Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
nichts weiter tun. Ich hoffe, dass sie noch am Leben ist.“
Steffen weinte und Thor stand da, von Schuldgefühlen überwältigt. Er hasste sich selbst dafür, Gwen alleine gelassen zu haben, dafür, dass er nicht schneller zu ihr zurückgekehrt war. Er konnte den Gedanken, dass man sie verschleppt hatte, und sie ohne Schutz ganz auf sich alleine gestellt war nicht ertragen.
Und dann spürte er, wie ein neues Gefühl in ihm hochstieg: der Wunsch nach Rache, und der Wunsch die zu retten, falls sie noch am Leben war.
Sie durften keine Zeit verschwenden.
„ZU DEN PFERDEN!“, rief Thor seinen Waffenbrüdern zu, die sich schon um ihn versammelt und jedes Wort mit angehört hatten.
Augenblicke später waren Thor und seine Waffenbrüder auf den Pferden und gaben ihnen die Sporen. Sie ritten aus dem Dorf mit allem was die Pferde hergaben hinaus ins Ödland und in Richtung King’s Court.
Er betete, dass Gwendolyn noch am Leben war.
KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
Thor galoppierte an der Spitze der kleinen Gruppe seiner Waffenbrüder in Richtung King’s Court. Sie alle waren erschöpft, schließlich waren sie den ganzen Tag ohne Pause und ohne Rücksicht auf ihre Pferde geritten. Die zweite Sonne stand schon hoch am Himmel als Thor über die Zugbrücke durch das Königstor und vorbei an den königlichen Wachen ritt ohne sein Pferd auch nur ein wenig zu bremsen. Seine Freunde hielten mit, als sie durch den Tunnel auf die andere Seite ritten, und wirbelten eine riesige Staubwolke auf.
Sie ritten weiter, kürzten über den Markplatz ab und durch das Tor auf der gegenüberliegenden Seite. Steffen führte sie zu dem Feld, auf dem Gwen und er angegriffen worden waren. Thors Herz schlug wild in seiner Brust und er betete, dass er sie lebendig vorfinden würde. Und auch Krohn.
Doch wie Steffen es beschrieben hatte, wusste er, dass die Chancen dafür schlecht standen. Sie konnten beide tot sein.
Thor musste es selbst sehen. Er war so dankbar, dass alle seine Freunde ihn unterstützten und mit ihm geritten waren. Sie hatten sich geweigert, irgendwo anders hinzugehen. Keiner von ihnen hatte gezögert, nicht einen Moment. Er hatte jetzt wirklich das Gefühl, dass dies nun seine Brüder waren.
Sie ritten und ritten, durch die Felder, bergauf und bergab, und über eine riesige Blumenwiese. Als sie nach einer Biegung einen weiteren Hügel erklommen, sah Thor Estopheles, der hoch oben am Himmel seine Kreise zog, und wusste, dass sie sich dem Ort des Geschehens näherten. Sie umrundeten einen weiteren Hügel und Thors Herz setzte einen Moment lang aus, als er das Blutbad vor sich sah. Er ritt weiter, und fühlte sich, als würde er in einen Alptraum hineinreiten.
Dort auf dem Hügel konnte er mehrere Körper verstreut liegen sehen, die Leichen von Nevaruns, die ihre markante gelb-grüne Rüstung trugen. Er konnte das Blutvergießen sogar schon von hier sehen, und vielmehr noch, er konnte es spüren. Er konnte es vom Boden her spüren. Ein großes Unglück war hier geschehen. Und er hasste sich dafür, dass er nicht hier gewesen war, um Gwen zu beschützen.
Thor und seine Männer ritten auf den Ort des Geschehens zu, und als sie das Schlachtfeld erreichten, stiegen sie ab. Thor hatte sein Pferd kaum angehalten als er schon absprang und losrannte. Er lief zwischen den Leichen am Boden umher, verzweifelt, mit Tränen in den Augen, hoffend und betend, dass Gwen hier sein möge. Er sah die mittlerweile steif gewordenen Leichname der Nevaruns, bei einigen hatten Pfeile den Hals durchbohrt. Ihr Blut durchtränkte die Wiese und er konnte ahnen, welch eine wilde Schlacht hier stattgefunden haben musste. Er sah auf den ersten Blick, dass alles, was Steffen ihm erzählt hatte der Wahrheit entsprach, und er war ihm mehr denn je dankbar dafür, dass er sein bestes getan hatte, um Gwen zu verteidigen.
Er suchte verzweifelt nach einer Spur von Gwen, und seine Waffenbrüder taten es ihm nach. Doch in seinem Herzen wusste er bereits, dass Gwen nicht hier war. Sie hatten sie mitgenommen.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Einerseits war er froh, dass er sie nicht als eine der Leichen vorgefunden hatte. Das bedeutete zumindest, dass Hoffnung bestand, dass sie am Leben war. Doch andererseits stellte er sich vor wie sie von hier weggeschleppt worden war, und all die schrecklichen Dinge, die ihr womöglich seitdem zugestoßen waren und sein Körper brannte mit dem unbändigen Wunsch sie zu retten – und dem Wunsch nach Rache.
Als Thor
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