Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
Wann war ihm sein eigenes Unterbewusstsein jemals im Weg gestanden, eine Nachricht zu verstehen?
„Manchmal sind Träume mehr als nur Träume“, hörte er eine Stimme sagen.
Thor kannte die Stimme, und sie schickte ihm einen Schauer über den Rücken. Er fuhr herum und sah Argon hinter sich stehen, auf seinen Stab gestützt und in weiß gewandet blickte er hinaus in die Weite der Morgendämmerung. Er sah nicht einmal in Thors Richtung.
Thor war so erleichtert, dass er hier war; es war als würde er einen alten Freund wiedersehen.
„Argon!“, sagte Thor. „ Bitte sag es mir. War das alles real? Der Traum? Wartet meine Mutter auf mich?“
“Ja und nein.“, antwortete er.
Thor überlegte.
„Muss ich in meinen Heimatort zurückkehren?“, hakte er nach.
„Du selbst kennst die Antwort.“
Thor kannte sie. Er konnte sie spüren. Er musste gehen.
“Erwartet sie mich jetzt dort? Wie ist sie dort hingekommen? Was tut sie da?”
“Manche Dinge musst du selbst herausfinden.“, antwortete Argon. „ Es ist an dir, dich auf diese Reise zu machen.“
Im nächsten Augenblick war Argon verschwunden. Thor blickte sich um, doch er war fort.
Thor rieb sich ein paarmal das Gesicht, und fragte sich, ob er sich alles nur eingebildet hatte. Doch er war sich sicher, dass dem nicht so war. Erst hatte er diesen Traum. Dann – Argon. Thor spürte, dass es ein Zeichen war, das er nicht länger ignorieren konnte. Er hatte das gleiche Gefühl wie an jenem schicksalhaften Tag, an dem er sein Dorf verlassen hatte, und sich das erste Mal nach King’s Court aufgemacht hatte.
Das Universum sprach zu ihm. Er musste zu seinem Heimatort zurückkehren. Etwas erwartete ihn dort. Ein Geheimnis, das darauf wartete, gelüftet zu werden. War das der Grund, warum das Schicksal ihn hierher geschickt hatte? An diesen abgelegenen Ort, der an derselben Straße lag wie sein Heimatort? Er fragte sich – hatte ihm das Universum die ganze Zeit schon Zeichen geschickt?
Thor stand aufrecht da, fuhr sich mit seinen nassen Händen durch die Haare und entschied – er musste gehen. Er brauchte Antworten. Sein Heimatort war kaum einen Tagesritt von hier entfernt, und wenn er jetzt los ritt, konnte er noch vor Sonnenuntergang wieder hier sein. Seine Waffenbrüder würden einen Tag lang ohne ihn auskommen. Es war riskant, denn er war im Begriff seinen Posten zu verlassen, und wenn der Legionskommandant das herausfinden würde, würde er ihn sicher bestrafen. Doch es gab hier heute außer mehr leichtem Wiederaufbau ohnehin nicht viel zu tun. Sie befanden sich ja nicht im Krieg, und Thor war zuversichtlich, dass seine Freunde hier sicher waren. Er wandte sich um und ging zu seinem Pferd.
Plötzlich hörte er eine Stimme.
„Wohin gehst du?“
Thor sah Reece, der jetzt sehr viel erholter aussah.
„Reece,“ sagte er, „du siehst gute aus. Ich bin froh zu sehen, dass es dir besser geht.“
„Das tut es.“, antwortete Reece und seine Energie war in der Tat zurückgekehrt. „Sehr sogar. Ich werde jetzt zu dem Mädchen gehen, das mir geholfen hat.“
Thor lächelte.
„Du verschwendest keine Zeit, nicht wahr?“, bemerkte Thor mit Blick auf die gerade erst aufgehende Sonne. „Freut mich für dich.“
Thor bewunderte seinen Mut. Er wusste, wieviel Mut man dazu brauchte.
Reece lächelte verlegen zurück.
„Und du?“, wollte er wissen und nickte in Richtung von Thors Pferd. „Sieht aus, als ob du irgendwo hin willst.”
Thor räusperte sich, und fragte sich, wieviel er ihm erzählen sollte. Er konnte Reece mehr als jedem anderen vertrauen und entschloss sich, es ihm zu erzählen.
„Ich hatte einen Traum. Er war wie ein Zeichen. Ich muss meinem Heimatort einen Besuch abstatten, werde aber vor Sonnenuntergang zurück sein. Kannst du für mich einspringen?”
Reece nickte feierlich.
“Tu was das Schicksal dir zu tun aufträgt.“, sagte er.
Reece griff Thors Arm und drückte ihn fest.
„Du hast gestern mein Leben gerettet. Das werde ich dir nie vergessen.“
Während sie sich verabschiedeten, fühlte Thor einmal mehr, dass Reece sein wahrer Bruder war. Er war ihm näher als jedem anderen, den er kannte. Und als er an seine Heimat dachte, den Ort an dem er mit drei Brüdern, die ihn hassten aufgewachsen war, war Thor dem Schicksal unglaublich dankbar für Reece. Mehr als dieser jemals ahnen konnte.
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
Luanda stand angekettet an eine Steinmauer im Kerker der McClouds, mit schweren Schellen an jedem
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