Kampf der Gefuehle
liegt.«
»Sanft, möchte ich hoffen«, warf Gavin ein.
»Aber nicht zu sanft«, entgegnete sie mit verschmitztem Lächeln, indem sie ihm eine Kusshand zuwarf.
Während die beiden Frauen die Galerie entlanggingen, sagte Ariadne in vorsichtig-neutralem Ton: »Falls Sie sich Gedanken über die Pflege machen, die Monsieur Blackford zuteil wird ...«
»Nein, nein, das war nur ein Scherz. Ich weiß zwar nicht, was zwischen Ihnen beiden vor sich geht, ma chere, aber ich würde Ihnen raten, auf der Hut zu sein.«
Über Ariadnes Rücken lief ein Schauder, den sie jedoch tapfer zu ignorieren versuchte. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
»Wirklich nicht? Nun, etwas an der Art, wie er Sie ansieht, wenn er sich unbeobachtet glaubt, bereitet mir Sorge. Vermutlich werden Sie mich für kindisch halten, aber mich erinnert das Ganze an ein Melodram. Tod und Tragik, Liebe und Hass, wie wir sie von der Bühne kennen, fußen auf allgemeinen menschlichen Schwächen. Das menschliche Verhalten ist sehr oft vorhersehbar, müssen Sie wissen. Unsere Verhaltensweisen werden von unserm Innern bestimmt, von dem ganzen Durcheinander unserer Empfindungen und Träume, Hoffnungen und Ängste. Bisweilen sind wir zivilisiert genug, um uns über niedere Emotionen zu erheben, aber nicht oft. Wir scheitern, weil wir nicht in der Lage sind, zu sehen, wie das, was wir tun, von außen wirkt. Wir versinken in dem Zorn, der Qual und der Enttäuschung, die wir empfinden. Diese Gefühle bestimmen unsere Welt, und um sie zu vertreiben, sind wir zu allem bereit.«
Ariadne blieb stehen und drehte sich der Diva zu. »Was versuchen Sie mir eigentlich zu sagen?«
»Das weiß ich selbst nicht so genau, ma chere, sonst würde ich es deutlicher formulieren. Ich weiß nur, dass es Gavin in keiner Weise ähnlich sieht, einer Fremden zu gestatten, ihn zu pflegen, beziehungsweise so wachsam wie ein großer Kater dazuliegen, der darauf wartet, sich auf seine Beute stürzen zu können. Seien Sie sehr vorsichtig, denn das Spiel, das Sie da treiben, ist äußerst gefährlich.«
»Ich war mir nicht bewusst, dass ...«
»Spielen Sie mir gegenüber nicht die hübsche Naive. Andere mögen glauben, dass Sie lediglich aus Lust und Laune fechten lernen wollen, aber mich führt man nicht so leicht hinters Licht. Sie wollen etwas von Monsieur Blackford, so wie er etwas von Ihnen will. Vielleicht ist es einfach so, dass Sie einander begehren, aber das bezweifle ich. Deshalb warne ich Sie noch einmal: Seien Sie auf der Hut! Es könnte passieren, dass Sie bekommen, worauf Sie aus sind, und dann feststellen, dass es nicht das ist, was Sie wollen.«
Dann wandte die Diva sich mit einer theatralischen Geste ab und stolzierte mit ihrem Papagei auf der Schulter davon. Während Ariadne ihr hinterhersah, breitete sich kalte Angst in ihr aus. Sie wusste, dass an dem, was Madame Savoie gesagt hatte, etwas dran war, aber was machte das für einen Unterschied?
Es durfte keine Rolle spielen. Das würde sie nicht zulassen.
Hinter ihr waren leise Schritte und das Rascheln von Röcken zu hören. Als sie herumfuhr, rief Maurelle aus: »Was ist denn los, ma chere ? Du blickst drein, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
»Mir ist ... nur ein wenig kalt.« Sie versuchte zu lächeln, was ihr aber nicht recht gelang. »Es ist kühler geworden, findest du nicht?«
»Hat Zoe dir etwas erzählt, das dich so durcheinandergebracht hat? Was hat sie gesagt?«
»Nichts von Bedeutung. Es ist nur so ... Du hast einmal gesagt, du glaubst, Monsieur Blackford sei e pris.
Das war doch ein Scherz, nicht wahr? Das hast du doch nicht ernst gemeint, oder?«
»Es mag durchaus sein, dass er dich attraktiv findet, aber er ist sich der Grenze bewusst, die zwischen euch existiert. Es ist unwahrscheinlich, dass er sie überschreitet.«
Ariadne nickte bedrückt. »So sehe ich das auch. Es ist schön zu wissen, dass du meiner Meinung bist.«
»Hat Zoe dir geraten, dich vor seinen Annäherungsversuchen in Acht zu nehmen?«
»Vielleicht habe ich sie ja missverstanden.«
»Oder auch nicht. Unsere Zoe ist trotz ihrer exzentrischen Manieren und ihrer Weltklugheit sehr romantisch veranlagt.«
»So dass sie leicht Täuschungen unterliegt, meinst du.«
»Oder die Dinge übertreibt.« Maurelle hakte sich bei Ariadne unter und schlenderte mit ihr in Richtung Salon. »Keine Bange. Was auch immer sie glauben mag, ganz so schlimm können die Dinge nicht stehen.«
Ariadne war nur zu gern bereit, sich überzeugen zu
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