Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
den Nachthimmel zu all den roten und gelben Sternen. Sie waren so weit entfernt. Seine Gedanken kehrten zu Gwendolyn zurück. Er musste an ihren letzten gemeinsamen Ausflug zum Haus der Gelehrten denken, an all die Bücher. Er beobachtete die Sterne, und seine Gedanken wanderten zu seiner Mutter, zum Land der Druiden. Er fragte sich, ob er jemals dorthin kommen würde. Er fragte sich, warum seine Mutter einen Ozean weit entfernt von ihm lebte, und warum er sie niemals getroffen hatte. Er fragte sich, welches Schicksal ihn erwartete.
Thor konnte das Mysterium, das seine Herkunft umgab förmlich spüren. Und die Lösung schien fast greifbar zu sein. Seine Gedanken kreisten, als er versuchte dem Mysterium auf den Grund zu gehen und er an seine Mutter, seinen Vater, seine Erziehung und die Druiden dachte. Es war ein langer Tag gewesen, viel zu lang. Er war erschöpft und obwohl er sich dagegen wehrte, lullte die Kühle Brise ihn in den Schlaf, und ehe er sich versah, schlossen sich seine Lider.
.
*
Thor ging langsam durch die Straßen seines Heimatorts. Sie schienen verlassen, die Türen der Häuser waren geöffnet und sie waren leer. Der Wind wehte unbarmherzig, und schickte dicke Staubwolken und riesige Steppenroller in Thors Richtung. Thor hielt schützend die Hände vor die Augen und lief weiter. Er wusste nicht warum er hier war, doch er konnte spüren dass es etwas gab, das er unbedingt sehen musste.
Er bog um eine Ecke, sah in der Ferne das Haus seines Vaters und ging schnell darauf zu. Die Türe war nur angelehnt und er trat ein. Alles war genauso, wie er es in Erinnerung hatte. Doch es war leer. Sein Vater war fort, und er hatte das Gefühl, dass er schon lange fort war. Thor ging durch die Hintertür in Richtung des Schuppens in dem er immer geschlafen hatte, und war überrascht eine Frau zu sehen. Sie trug ein wallendes blaues Gewand und hielt einen grazilen gelblichen Stab. Ein blaues Leuchten schien von ihrem Gesicht auszugehen, so intensiv, dass er ihre Gesichtszüge nicht erkennen konnte. Er spürte, dass sie wichtig war. Eine wichtige Person in seinem Leben. Vielleicht sogar – so wagte er zu hoffen – seine Mutter.
„Thorgrin, mein Sohn.“, sagte sie, und ihre Stimme klang sanft und beruhigend. „Ich erwarte dich. Es ist an der Zeit für dich nach Hause zurückzukehren. Es ist an der Zeit, dass du erfährst, wer du bist.“
Thor tat einen Schritt auf sie zu. Er war neugierig, wollte ihr Gesicht sehen, mehr wissen.
Ihre Ausstrahlung zog ihn an wie ein Magnet, doch je näher er kam, umso stärker wurde das Leuchten und er hob seine Hände vor die Augen und konnte sich nicht weiter nähern.
„Mutter?“, fragte er. „Bist du das?“
„Komm nach Hause Thorgrin“, sagte sie drängend. „Komm nach Hause.“
Sie trat auf ihn zu und hielt seine Schultern und Thor fühlte, wie ihn eine intensive Energie durchströmte, konnte spüren, wie sein Körper von Licht durchdrungen wurde. Doch er konnte ihr Gesicht noch immer nicht sehen; er schirmte seine Augen gegen ihr Leuchten ab, das sich anfühlte, als würde es durch ihn hindurch brennen.
Thor fuhr hoch, atmete schwer, und sah sich um. Er stellte überrascht fest, dass er geträumt hatte. Es hatte sich so real angefühlt!
Thor lag mit seinen Waffenbrüdern auf dem Boden um das sterbende Feuer herum. Die anderen schliefen noch. Er drehte sich um und sah das sanfte violette und gelbe Licht der Morgendämmerung über den Horizont steigen.
Er stand auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn, und dachte über seinen Traum nach.
Er was so lebendig gewesen; sein Herz schlug noch immer wild in seiner Brust. Er hatte wirklich das Gefühl, als ob er gerade seiner Mutter begegnet wäre. Und ihre Worte klangen in seinem Geist nach. Es war wie eine Nachricht von ihr. Mehr als eine Nachricht – es war wie ein Befehl.
Komm nach Hause.
Thor fühlte eine Dringlichkeit, als erwarte ihn eine wichtige Botschaft in seinem Heimatort. Ein großes Geheimnis, das darauf wartete, entschlüsselt zu werden. Das Geheimnis, wer er war. Wer seine Mutter war.
Er ging hinüber zu dem gurgelnden kleinen Bach, kniete nieder uns spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht in dem Versuch, den Gedanken abzuschütteln. Doch es half nichts. Es klammerte sich an ihm fest, diese anhaltende Gefühl, dass er nach Hause gehen musste. Bildete er es sich nur ein? War es Wunschdenken? Es fiel ihm so schwer zu unterscheiden, was ein Traum, und was eine Botschaft für ihn war.
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