Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)
fragen. Ich würde zu gern Zietlow zu der
Auseinandersetzung befragen. Leider ist er nicht mehr zu erreichen seit seinem Einsatz.
Hatten Sie Kontakt mit ihm?
Klient: Nein.
Ich habe ihn umgebracht. So wie ich Fliedmann umgebracht habe und auch Sie umbringen
werde. Und Ihre Exfrau natürlich. Ich bin ein verdammter Serienkiller. Bestsellerautor
und Serienkiller.
Detektiv: Warum
werden Sie so sarkastisch, Jacques? Sie legen schon seit Beginn unseres Gespräches
heute so einen drohenden, provokanten Unterton auf. Und dann dieser lauernde Blick.
Ganz abgesehen davon, dass Ihr Whiskyglas gleich zerbricht, wenn Sie es weiter so
fest umklammern. Ihnen ist doch gar nicht nach leichtem Small Talk zumute. Raus
mit der Sprache, was liegt Ihnen auf dem Herzen?
Klient: Interessiert
Sie gar nicht, wer an der Tür Ihrer Detektei klopfte, während Sie sich unten in
der Bar mit Ihrer Exfrau geprügelt haben?
Detektiv: Sie
sollten nicht zur Tür gehen. Ich habe Ihnen ausdrücklich befohlen, auf Position
zu bleiben!
Klient: Ich
wollte nur schnell Bescheid sagen, dass Sie nicht zu sprechen sind. Da stand meine
Tochter vor mir, bekleidet mit einem Trenchcoat. Und drunter nichts als ein rosafarbenes
Negligé.
Detektiv: Jacques,
ich …
Klient: Möchten
Sie mir jetzt etwas sagen, Karl?
Detektiv: Ich
kann das alles erklären …
Klient: ›Cécile‹
– wie sind Sie nur auf diesen bescheuerten Namen gekommen? Ich hätte sofort Verdacht
schöpfen müssen, als Sie einige Sekunden überlegen mussten, wie Ihre neue junge
Freundin überhaupt heißt.
Detektiv: Es
ist nicht das, was Sie denken, Karl. Es ist nur …
Klient: … nur
Sex? Ist es das, was Sie sagen wollten? Mein Gott, meine Tochter geht mit einem
schäbigen, alkoholkranken, alten Schnüffler ins Bett. Das ist so entwürdigend.
Detektiv: Ich
muss doch sehr bitten. Außerdem kann ich Ihnen alles erklären …
Klient: Dann
erklären Sie mir zuerst, wann und wie Sie meine Tochter kennengelernt haben. Ist
das Ganze eine Vergeltungsaktion wegen meiner Beziehung mit Ihrer Exfrau?
Detektiv: Nicht
doch. Es ist etwa zwei Wochen her, ich beschattete Karin vor ihrer neuen Wohnung.
Da sah ich Sie mit Ihrer Stefanie vorfahren. Sie stiegen aus, und die Art, wie Sie
sich von ihr verabschiedeten, bevor Sie zu Karin hochgingen … Ich dachte mir gleich,
es kann nur Ihre Tochter sein. Ich fuhr ihr nach, nachdem sie Sie abgesetzt hatte,
einfach so, ohne Hintergedanken.
Klient: Natürlich hatten
Sie keine Hintergedanken!
Detektiv: Reine
Neugier, glauben Sie mir! Ich war völlig in Gedanken versunken, an einer roten Ampel
in der Kasinostraße wäre ich ihr fast hinten draufgefahren, musste eine Vollbremsung
machen. Sie ist wahnsinnig erschrocken, ist gleich ausgestiegen …
Klient: Und
um sie zu beruhigen, haben Sie sie zum Abendessen eingeladen!
Detektiv: Mein
Gott, Jacques! Wenn Sie mir nicht vorher erzählt hätten, dass sie auf reife Männer
steht, hätte ich nie gewagt …
Klient: Also bin ich daran schuld, dass sie mit Ihnen im Bett gelandet ist?
Detektiv: Jetzt nehmen Sie die
Sache doch nicht so persönlich. Sie ist kein Kind mehr. Puh, offen gesagt bin
ich froh, dass die Wahrheit endlich auf dem Tisch ist. Richtig erleichtert. Und
um noch mal auf Ihren Einfall mit dem gemeinsamen Wochenende im Elsass
zurückzukommen – ich finde die Idee gar nicht so schlecht! Jetzt, wo wir beide
keine Geheimnisse mehr voreinander haben. Wir bilden ja fast schon eine kleine
Patchwork-Familie, finden Sie nicht? Meine Exfrau als potenzielle Stiefmutter
Ihrer Tochter, ich als Ihr möglicher Schwiegersohn – und der meiner Exfrau, das
ist ja fast schon Stoff für eine Komödie. Habe ich etwas Falsches gesagt? Sie
sehen so wütend aus, Jacques. Was machen Sie da an meinem Schreibtisch? Lassen
Sie die Schublade bitte zu. Jacques, eine Ruger ist kein Spielzeug, Sie sollten
damit nicht auf mich zielen. Sie sollten niemals auf andere Menschen
zielen.
Klient: Das
ist kein Spaß, Karl. Sie sind zu weit gegangen. Ich lasse mich von Ihnen nicht demütigen.
Ich erschieße Sie mit Ihrem eigenen Revolver. Hier und jetzt.
Detektiv: Sind
Sie sicher? Sie sind sicher. Hm. Okay, akzeptiert. Jeder muss irgendwann mal abtreten.
Aber so geht das nicht. Zuerst müssen Sie die Waffe entsichern, mit dem kleinen
Hebel auf der rechten Seite. Ja, genau da. Und dann Ihre Schusshaltung, völlig unprofessionell.
Stellen Sie mal die
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