Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
sehr ernst. Und ich weiß, was ich für dich empfinde. Ich habe die ganze Nacht lang wach gelegen und konnte an nichts anderes denken.“
Selese’s Wangen röteten sich und sie verlagerte nervös ihr Gewicht von einem Bein auf das andere.
„Sag mir.“, fragte Reece und beruhigte sich langsam. „Musst du denn überhaupt nicht an mich denken?“
Selese sah verlegen zu Boden.
„Seit du gestern fort gegangen bist, habe ich an nichts anderes mehr gedacht.“, sagte sie sanft und wich seinem Blick aus, als hätte sie Angst, es zuzugeben.
Reece’s Herz schwoll. Am liebsten hätte er es von den Dächern geschrien. Er konnte kaum begreifen, dass sie das gleiche fühlte wie er.
„Aber warum hast du dich dann so gegen mich zur Wehr gesetzt?“, wollte er wissen.
Sie blickte auf und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Ich würde dich nach einem Tag langweilen.“, erklärte sie. „Ich wäre nur eine Kuriosität, das Mädchen vom Dorf, das du nach King’s Court gebracht hast. Jeder würde mich anstarren und du würdest zur nächsten weiterziehen. Ich will mir das nicht selbst antun.“
„Niemand wird dich anstarren.“, sagte Reece. „Am allerwenigsten ich. Mir ist es vollkommen egal, was die anderen denken. Ich möchte dich bei mir haben. Ich möchte, dass du mit mir kommst.“
Sie sah ihn in die Augen und zum ersten Mal konnte er ihre Gefühle für ihn spüren. Er konnte nicht länger auf eine Antwort warten, zog sie zu sich heran, und küsste sie.
Sie wehrte sich nicht. Sie küsste ihn nicht zurück, aber sie wandte auch nicht den Kopf ab. Ihre Lippen auf seinen zu spüren war berauschend, und er küsste sie, so lange er konnte. Als er es tat, fühlte er sich, als wären sie an einem anderen Ort. Er wusste, dass sie füreinander bestimmt waren.
Plötzlich durchschnitt der Klang eines Horns die Stille des Morgens, und Reece fuhr herum als er sah, wie das ganze Dorf in eine Richtung zu laufen begann. Er sah einen einzelnen Mann auf den Dorfplatz zureiten. Er kam aus Richtung King’s Court und er schien in Eile zu sein. Ein Bote. Er wusste sofort, dass die Nachricht die er brachte, keine gute sein konnte.
*
Thor stand im Licht der frühen Morgenstunden und beobachtete mit den Dorfbewohnern, wie ein einsamer Bote im Galopp durch das Ödland auf der Straße von King’s Court auf sie zuritt. Thor blinzelte ins Licht und fragte sich, ob es eine Fata Morgana war, doch die Hörner erklangen um ihn herum und er wusste, dass der Bote real war. Er hatte sich instinktiv innerlich auf einen Kampf vorbereitet doch dann sah er, dass es ein Bote war, und sein Herz schlug schneller. Was auch immer es war, es konnte nichts Gutes sein. Nicht Anbetracht der Geschwindigkeit mit der dieser Mann sein Pferd ritt.
Als sich der Bote näherte, lief ihm Thor entgegen und sein Herz sank, als er sah, wer es war. Steffen, der Bucklige, der einst Gwens Leben gerettet hatte. Er ritt wie besessen und sein Gesicht war voller Blut und Schweiß. Er musste die ganze Nacht geritten sein. Thor konnte die Dringlichkeit, mit der er unterwegs war, selbst aus der Entfernung spüren, und jede Faser seines Körpers sagte ihm, dass etwas nicht stimmte.
Thor lief vor das Tor um ihn zu begrüßen, und Steffen sprang schwer atmend vom Pferd und lief auf Thor zu.
Er verbeugte sich.
„Mein Herr“, begann er und schnappte nach Luft.
„Bringt ihm Wasser!“, befahl Thor und ein Junge kam mit einem Eimer Wasser gelaufen.
Steffen nahm ihn und trank schnell, dann goss er den Rest über seinen Kopf. Er wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, holte ein paar Mal tief Luft und sah Thor an.
„Mein Herr, es ist etwas schreckliches passiert“, begann er. „Es ist Gwendolyn.“
Thors Herz schlug wild.
„Wir wurden von den Nevaruns angegriffen.“, fuhr er fort. „Zuerst war es nur eine Handvoll und es gelang uns sie zu töten. Doch dann kam ein ganzes Heer. Sie haben uns überwältigt. Es waren nur Gwen, Krohn und ich, alleine auf dem Hügel. Es war niemand anderes da, um uns zu verteidigen.“
Steffen brach in Tränen aus.
Thor trat voller Panik vor, griff den kleinen Mann bei den Schultern und schüttelte ihn.
„Sag mir was passiert ist!“, befahl er. „Geht es ihr gut?“
Steffen schüttelte den Kopf.
„Sie hat mich hierher geschickt um Euch zu finden. Ich wollte bleiben und bis zum Ende kämpfen, aber sie bestand darauf, dass ich Euch hole. Als ich sie verlassen habe, kamen sie immer näher. Ich konnte
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