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Kampf der Gefuehle

Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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war, als sie es in Erinnerung hatte. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken und begab sich ebenso gelassen wie der ihr gegenüberstehende Mann zu ihrem Platz auf der Fechtbahn. Doch irgendwo in ihrem Hinterkopf regten sich erste Zweifel. War es möglich, dass sie falsch kalkuliert hatte?
    Als sie sich dem Fechtmeister zuwandte, hob und senkte er grüßend seine Klinge, während seine Augen hinter der Maske wachsam funkelten. Nachdem sie es ihm nachgetan hatte, ließ sie die Spitze ihres Floretts auf der Fechtbahn ruhen und wartete ab.
    »Wir werden mit einer Reihe von leichten Schlägen gegen die Spitzen unserer Klingen beginnen«, sagte er, »Schlägen, die so sanft sind wie das Seufzen eines Liebenden und so zaghaft wie ein erster Kuss. Das Ganze soll eine vorsichtige Erkundung der Absichten und Neigungen des anderen sein, kein Angriff. Haben Sie verstanden?«
    »Ich glaube schon.«
    »Gut«, erwiderte er mit einer Stimme, die geschmeidig wie Honig war, um sogleich fortzufahren: »Engarde.«
    Sie streckte den Arm aus, um die Spitze seines Floretts mit der des ihren zu kreuzen. Sobald die Klingen einander berührt hatten, gab er das Startzeichen. Mehrere Sekunden lang tauschten sie Schlägen von der Art aus, wie er sie beschrieben hatte. Maßvoll und zurückhaltend, im gleichmäßigen Rhythmus eines Metronoms, klirrten ihre Klingen aufeinander. Dann machte er unversehens einen Ausfall, bei dem ihr Florett so zur Seite gedrückt wurde, dass die Spitze des seinen ihren Brustschutz berührte.
    » Touche '«, sagte sie, ihn mit festem Blick ansehend.
    »Ausgezeichnet«, meinte er nickend. »Es ist immer eine Frage der Ehre, einen Treffer einzugestehen. Ein Fechter sollte einen Treffer, den er bei seinem Gegner gelandet hat, niemals selbst ansagen, denn das ist überheblich. Ebenso wenig sollte er sich nach einem erkundigen, den sein Gegner nicht eingestanden hat. Falls Sie einen Treffer ansagen sollten, den ich nicht für gültig halte, werde ich pas de tauche erwidern, kein Treffer.«
    »Verstehe.«
    »Lassen Sie uns fortfahren. Diesmal machen Sie einen Ausfall.«
    Sie tat, wie er ihr geheißen hatte, doch ihr Stoß wurde sofort von ihm pariert, so dass sie wieder in Verteidigungsstellung gehen musste. Wieder und wieder führten sie ihre Bewegungen aus, wieder und wieder schlugen ihre Klingen klirrend gegeneinander, bis er unvermittelt erneut zum Angriff überging und sie abermals spürte, wie die stumpfe Spitze seines Floretts gegen ihren Brustschutz prallte.
    » Touche '«, presste sie zwischen den Zähnen hervor.
    »Exzellent. Und noch einmal.« Er wartete, bis sie ihr Florett gehoben hatte, um dann sogleich fortzufahren: »Fechten, müssen Sie wissen, kann wie ein lautloses Gespräch sein, eines, bei dem Sie Ihren Gegner besser kennenIernen. Sie spüren die Stärke seines Handgelenks, seine Willenskraft, das Ausmaß seiner Ausbildung, seine körperliche Verfassung, spüren, ob er sich für unbesiegbar oder lediglich für geschickt hält. All diese Dinge können sich auf das Ende einer phrase d'armes auswirken.«
    »Ja, verstehe.« Soweit sie es beurteilen konnte, war seine körperliche Verfassung superb, seine Stärke enorm. Zumindest brachte das beunruhigend gut funktionierende Spiel seiner Muskeln sie zu diesem Schluss. Das Ausmaß seiner Ausbildung vermochte sie nicht abzuschätzen, aber sie nahm an, dass er in keiner Weise an seiner Unbesiegbarkeit zweifelte. Die Nonchalance, mit der er den zwischen ihnen stattfindenden Waffengang im Griff hatte, war mehr als ärgerlich.
    »Oder betrachten Sie das Ganze einmal wie einen Flirt«, fuhr er fort. »So wie Sie einem Verehrer nicht alle Ihre Empfindungen offenbaren würden, so gilt es auch beim Fechten als schlechte Strategie, dem Gegner diesen Vorteil zu gewähren. Sie müssen etwas von sich selbst in Reserve halten, damit er gezwungen ist, hin und her zu überlegen, damit ihm Zweifel kommen und er den Eindruck hat, keine Chance zu haben.«
    Das Bild, das er heraufbeschwor, war beunruhigend. Gleichzeitig bewirkte ein irgendwie zärtlicher Unterton im Timbre seiner tiefen Stimme, dass ihr ein Schauder über den Arm lief. Sie hielt es für besser, der Sache ein Ende zu machen. »Und wenn er zu stürmisch wird?«
    Er stieß ein Lachen aus. »Dann ist es Ihnen gestattet, ihm einen Klaps zu versetzen, um ihn in seine Schranken zu weisen.«
    »Und dieser Methode bedienen Sie sich, um jungen Männern beizubringen, wie sie sich selbst verteidigen können.«
    »Keineswegs.

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