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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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immer noch mit dahinkriechenden Fahrzeugen und Fußgängern verstopft waren, die ebenfalls auf der Fahrbahn herumschlitterten, weil die Gehwege noch nicht frei waren. Außerdem gab es rings um die Dam Street kaum Parkplätze, auch wenn kein Schnee lag. Die Häuser der Spinnereiarbeiter waren lange vor der Zeit gebaut worden, als die Leute Garagen oder Straßen brauchten, die breit genug waren, um Autos darauf abzustellen.
    Die Spinnerei selbst war erst kürzlich in ein Heimatmuseum umgewandelt worden. Das alte, dreistöckige Steinhaus war immer mehr verfallen und ihm hatte jahrelang der Abriss gedroht, doch jetzt hatte man sogar ein neues Café und einen Laden angebaut. Cooper fragte sich, was um alles in der Welt die Architekten geritten haben mochte, den Anbau aus rotem Backstein zu errichten, wo die alte Spinnerei und sämtliche anderen Gebäude ringsherum aus Naturstein waren. Im Peak District wurde fast alles aus Naturstein gebaut, so dass der Backstein wie ein Fremdkörper wirkte.
    An der Ecke Dam Street führte ein Mann einen Dobermann an einer kurzen Leine spazieren. Er musterte Cooper misstrauisch und fasste die Kette noch kürzer, als wollte er damit andeuten, dass der Hund bei der geringsten Provokation angriff.
    Cooper wartete, bis der Mann vorbei war, ehe er weiter bis zu Marie Tennents Haus ging. Es war das letzte in einer Zeile von Reihenhäusern, besaß einen kleinen Vorgarten und einen Ausblick über den Mühlteich auf der Rückseite des Heimatmuseums. Es war durch eine hohe Steinmauer vom Nebenhaus getrennt, die jegliche Kommunikation zwischen den Nachbarn verhinderte. An diesem Ende der Straße schien es ganz besonders ruhig zu sein, wie zumindest der kleine, mit einer dünnen Eisschicht überzogene Teich vermuten ließ. Cooper betrachtete die Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite, an denen sämtliche Fenster und Türen mit Brettern vernagelt waren. Die Häuser warteten entweder auf ihre Renovierung oder auf den Abriss.
    Zuerst klopfte er an die Nachbartür, bekam aber keine Antwort. Er hatte gerade beschlossen, es noch einmal zu probieren, nachdem er die Nummer 10 überprüft hatte, als hinter ihm eine Stimme ertönte.
    »Ja?«
    Es war der Mann mit dem Dobermann, der mit der Kette herumfuchtelte, als wollte er den Hund jeden Augenblick loslassen. Der Hund sah nicht besonders interessiert aus, aber Cooper wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen und stellte sich vor.
    »Wohnen Sie hier, Sir?«
    »Das will ich wohl meinen. Was wollen Sie?«
    »Ich habe ein paar Fragen zu Ihrer Nachbarin Marie Tennent.«
    »Dieses Mädchen aus Schottland?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich glaube, sie stammt aus Schottland.«
    »Sie heißt mit Nachnamen Tennent.«
    »Genau. Wie das Bier. Was hat sie denn angestellt? Platz!«
    Mit einem erleichterten Schnaufen ließ sich der Dobermann nieder. Aus der Nähe machte der Hund einen völlig erschöpften Eindruck, als wäre er schon viel zu lange durch die Straßen getrabt. Genau genommen sah er aus wie manche Streifenpolizisten, wenn sie die Schicht getauscht und achtzehn Stunden ununterbrochen Dienst geschoben hatten.
    »Sie hatte leider einen Unfall«, sagte Cooper.
    »Typisch Bullensprache! Ihr könnt nie sagen, was ihr wirklich meint. Sie ist tot, stimmt’s?«
    »Ja. Kannten Sie sie gut?«
    »Praktisch überhaupt nicht. Sie hat ziemlich zurückgezogen gelebt.«
    »Vielleicht hatte sie Angst vor Hunden.«
    Der Mann schaute Cooper nach, als er zur Tür von Nummer 10 ging und sie mit dem Schlüssel aufschloss, den er von der Hausverwaltung bekommen hatte. Cooper drehte sich kurz um. Aus dem Maul des Dobermanns trieften lange Speichelfaden auf das Pflaster. Die Muskeln in seinen Schultern und Hinterläufen waren gespannt. Cooper war froh, dass die Tür gleich beim ersten Versuch aufging, so dass er das kalte Haus von Marie Tennent betreten konnte.
    Das Erste, was er in der Diele sah, war das grüne Blinklicht eines Anrufbeantworters. Er drückte auf den Knopf und hörte eine schottisch klingende Stimme. Nicht aus dem Hochland, sondern eher städtisches Schottisch – vielleicht Glasgow oder Edinburgh, die beiden Dialekte konnte er nie genau auseinander halten. Es war eine Frau mittleren Alters, die weder ihren Namen noch eine Telefonnummer nannte.
    »Marie, ruf mich an, wenn du wieder da bist. Sag mir, wie es vorangeht, damit ich mir keine Sorgen um dich machen muss.«
    Auf einem Tisch stapelten sich Rechnungen, und am unteren Spiegelrand klebten gelbe

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