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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wollte.«
    Gavin starrte den Jungen einen Moment lang an. Dann zog er das Päckchen zu sich und riss es auf.
    Vor ihm lag ein makellos weißes, handgenähtes Hemd aus feinstem Leinen - als Ersatz für das, das sie zerfetzt hatte. Ihre Impulse waren, wie es schien, seltsam identisch. Unter seinem Brustbein machte sich ein merkwürdig dumpfes Gefühl bemerkbar, das der Empfindung glich, die man unmittelbar nach dem Stoß einer Klinge hatte, bevor der Schmerz einsetzte.
    Er war versucht, das Hemd zurückzuschicken. Allerdings konnte er dann sicher sein, dass auch das Nachthemd umgehend wieder in seinem Studio landen würde. Es war besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen und dieses Beispiel ihrer Großzügigkeit als Abschiedsgeschenk zu akzeptieren, was es zweifellos auch sein sollte. Ob er es je fertigbringen würde, es zu tragen? Wahrscheinlich würde es wie ein härenes Hemd auf ihn wirken.
    »Nun?«, fragte Nathaniel.
    »Die Dame hat mir lediglich das Hemd ersetzt, das der Russe zerfetzt hat«, log Gavin. »Zweifellos fühlte sie sich verantwortlich, da sie der Grund für das Treffen war.«
    »Wusste nicht, dass sie es so sieht.«
    »Ich auch nicht. Die Großzügigkeit einer Dame darf man nie unterschätzen, mon vieux.« Gavin erhob sich, legte Geld auf den Tisch und nahm das Paket an sich. »Sie kann durchaus tödlich sein, und oft ist sie es auch.«
    »Sie packt gerade, wissen Sie, um New Orleans zu verlassen.«
    »Tatsächlich? Um nach Paris zu reisen?«
    »Hat sie mir nicht verraten. Stand mir auch nicht zu, sie zu fragen.«
    »Wir alle machen uns immer zu viele Gedanken darüber, was uns zusteht und was nicht«, sagte Gavin, fast als spreche er mit sich selbst. »Du hast sie, glaube ich, während unseres Aufenthalts im Stadthaus schätzen gelernt«, fuhr er nach einem Blick auf das verständnislose Gesicht seines Gefährten fort.
    »Sie hat Mumm. Wenn es ein Problem gibt, sitzt sie nich' bloß rum und jammert, sondert tut was. Bei ihr merkt man auf eine Weise auf, wie ich's nie für möglich gehalten hätte.«
    »Stimmt«, murmelte Gavin.
    »Sie mögen sie doch auch.«
    »Ich bin ein Bewunderer von ihr, wenn du so willst.«
    »Mehr als das.«
    »Was immer mir das nützen mag. Wir zwei, du und ich, wissen sehr wohl, was uns zusteht und was nicht, weil wir so viel darüber nachdenken.«
    Nathaniel zuckte missmutig die Achseln, widersprach aber nicht.
    Der weitere Verlauf des Tages erwies sich in keiner Weise als besser. Gavin schaffte es nicht, sich mit irgendetwas zu beschäftigen. Deshalb überließ er es Nathaniel, ihre Sachen auszupacken, und ging wieder aus.
    Wie an anderen, gewöhnlicheren Tagen machte er seine Runde und suchte zwei oder drei der Fechtmeister in der Passage auf. Er trank Wein mit ihnen, sah den jungen Dandys zu, die auf der Fechtbahn übten, und rauchte ein oder zwei Zigarren, während er auf den Balkons im Sonnenschein herumsaß. Er ließ sich auf verschiedene Diskussionen über aktuelle Themen ein, wehrte Fragen über sein Duell mit Nowgorodtschew ab und sprach von seinen Freunden Caid und dem Conde de Lerida sowie von seinem Bruder Nicholas. Er schlenderte mal hierhin, mal dorthin und schlug die Zeit tot. Doch ganz gleich, wo er hinkam oder was er tat, stets hatte er den Eindruck, dass er eigentlich irgendwo anders hätte sein sollen, dass er irgendetwas unerledigt gelassen hatte. Er hatte das Gefühl, als warte er auf irgendein Ereignis, eine Botschaft, die nie eintraf.
    Zu den merkwürdigsten Zeitpunkten — während er ein Glas Rotwein in der Hand hielt, eine Olive aß oder eine Blumenverkäuferin beobachtete, die mit einem Tablett voller Veilchensträuße auf dem Kopf die Straße entlangging — drängten sich Bilder von Ariadne vor sein inneres Auge. Die Erinnerung an die Farbe ihrer Lippen, ihren süßen Geschmack, ihren Veilchenduft verfolgten ihn förmlich. Der geringste Anlass genügte, um ihn von neuem durchleben zu lassen, wie er sie in den Armen gehalten hatte, während um sie herum die Welt versunken war. Es war eine regelrechte Obsession, wie er feststellte, eine, die der gemeinsamen Erinnerung an einen jungen, zu früh gestorbenen Dichter entsprungen war. Ja, und einer im Zorn geschmiedeten Leidenschaft. Das war keine sanfte Herzensangelegenheit mit Blumen, Vögelchen und Geißblatt. Das Ganze hatte etwas Wildes an sich, etwas Trauriges und gleichzeitig Lebensfrohes. Er vermisste es, vermisste seine Auseinandersetzungen mit Ariadne, wie er eine Gliedmaße oder

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