Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
seinem Pferd die Sporen und betete, dass er sie einholen würde, bevor sie ihre befestigte Stadt erreichen konnten. Thor musste sie auf der Straße einholen, wenn er sich auch nur die geringsten Chancen ausrechnen wollte. Er hoffte dass sie irgendwann langsamer werden mussten, um ihm eine Gelegenheit zum Aufholen zu geben. Er war sich fast sicher, dass sie irgendwann eine Pause einlegen würden: Denn was hatte eine Hundertschaft von wilden Kriegern schon zu befürchten wenn sie einmal die nähere Umgebung von King’s Court verlassen hatten? Sie würden wahrscheinlich zu einem Trab verlangsamen, vielleicht sogar gehen, und sich Zeit lassen, wieder in ihre Provinz zurückzukehren. Der Gedanke, dass Gwen bei Ihnen war, verbrannte Thor innerlich. Er hasste Gareth mit einer Leidenschaft, mit der er noch nie jemanden gehasst hatte, und schwor Rache.
Thor wusste, das Gwendolyn selbst stark, wild und stolz war. Er sah was sie auf dem Schlachtfeld gemeinsam mit Steffen angerichtet hatte, und war beeindruckt, wenn auch nicht überrascht. Er betete, dass sie irgendwoher die Stärke nehmen konnte, ruhig zu bleiben, als sie sie wegschleppten, und dass sie darauf vertraute, dass Thor kommen würde, um sie zu befreien. Er nahm an, dass sie sie lebendig wollten, als Trophäe, um es für immer den MacGils unter die Nase reiben zu können.
Sie ritten und ritten, und die zweite Sonne neigte sich schon dem Untergang zu. Thor und seine Männer waren außer Atem und die Pferde waren erschöpft von dem langen und harten Ritt und endlich erreichten sie ein Plateau hoch auf einem Hügel, das einen überwältigenden Ausblick über die Landschaft bot. Zu seinen Füßen konnte Thor die Vielzahl der südlichen Provinzen des Rings sehen, sanfte Hügel und Täler und bunte Herbstwälder, die sich unter dem atemberaubenden Licht der Abendsonne sanft im Wind wiegten.
Und dort am Horizont sah er riesige Gefolgschaft der Nevaruns, wie sie durch die Felder gen Süden ritten. Thor fand es ermutigend zu sehen, dass sie sich nur noch in einem entspannten Trab voran bewegten.
Zum ersten Mal, seit sie die Verfolgung aufgenommen hatte, war er sich sicher, dass er sie einholen konnte. Thor gab seinem Pferd die Sporen und schrie, und die anderen folgten ihm wie ein einziger Mann und gemeinsam stürmten sie den Hügel hinunter und konnten nun die Nevaruns im Blick behalten. Thor ritt schneller, als er je zuvor geritten war, sanfte Hügel hinab, über Feldwege, Wiesen und durch einen dichten Wald. Sie kamen nimmer näher, und schließlich waren die Nevaruns nur noch ein paar hundert Meter entfernt.
Als sie in Bogenreichweite kamen, konnte Thor den ersten Blick auf Gwen erhaschen, für einen kurzen Augenblick nur, aber es erleichterte ihn ungeheuerlich zu sehen, dass sie am Leben war. Sie saß mit gefesselten Händen und vor Scham gesenktem Kopf hinter dem Anführer, der ein triumphierendes Lächeln auf dem Gesicht hatte, auf dem Pferd. Sie ritten an der Spitze des Trupps, einige Meter vor den anderen her. Er führte eine siegreiche Armee nach Hause.
Thor war nicht umhin gekommen zu bemerken, dass diese Armee eine Spur der Verwüstung hinterlassen hatte. Sie hatten mehrere kleine Dörfer geplündert, von denen nun Rauch gen Horizont aufstieg.
Grundsätzlich schuldeten die Nevaruns den MacGils die Treue, denn sie waren auf der Seite der Highlands, die zum Reich der MacGils gehörte; Thor war sich sicher, dass sie unter der Herrschaft von Gwens Vater niemals ungestraft davongekommen wären. Aber sie waren Separatisten, und schon immer schwer zu kontrollieren gewesen. Und nun mit Gareth als König – der sie noch dazu eingeladen hatte, seine Schwester mit sich zu nehmen – taten sie ganz und gar, wonach ihnen der Sinn stand.
Sie waren nie wirklich loyal gewesen. Weder gegenüber den MacGils, noch gegenüber den McClouds. Sie erschienen jedem gegenüber loyal, den sie gerade nicht umbringen wollten.
Als sie sich immer noch unentdeckt näherten, fiel Thor ein, dass er sich einen Plan zurechtlegen musste. Immerhin waren er und seine Waffenbrüder nur zu neunt, und fanden sich mindestens einhundert Nevaruns gegenüber. Und nicht nur das: die Nevaruns waren riesige, wilde Krieger, Halbblüter, die ausschließlich für den Krieg und das Morden lebten. Thor erinnerte sich an Kolks Geschichten – er hatte seine Narben im Kampf gegen die Nevaruns erworben.
Sie konnten sie nicht frontal angreifen. Trotz seine wie auch immer gearteten, leider unzuverlässigen
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