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Kampf der Gefuehle

Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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stellt.«
    Er nahm an, dass sie besiegt werden würde. Das Bedürfnis, ihn eines Besseren zu belehren, veranlasste sie, ihn in dem Moment, da er das Startsignal gab, zu attackieren. Mühelos wehrte er ihren Ausfall ab, ohne den Versuch zu unternehmen, ihre Deckung zu durchbrechen.
    Wozu er durchaus in der Lage gewesen wäre, wie sie wusste. Dieser Umstand brachte sie noch mehr auf als die Treffer, die er ständig bei ihr gelandet hatte. Obwohl ihre Wut zunahm, ließen ihre Kräfte immer stärker nach, so dass ihre Stöße zusehends ungeschickter wurden. Trotzdem beendete er die Sache nicht, sondern ließ sie gewähren und gestattete ihr, blindwütig auf ihn einzuschlagen, bis sie nur noch keuchend zu atmen vermochte.
    Gerade als sie zu einem letzten verzweifelten Ausfall ansetzte, ging der Knoten des Bands auf, mit dem sie ihren Rock gerafft hatte. Der Saum ihres Rocks sackte nach unten, die Spitze ihres Halbstiefels verfing sich im Stoff, und Ariadne stolperte. Vor ihren Augen blitzte Stahl auf, zischte an ihr vorbei und streifte ihren Arm, während sie fiel. Mit einem leisen Schrei ließ sie ihr Florett fallen und streckte die Hand aus, um ihren Sturz abzufangen.
    Starke Hände fingen sie auf, packten sie mit festem Griff und ließen sie auf die Fechtbahn nieder. Benommen, wie sie war, gestattete sie das im ersten Moment und war sogar dankbar dafür. Dann rappelte sie sich jedoch auf die Knie hoch und versuchte, sich dem Griff Gavin Blackfords zu entwinden, der vor ihr kniete.
    »Halten Sie still«, sagte er in befehlendem Ton. »Lassen Sie mich nachsehen, wo ich Sie verletzt habe.«
    Erst in dem Moment wurde ihr bewusst, dass er ihren Arm direkt oberhalb der Handschuhmanschette festhielt, derweil juwelengleiche Blutstropfen zwischen seinen Fingern hervorquollen. Sie erstarrte und sah ihn bestürzt an.
    Er langte nach oben und nahm seine Fechtmaske ab, als sei sie ihm im Weg. Nachdem er sie hatte fallen lassen, wandte er sich ihrem Handschuh zu und streifte ihr das weiche Leder vorsichtig von der Hand. Dann lockerte er seinen Griff um ihr Handgelenk, um den Schaden, den er angerichtet hatte, in Augenschein zu nehmen.
    Statt auf ihren Arm zu blicken, betrachtete Ariadne den Mann, der ihn festhielt. Sein Gesicht war kreidebleich, was die Knochen stärker hervortreten und seine Augenhöhlen tiefer wirken ließ, so dass das glitzernde Blau seiner Augen halb verborgen war. Sein Haar war stellenweise vom Band seiner Fechtmaske eingedrückt und hing ihm in goldenen, schweißfeuchten Strähnen im Nacken. Obwohl das Atmen ihm Mühe zu bereiten schien, hielt er ihren Arm mit ruhigem Griff fest.
    Nachdem er mit gedämpfter Stimme einen deftigen Fluch ausgestoßen hatte, beugte er sich von ihr weg, um mit seiner freien Hand seinen Gehrock vom Beistelltisch zu angeln. Er nahm ein zusammengelegtes Taschentuch aus der Innentasche und schüttelte es aus. Dann breitete er es über seinem Schenkel aus, faltete es geschickt mit einer Hand und presste es rasch auf die Wunde. Anschließend legte er ihr Handgelenk auf sein gebeugtes Knie, ließ sie los, wickelte ihr das Taschentuch um den Arm und verknotete es sorgfältig.
    »Der Schnitt geht nicht sehr tief, und eine Arterie ist, glaube ich, auch nicht verletzt worden«, sagte er, wobei seine Wimpern seinen Blick verschatteten, »aber es wird wahrscheinlich wehtun.«
    »Das macht mir nichts aus.«
    »Aber mir. Auch wenn ich gelegentlich tölpelhaft sein mag, gehört es nicht zu meiner Art, meine Schüler zu verstümmeln.«
    »Es war ja nicht Ihre Schuld«, erwiderte sie, weil sie fair sein wollte und die Zerknirschung in seiner Stimme sie seltsam aufwühlte.
    »Nein?« Er sah sie mit düsterer Miene an. »Meine Zunge ist nur zu oft mein Ruin. Ich hatte vor, die Notwendigkeit, seinen Zorn im Zaum zu halten, zu demonstrieren. Stattdessen wird mir meine Fehlbarkeit vor Augen geführt. Wieder einmal.«
    »Sie konnten doch nicht wissen, dass ich stolpern würde.«
    »Ich hätte aber die Möglichkeit voraussehen müssen. Zumindest werden Sie jetzt verstehen, warum diese Beschäftigung für Frauen ungeeignet ist. Narben stehen dem schönen Geschlecht nicht.«
    »Die Wunde wird heilen«, gab sie gelassen zurück.
    »Gewiss, und ein Ärmel wird das, was zurückbleibt, parfaitement verbergen. Aber was soll die Wunde, die meine Seele erhalten hat, kaschieren oder heilen?«
    Plötzlich empfand sie es als unerträglich, dass die Maske ihren Blick behinderte. Sie wollte, sie musste sehen, was die

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