KALTHERZ
versucht.
„Hast du auch etwas zu trinken bekommen?“
„Ich habe den Mund nicht aufgemacht.“ Stefan presste die Lippen fest zusammen.
„Wer ist Thomas?“, fragte Katja noch einmal eindrin g lich. Sie hätte ihn am liebsten geschüttelt, um ihm klarz u machen, wie wichtig die Antwort für sie war.
Aber Stefan antwortete nicht. Dann stand Selbermann auf und ging aus dem Zimmer. Katja wollte schon au f geben, als Selbermann zurückkam. Er hatte ein großes Blatt in der Hand und hielt es Katja hin. Es zeigte ein Portrait. Ein Mann, der eine Kapitänsmütze auf dem Kopf trug. Kleine, dunkle, stechende Augen schauten sie feindselig an. Sie konnte es nicht glauben. Sie kannte diesen Mann.
Kapitel 2 7
„Der Begleiter von Magnus Knab, wieso sind wir da nicht gleich drauf g e kommen? Thomas ist Tom!“
Katja rief alles hintereinander in ihr Handy und Pfaff musste mehrfach nachfragen.
„Wovon redest du und wer ist Thomas?“
„Thomas ist Tom. Wie konnte ich nur so blind sein. Ich habe die Au f lösung die ganze Zeit vor der Nase gehabt.“
„Wer ist Thomas?“, rief Pfaff noch mal ins Handy.
„Thomas ist Gertrud Wagners Sohn.“
Pfaff schwieg am anderen Ende der Leitung.
„Ich bin auf dem Weg ins Präsidium.“ Sie erzählte ihm in knappen Worten, was sie von Stefan e r fahren hatte.
„Wir können diesem Thomas oder Tom Wagner auf j e den Fall Missbrauch nachweisen. Wir brauchen einen Haf t befehl. Außerdem hat mir Gerd Reimers erzählt, dass Thomas bei seiner Mutter lebt. Jetzt dürfte es wohl kein Problem mehr sein, einen Durchsuchungsbeschluss zu b e kommen.“
Als Katja sagte, dass ihr Gerd Reimers von Thomas Wagner erzählt hatte, fiel ihr seine Reaktion beim Essen im Oeder Weg ein. Er kannte Thomas Wagner. Wie viel hatte er mitbekommen? Stand ihm deshalb die kalte Wut im G e sicht, als er von dem Missbrauch erfahren hatte, weil er von der Verbindung zwischen Magnus Knab und Thomas Wagner gewusst hatte? Der Gedanke erschreckte sie. Sie musste u n bedingt mit Gerd Reimers reden.
„Komm erst mal ins Büro“, antwortete Pfaff knapp und dann sagte er: „Gut g e macht.“
Als Katja endlich im Büro war, zeigte sie Pfaff das g e malte Bild von Selbermann und erzählte von ihrer B e gegnung mit dem Sohn von Gertrud Wagner beim Fasching s fest der ‚Schwarzen Elf’ in Fechenheim. Sie hatte Thomas Wagner damals zwar nur kurz gesehen, aber trot z dem hatte sie ihn auf dem Portrait von Selbermann sofort wiede r erkannt. Selbermann hatte wie mit dem Brennglas, ähnlich wie bei einer Karikatur, genau die Details herau s gearbeitet, die charakteristisch für das Gesicht von Thomas Wagner waren. Sie berichtete Pfaff au s führlich, was ihr Stefan Hartmann erzählt hatte. Außerdem erzählte sie ihm, was sie im Atelier Goldstein von Marianne Lessing erfahren hatte. Die hatte ihr bei ihrem Besuch im Atelier bereits b e richtet, dass Selbermann über ein fotografisches Gedäch t nis ve r füge und alles noch nach langer Zeit aus dem Kopf malen könne. Nachdem Selbermann ihr das Portrait g e bracht hatte, hatte Katja noch mal beide eindringlich g e fragt, ob es wirklich Thomas Wagner gewesen war, der ihnen so z u gesetzt hatte. Diesmal nickte Stefan heftig mit dem Kopf und Selbermann begann erneut, mit seinem Oberkörper hin- und herz u pendeln.
Katja merkte, dass Pfaff den Aussagen der beiden Heimbewohner nicht ganz zu trauen schien.
„Bist du sicher, dass dieser Thomas oder Tom wirklich Gertrud Wa g ners Sohn ist?“, fragte er Katja
Sie versuchte erneut, ihn davon zu überzeugen, dass sie der Aussage von Stefan traue. Selbermanns Bild war für Katja wie eine Fotografie.
„Gut, wir gehen auf jeden Fall in Gertrud Wagners Wohnung und schauen uns dort um“, stimmte Pfaff zu. „Aber einen Haftbefehl für Thomas Wagner werden wir aufgrund der Aussagen von zwei geistig Behinderten nicht b e kommen, schätze ich mal.“
„Gut, dann müssen wir eben endgültige Beweise finden, die Stemmler überzeugen, damit er unser Anliegen unte r stützt.“ Katja war sich sicher, dass sie die Beweise finden würden.
Am nächsten Morgen machten sie sich früh auf den Weg. Die Spurensicherung war informiert. Die Kollegen würden nac h kommen. Aber Katja und Pfaff wollten nicht so lange warten. Sie wollten mö g lichst schnell in Gertrud Wagners Wohnung. Den Schlüssel hatten sie noch von i h rer Fes t nahme.
Es roch nach Katzenfutter, aber keine der Katzen von Gertrud Wagner
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