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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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südlich der Stadt ausbreiteten. Sie hatte sich diese Viertel angesehen und fand, dass sie eine beruhigende Anonymität ausstrahlten, beinahe ein bisschen, als hätte man ein Stück Großstadt in die Schrulligkeit von Edendale verfrachtet, wie die Vorhut einer Urbanen Invasion.
    »Schulen, Geschäfte und andere Einrichtungen sind bequem zu erreichen«, sagte sie. »Und es sind nur ein paar Autominuten bis zur A6, falls man nach Manchester oder nach Derby pendeln muss.«
    »Und wahrscheinlich weiß niemand, wie die Nachbarn heißen«, sagte Cooper.
    »Kann sein. Ist dir das wichtig?«
    »Ich denke schon.«
    »Na gut. Und was ist an dieser Wohnung da so Besonderes?«
    »Eigentlich nichts. Aber sie liegt mitten in der Stadt. Sie ist nicht zu groß. Und die Miete ist passabel.«
    »Hast du nicht genug Ersparnisse, um dir etwas zu kaufen?«
    »Ach was. Ich brauche etwas, das ich mir von meinem Polizeigehalt leisten kann, sonst kann ich das Ganze vergessen.«
    Fry dachte an ihre eigene Wohnung in der Grosvenor Avenue, das Viertel mit den möblierten Studentenbuden und Waschsalons, den asiatischen Gemüsehändlern und irischen Szenekneipen. »Eine niedrige Miete bedeutet meistens ein grässliches Loch, das sonst keiner haben will«, sagte sie.
    »Vermutlich«, seufzte Cooper. »Scheint ziemlich schwer zu sein, den perfekten Ort zum Leben zu finden.«
    »Nicht nur schwer, sondern unmöglich. Die meisten Leute sind schlau und geben es irgendwann auf.«
    »Tja, wahrscheinlich hast du Recht.«
    Fry ging zum Wagen. Sie hatte genug Zeit mit Ben Coopers Verschrobenheiten vertrödelt. Aber als sie die Fahrertür öffnete, hatte er sich immer noch nicht vom Fenster der Immobilienfirma losgerissen.
    »Meine Güte, kommst du jetzt endlich?«
    »Diane?«, rief er.
    »Was ist denn jetzt noch?«
    »Wenn es so schwer ist, den perfekten Ort zum Leben zu finden – wie schwer ist es dann erst, den perfekten Ort zum Sterben zu finden?«

14
    H och über dem Irontongue Hill malte wieder eine Boeing 767 beim Anflug auf Manchester einen weißen Streifen auf den heller werdenden Himmel. Sie war ein paar Minuten zu spät dran und wartete hinter einer Maschine aus Paris auf die Landeerlaubnis. Ein ganzes Stück tiefer flog ein kleines Flugzeug eine weite Schleife und drosselte die Geschwindigkeit, als wollte jemand aus dem Cockpit Fotos schießen.
    Auf dem Berghang darunter drehten sich vier Leute nach dem Motorengeräusch der kleinen Maschine um. Sie wandten die Gesichter zum Himmel und kniffen wegen der Helligkeit und den Schneeflocken, die ihnen der Wind ins Gesicht blies, die Augen zusammen.
    »Eine Piper Warrior, Typ 18«, stellte Corporal Sharon Thompson fest. Ihre Pausbacken waren knallrot vor Kälte, und sie hatte das Haar straff unter die Uniformmütze und die Kapuze ihrer Windjacke zurückgekämmt. »Wahrscheinlich vom Flugplatz Netherthorpe.«
    Hauptfeldwebel Josh Mason warf einen Blick auf die Unterseite der Maschine, die sich wieder entfernte.
    »Red keinen Blödsinn«, sagte er. »Sieht doch jeder Idiot, dass das keine Typ 18 ist. Hast du keine Flugzeugerkennung gehabt?«
    Thompson wurde noch eine Nuance röter, setzte aber eine trotzige Miene auf. »Komm schon, Spieß. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Wir wollen doch nicht den ganzen Tag hier draußen bleiben. Es ist ohnehin schon dunkel, bis wir zurückkommen.«
    »Ach was. Wir sind ja gleich da.«
    Die Kadetten stapften durch eine tief verschneite Senke und auf der anderen Seite wieder hinauf. Sie stolperten und schlitterten, bis sie fast die Spitze erreicht hatten und sich die letzten paar Zentimeter an ein paar verdorrten Grasbüscheln emporziehen konnten.
    »Geschafft«, sagte Mason stolz. »Der trigonometrische Punkt. Die Lancaster müsste ungefähr hundert Meter Richtung Nordnordwest liegen, gleich hinter der nächsten Kuppe.«
    Die Kadetten stöhnten. »Muss das sein, Spieß?«, maulte Kadett Derron Peace und klopfte sich den Schnee von der Felduniformhose.
    »Wir sollten doch einen Orientierungsgang machen«, meinte Thompson. »Wenn der Alte das rauskriegt …«
    »Das tut er aber nicht, oder?«, meinte Mason.
    »Es ist leichtsinnig, Leute bei diesem Wetter raus ins Hochmoor zu führen. Dafür sind wir nicht ausgerüstet.«
    »Von mir aus, dann bleibt eben hier.« Mason stapfte auf den nächsten Hang zu.
    »Aber Sie haben die Karte und den Kompass«, wandte Thompson ein.
    Die Kadetten sahen einander an und folgten ihrem Ausbilder im Gänsemarsch. Das Kanzelfenster

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