Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
ihrer Hand- und Fußgelenke. Ihr Körper zitterte vor Erschöpfung, Angst und Hunger.
Sie fragte sich wie sie, eine Prinzessin, die erstgeborene MacGils, in diese Situation geraten konnte. Es war schwer zu begreifen. Vor nur wenigen Monaten hatte sie sich Ihre Zukunft mit so viel Freude ausgemalt. Sie hatte sich vorgestellt, einen McCloud Prinzen zu heiraten und Königin des Reiches der McClouds zu werden. Und nun stand sie da, eine Gefangene an ihrem eigenen Hof, behandelt wie ein gemeiner Verbrecher – und noch viel schlimmer. Der alte McCloud war ein bösartiges Tier, die niedrigste Form menschlichen Lebens.
Sie war nie jemandem begegnet, der roher, gemeiner und bösartiger als dieser Mann war. Er terrorisierte alles und jeden um ihn herum, und obwohl sie die Gelegenheit ergriffen hatte und gescheitert war, und sich nun hier im Kerker befand, bereute sie doch nicht, dass sie versucht hatte, ihn in der Hütte umzubringen und das arme Mädchen vor seinem Angriff zu schützen.
Es war ein Irrtum gewesen zu denken, dass sie ihn würde umbringen können, ganz so, wie Bronson sie gewarnt hatte. Und rückblickend war es dumm gewesen. Doch sie bereute es nicht.
Luanda schloss die Augen und sie konnte das schreckliche Bild vor sich sehen, als Bronson von seinem eigenen Vater hinterhältig angegriffen wurde, und sie zusehen musste, wie er bei dem Versuch ihr Leben zu retten einen Arm verlor. Sie wurde überwältigt von Wogen von Schuldgefühlen. Sie liebte Bronson mehr denn je, bewunderte ihn dafür, dass er endlich gegen seinen Vater Stellung bezogen hatte und schätzte sein Opfer mehr, als er es je erahnen konnte. Doch von seinem Vater war sie mehr denn je angewidert.
Sie musste irgendwie aus diesem Kerker herauskommen und Bronson, der exekutiert werden sollte, retten. Sie konnte ihn nicht durch die Hand seines eigenen Vaters sterben lassen. Und sie mussten weg aus dieser Stadt, weg aus dem Reich der McClouds, irgendwie zurück über die Highlands ins Reich der MacGils wo sie sicher sein würden. Sie musste an den Hof ihres Vaters zurückkehren, und hoffen, dass er sie mit offenen Armen empfing.
Doch im Augenblick schien all das so weit entfernt. Bronson könnte schon lange tot sein und sie stand hier in Ketten, und es war nicht der kleinste Hoffnungsschimmer in Sicht, wie sie ihren Bewachern hätte entkommen können. Tatsächlich hatte sie dringendere Dinge im Kopf: Ihre Bewacher, zwei Schwachköpfe, hatten sich die ganze Nacht über damit abgewechselt, sie zu quälen. Einer zog ihr Haar an den Haaren, der andere an ihrer Bluse; einer bedrohte sie mit einem Messer, der andere mit einem heißen Eisen. Gott sei Dank hatten sie sie noch nicht vergewaltigt oder gefoltert.
Doch ihre Drohungen gingen schon seit Stunden und sie wurden schlimmer. Sie hatte den Eindruck, dass sie sich aufschaukelten, und wenn ihre Drohungen auch nur einen Funken Wahrheit enthielten, dann würden sie noch vor Sonnenaufgang vergewaltigt, gefoltert und tot sein. Sie waren zwei ekelhafte kleine Männer, unrasiert mit fettigem Haar, in der Uniform der McClouds, und sie glaubte ihnen aufs Wort. Ihre Stunden waren gezählt. Sie musste einen Weg hier heraus finden, und zwar schnell. Sie war am Zug, doch sie wusste nicht, was sie tun sollte.
„Ich sage, wir schneiden sie langsam auf.“, schlug der Eine mit einem bösen Grinsen im Gesicht vor, das seine verfaulten Zähne entblößte.
„Lass sie uns lieber erst ein wenig brandmarken.“, entgegnete der andere.
Sie lachten, amüsiert über ihre eigenen Scherze, und Luanda zermarterte sich den Kopf. Als Frau hatte sie nie jemand für sonderlich Klug gehalten – doch sie war klug, zumindest klüger als ihr Vater, so klug wie ihre Geschwister. Ihr ganzes Leben lang hatte sie fast immer einen Ausweg aus allen möglichen Situationen gefunden.
Sie sammelte ihre innere Stärke und all ihre Schlauheit – die Schlauheit von Generationen von MacGil Königen, deren Blut durch ihre Adern rann. Sie schloss die Augen und zwang sich, einen Ausweg zu finden.
Und dann fand sie ihn.
Er war weit hergeholt und würde wahrscheinlich ohnehin nicht funktionieren, doch sie musste es zumindest versuchen.
„Ich werde tun, was immer ihr von mir verlangt!“, schrie sie plötzlich mit heiserer Stimme.
„Das wissen wir.“, gab einer der Männer zurück. „Du hast keine andere Wahl!“, und brach in wildes Gelächter aus.
„Das meine ich nicht.“, sagte sie mit klopfendem Herzen. „Wenn ihr mich losbindet, “
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