KALTHERZ
ließ sich blicken. Das Medikament war aus der Küche verschwunden. Dafür stand schmutziges G e schirr auf dem Tisch. Die Wohnung war leer. Sie schauten sich in der kleinen Wohnung um, konnten aber nichts Ve r dächtiges finden. Im Bad stand R a sierzeug.
„Wenn ihr Sohn mit ihr zusammenwohnt, dann muss es noch einen Raum hier im Haus geben“, sagte Katja. „In der Wohnung ist nichts weiter, was auf seine Gegenwart hi n deutet.“
Sie suchten am Schlüsselbrett nach weiteren Schlüsseln und wurden fündig. Es gab einen, der mit der Aufschrift ‚Keller’ versehen war.
„Wir sollten Verstärkung abwarten“, meinte Pfaff. „Wenn sich der Knabe im Keller aufhält, könnten wir Ä r ger bekommen. Wir wissen nicht, wie gefährlich er ist.“
Aber Katja wollte nicht warten. „Lass uns wenigstens nachsehen, welcher Keller zu ihrer Wohnung g e hört.“ Pfaff ließ sich überreden und sie stiegen zu den Kellern hinunter. Es gab keine Bretterverschläge. Die einzelnen Mieter ve r fügten über gemauerte Räume, die die meisten mit einer E i sentür ve r schlossen hatten. Sie probierten gerade den Schlüssel an der ersten Tür aus, als eine Tür vor ihnen au f flog und jemand herausrannte. Er gab Katja einen kräftigen Stoß, so dass sie heftig gegen die Wand g e schleudert wurde und im Fallen Pfaff mit sich zu Boden riss. Bevor einer von ihnen reagieren konnte, war der Angreifer an ihnen vorbei und aus dem Keller g e rannt. Pfaff war als Erster wieder auf den Beinen und rannte ihm hinterher. Das ganze war blit z schnell gegangen. Katja versuchte aufzustehen und ve r spürte einen stechenden Schmerz in dem Arm, mit dem sie gegen die Kellerwand geknallt war. Endlich war auch sie auf den Beinen. Sie hielt sich den schmerzenden Arm und ve r fluchte sich innerlich, dass sie Pfaff überredet hatte, ohne Verstärkung die Kellerräume zu betreten. Aber mit dem Angriff hatte sie nicht gerec h net. Das würde Ärger geben. Aber im Moment konnte sie daran nichts ä n dern.
Pfaff würde bestimmt gleich zurückkommen. Katja glaubte nicht, dass er den Flüchtigen hatte einholen kö n nen. Sie näherte sich der offenen Tür und schaute vo r sichtig hi n ein.
Der Raum war komplett eingerichtet. Gleich mehrere Computer, Stereoanlagen und Fotoapparate standen auf dem Tisch und einem älteren Sideboard. An den Wänden hingen Pornobilder mit Schwulen in sadistischen Positi o nen. Auf Tisch und Bett lagen Hard-Core-Hefte. Als Katja darin blätterte, stellte sie fest, dass alle nur ein Thema ha t ten. Man hätte das, was sie bei Magnus Knab gefunden ha t ten, fast moralisch nennen können, gegenüber den Perve r sitäten, die in diesen Heften a b gebildet waren. Außerdem hatte Thomas Wagner, denn um den handelte es sich ganz offensichtlich, anscheinend geklaute Ware in seinem Keller. Es lagerten massenhaft Computerteile, Fotoapparate, Ha n dys – teilweise originalverpackt – au f einandergestapelt im Raum, die er wohl kaum für seinen privaten Verbrauch ei n gekauft hatte.
Plötzlich stand Pfaff hinter ihr. Katja war so a n gewidert von dem, was sie sah, dass sie ihn nicht hatte kommen h ö ren. Das war bereits ihr zweiter Fehler heute Morgen.
Thomas Wagner hatte seinen kurzen Vorsprung g e nutzt. Pfaff hatte ihn nicht einholen können. Sie hatten sich wie die letzten Anfänger von ihm an der Nase herumführen la s sen.
Katja war schuldbewusst. Sie hatte Pfaff schließlich ü berredet, sich den Keller sofort anzusehen. Aber Pfaff schwieg, als er jetzt neben ihr stand. Sie konnte sein Schweigen diesmal nicht deuten. Er schaute sich mit ve r steinertem Gesicht den Kellerraum an. Ging zum Bett und blätterte in den Heften, sah sich die Bilder an den Wänden und die diversen Fotoapparate und Computer genauer an. Dann hielt er einige Fotos hoch. Sie zeigten Magnus Knab mit Thomas Wagner in eindeutiger Stellung.
„Du hast recht gehabt, Selbermanns Portrait-Gemälde ist wirklich sehr nah dran an der Realität. Er hat Thomas Wagner gut getroffen.“
Katja hatte schon befürchtet, er würde nicht mehr mit ihr reden. Sie sah sich die Bilder an und musste Pfaff recht geben. Hätte Selbermann ein Fahndungsfoto angefertigt, es hätte nicht besser sein kö n nen.
Sie warteten noch eine Weile, bis die Spurensicherung eing e troffen war, und fuhren dann zurück zum Präsidium. Thomas Wa g ner schrieben sie zur Fahndung aus.
Im Präsidium erschien Stemmler in ihrem Büro, kaum dass sie an ihren Schreibtischen saßen. Er forderte eine E r
Weitere Kostenlose Bücher