Kampf für Freiheit
Bauernhof angekommen war, stellte Marcus den Hund auf dem Hof seinem Vater und seiner Mutter vor.
»Nun, dem Tier geht es ja sehr viel besser!«, sagte Livia überrascht. »Sein Fell sieht gut aus und er hat zugenommen.«
»Das stimmt«, sagte Titus nachdenklich und hockte sich dicht neben den Hund. Er tastete seine Muskeln ab und hob die Lefzen an, um die Zähne zu überprüfen, ohne dass Zerberus reagierte. Titus blickte zu Marcus. »Das hast du gut gemacht, mein Sohn.«
Marcus lächelte stolz und deutete dann zum Ziegenhirt. »Aristides hat mir geholfen, Vater. Ohne ihn hätte ich es nie geschafft.«
»Ja, er kann gut mit Tieren umgehen. Schon immer. Die Frage ist nun, welche Aufgabe wir dem Hund hier übertragen können? Kann man ihn wohl abrichten?«
Marcus lächelte. »Seht nur.«
Er schnipste mit den Fingern und zeigte auf den Boden neben sich. »Sitz!«
Zerberus löste sich von Titus, trottete zu Marcus hinüber und setzte sich neben ihn. Dann öffnete Marcus seine Hand, sodass die Handfläche parallel zum Boden verlief. »Platz!«
Zerberus schob seine Vorderläufe vor und sank auf den Boden. Marcus machte eine kreisförmige Bewegung mit der Hand. »Stirb für Rom.«
Zerberus rollte sich mit schlaff hängenden Läufen auf den Rücken. Marcus’ Mutter klatschte begeistert in die Hände.
»Was für ein schlauer Hund!«
»Schlau?« Titus runzelte die Stirn. »Das ist ein ganz einfacher Trick. Außerdem würde ein wirklich schlauer Hund niemals für Rom sterben. Wenn du ihm etwas Nützliches beibringst, damit er uns auf dem Bauernhof helfen kann, darfst du ihn behalten, Junge. Sonst muss er fort.«
Marcus und Aristides versuchten Zerberus beizubringen, wie er beim Ziegenhüten helfen konnte, aber der Hund betrachtete die Lektionen immer als Spiel und rannte bellend um die Ziegen herum, bis man ihn zurückrief und wieder an die Leine legte. Mit dem Jagen hatten sie mehr Erfolg. Zerberus hatte eine gute Nase für die Beute, und mehr als einmal konnte er Kaninchen erjagen, ehe sie ihren sicheren Bau wieder erreicht hatten. Schließlich erlaubte Titus, dass der Hund bleiben durfte.
Nun, nach dem Besuch von Decimus’ Leuten war Marcus wild entschlossen, Zerberus’ Ausbildung um einige gefährlichere Fähigkeiten zu ergänzen. Als er Aristides seine Idee erklärte, blies der Ziegenhirte die Backen auf und kratzte sich am Kopf.
»Ich bin mir nicht sicher, ob das eine kluge Idee ist, Marcus. Im Augenblick ist der Hund gutmütig. Er mag die Menschen. Wenn ich mache, worum du mich bittest, und ihn auf Angriff abrichte, dann geht dieser Wesenszug vielleicht verloren. Dann wird er möglicherweise ein ganz anderes Tier.«
Aber Marcus hatte seine Entscheidung getroffen. Falls Decimus tatsächlich mehr Männer zum Bauernhof schickte, dann würde sein Vater alle Hilfe brauchen, die er bekommen konnte. Marcus blickte Aristides geradewegs in die Augen und nickte. »Es muss sein.«
Aristides seufzte, schaute zu dem Hund hinunter und streichelte ihm traurig das Ohr. »Nun gut. Dann fangen wir heute an.«
Während Marcus und Aristides den Hund abrichteten, schärfte Titus ihnen ein, Ausschau nach Männern zu halten, die sich dem Bauernhof näherten. Er stellte einen Plan auf, nach dem er und Aristides nachts abwechselnd Wache hielten. Jeden Abend, wenn Marcus ins Bett ging, sah er seinen Vater auf einem Schemel gleich hinter dem Eingangstor sitzen, das gezogene Schwert quer über die Oberschenkel gelegt. An sein Bein gelehnt stand eine große Kupferschale, auf die Titus hämmern würde, um Alarm zu schlagen. Marcus hatte ziemliche Angst, aber in den folgenden Tagen geschah nichts, und dann war ein ganzer Monat vergangen, und immer noch hatte Decimus weder Leute noch eine Botschaft geschickt.
Das Leben auf dem Bauernhof ging seinen gewohnten Gang. Wenn Marcus seine täglichen Pflichten erledigt hatte, verbrachte er seine freie Zeit damit, Zerberus abzurichten. Wie ihm Aristides gesagt hatte, war der Hund nun viel nervöser und schien niemandem mehr zu trauen, außer Marcus und dem Ziegenhirten.
Eines Abends, als Marcus beinahe schon eingeschlafen war und das gelbe Licht der Öllampe auf dem schlichten Kasten flackerte, der das einzige Möbelstück in seinem Zimmer war, setzte sich seine Mutter neben ihn auf das Bett.
»Ich habe Zerberus in letzter Zeit nicht so oft gesehen«, sagte sie und strich ihm über das Haar. »Er ist überhaupt nicht mehr im Haus. Früher musste ich immer gut aufpassen, damit er nicht
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