressnäpfe. Also eher doch kein Hund. An einer Pinnwand aus Kork hingen noch mehr Zettel: Telefonnummern und Einkaufslisten. Kein Abschiedsbrief.
    Er öffnete die Hintertür und blickte in einen kleinen Garten, über dessen geflieste Terrasse eine Wäscheleine gespannt war. Gefrorener Schnee umhüllte die Leine wie Isolierung ein Elektrokabel. Viel mehr konnte Cooper nicht erkennen, denn der Schnee war nicht gefegt, aber er ging davon aus, dass sich unter der Schneedecke ein paar kahle Blumenbeete rings um ein Stück Rasen befanden. Vögel hatten im Schnee gescharrt, und in einer Ecke lag ein kleines braunes Häufchen. Da hatte eine Katze aus der Nachbarschaft ihre Fäkalien vergraben wollen, aber offenbar festgestellt, dass die Wärme den Schnee ringsum zum Schmelzen brachte. Nach links erstreckten sich ähnliche Gärten, die durch niedrige Mauern und Zäune voneinander getrennt wurden. Von keinem der Häuser aus konnte man Maries Garten einsehen. Geradeaus endete der Garten an der rückwärtigen Hauswand der Spinnerei, in der nur wenige, winzig kleine Fenster eingelassen waren, dunkle Rechtecke im Schnee, der an den Steinen klebte. An der Wand von Maries Haus befand sich ein Kohlenbunker. Als Cooper den Deckel anhob, rutschte eine Lage Schnee herunter und türmte sich vor der Wand auf. Nichts.
    Blieb nur noch ein mögliches Versteck: die grüne Mülltonne auf Rollen, die an der Mauer neben dem Tor stand, das auf eine kleine Gasse hinter der Spinnerei führen musste. Um dort hinzukommen, musste Cooper den Garten durchqueren, obwohl er nicht genau wusste, wo der Weg unter der Schneedecke verlief. Am Tor hing ein Vorhängeschloss. Es war verriegelt. Von hier aus gesehen ragte die Spinnerei wie eine Festung auf, abstoßend und bedrohlich. Natürlich war dies die Nordseite. Sämtliche Fenster befanden sich auf der Südseite, um die Arbeiter an den Webmaschinen mit ausreichend Licht zu versorgen. Nicht uninteressant, wenn man bedachte, dass sie es bei der Arbeit hell hatten, während es in ihren Häusern düster war, weil sie im Schatten der Fabrik lagen.
    Sobald er die Mülltonne berührte, war Cooper klar, dass sie nicht leer war. Eine leere Tonne war so leicht und so hoch, dass man sie mit einem Finger ankippen konnte, wenn man sie von dort, wo die Müllmänner sie abgestellt hatten, wieder zurückholte. In dieser Tonne jedoch lag noch etwas. Er schlug gegen die Seiten und rückte die Tonne von der Mauer, um den Deckel zu öffnen. Er wischte den Schnee weg und betrachtete den Aufkleber der Bezirksverwaltung High Peak, der auf dem grünen Plastik klebte und auf dem die Müllabfuhrtermine für Weihnachten und Neujahr vermerkt waren.
    Der Geruch, der ihm entgegenschlug, als er den Deckel aufklappte, ließ ihn zurückweichen. Er stieß die Tonne an, worauf etwas, das in eine Supermarkt-Tüte eingewickelt war, auf dem Boden herumrollte. Etwa ein Zentimeter dunkler Flüssigkeit schwappte hin und her, sammelte sich in einer Ecke und gab die Sicht auf allerlei am Boden der Tonne festgebackenen Abfall frei. Cooper drehte sich um und überlegte, ob er Fry rufen sollte. Stattdessen zog er seine Wollhandschuhe aus und schob sie in die rechte Jackentasche, ehe er aus der linken ein Päckchen zog, das ein anderes Paar Handschuhe enthielt. Latex und steril. Er musste sich ein wenig strecken, um den

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