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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sondern auch im Geiste. War diese ultimative Nähe nicht bestens geeignet, die Schwächen eines Mannes herauszufinden? Gab es eine bessere Methode, ihn dazu zu bringen, seine Rüstung abzulegen? Männer und Frauen waren nie weniger sie selbst, als wenn sie sich in Leidenschaft vereinigten, denn dann lagen all ihre Fehler und Schwächen bloß.
    Es war ja nicht so, dass sie ein unerfahrenes Mädchen gewesen wäre, und eine Liaison zwischen ihnen würde höchstwahrscheinlich nicht von Dauer sein. Etwas in der Art dichtete man ihnen seit dem Duell sicher ohnehin an. Was hatte sie schon zu verlieren? Und Zeit und Ort waren ebenfalls günstig, während er hier in diesem Haus auf seine Genesung wartete.
    Allerdings gab es ein kleines Problem, nämlich seine Verletzung, die Erkundungen sinnlicher Natur schwierig machte, ganz zu schweigen von Aktivitäten, die eine
    gewisse Kraft erforderten. Schließlich vermochte er sich kaum zu bewegen.
    »Woran denken Sie?«, fragte er mit leiser Stimme.
    Sie atmete erschrocken ein, um sich anschließend zu einem Lächeln zu zwingen. »An nichts von Bedeutung, Mir ist gerade durch den Kopf gegangen, dass die meisten Affären wahrscheinlich auf körperlicher Anziehung beruhen, aber dass noch mehr hinter der Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau steckt.«
    »Sie überraschen mich ungemein, Madame Faucher.«
    »Nicht dass ich in dieser Hinsicht viel Erfahrung hätte.«
    »Oh, natürlich nicht«, stimmte er ihr in einem Ton zu, der nicht sonderlich überzeugt klang. »Sie sind während Ihrer Ehe nie in Versuchung geraten?«
    »Nicht ein einziges Mal.«
    »Nicht einmal gegenüber Ihrem Russen?«
    »Nein.«
    »Nein«, wiederholte er mit zusammengekniffenen Augen.
    Sie hatte den Eindruck, als klinge er ein wenig ungläubig. In Anbetracht von Jean Marcs Krankheit und der Art ihrer Ehe war ihr Verhalten ja vielleicht tatsächlich ein bisschen merkwürdig gewesen, aber trotzdem hatte sie so etwas nie gereizt. Sie war so erzogen worden, dass sie ihr Ehegelübde für heilig und Heim und Herd für unantastbar hielt. Überdies war sie niemandem begegnet, um dessentwillen es sich gelohnt hätte, ihre Tugendhaftigkeit aufzugeben. Ganz gewiss hatte noch nie ein Mann ihr Blut so in Wallung gebracht, wie es der ihr gegenübersitzende Mann mit einem einzigen Blick geschafft hatte.
    »Ich glaube nach wie vor, dass ein bestimmtes Maß an Vertrauen und Zuneigung sowie eine gewisse geistige Affinität erforderlich sind«, fuhr sie fort, um ihren Standpunkt zu erläutern.
    »Nicht bei der Mehrheit der Männer«, erwiderte er.
    »Nein? «
    »Nein.«
    Er muss es ja wissen, dachte sie, indem sie leicht die Stirn runzelte. »Ich habe selbstverständlich nicht angenommen, dass Liebe eine Voraussetzung ist, aber die ganze Angelegenheit ist doch wohl ziemlich inhaltslos, sofern nicht ... Was ich damit sagen will, ist, dass ich nicht verstehe, wie Männer es fertigbringen, einfach ihre Kleidung abzulegen und spontan mit einer Frau ins Bett zu gehen.«
    »Das ist ein großes Mysterium«, entgegnete er mit ruhiger Stimme, »das sich mit den Gezeiten oder einer Sonnenfinsternis vergleichen lässt. Einige Momente des Aufstiegs, dem sogleich der Fall folgt, einige lustvolle Sekunden, gehüllt in Dunkelheit, aus der sie dann unverändert wieder auftauchen.«
    Offenbar war sie völlig verdorben, da die Bilder, die seine Worte heraufbeschworen, eine derartige Wirkung auf sie hatten. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie sich in den Armen dieses Mannes gesehen, der Francis ermordet hatte. Wie war es nur möglich, dass sie sich so etwas vorzustellen vermochte?
    Wie war sie überhaupt darauf gekommen, von Leidenschaft und Liebesaffären zu reden? Lag es daran, dass das Thema ihr im Kopf herumging? Oder hatte er sie irgendwie dazu verleitet, indem er sie gezwungen hatte, ihre Vorstellungen zu verteidigen? Sie meinte, dass
    Letzteres zutraf. Seltsam, aber sie hatte noch nie zuvor ihre diesbezüglichen Ansichten artikuliert.
    Und es war auch nicht nötig, sich im Moment allzu eingehend damit auseinanderzusetzen, denn schließlich war es heute Abend unmöglich, mit ihm intim zu werden. Bevor sie solch eine verhängnisvolle Entscheidung traf, blieb ihr noch Zeit, um herauszufinden, wie nahe sie ihm kommen konnte, während ihm die Kraft zum körperlichen Vollzug fehlte.
    Zumindest nahm sie an, dass er dazu nicht fähig war. Natürlich war es unmöglich, sicher zu sein, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ein

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