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Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Titel: Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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erzählte
Karl, „ereignete sich unweit von Jerusalem, wohin Mehmet Ali mit Drachen und
Gefolgsleuten unterwegs war. Ali wurde Gefangener von Albrecht, bot aber gleich
ein tolles Lösegeld an für seine Freilassung, nämlich den faustgroßen Rubin
Drachenauge, den er Saladin bringen sollte — hatte er doch den Funkelstein
bestimmt für seine Lieblingsdame Suleika im Harem. Albrecht machte also Beute.
Ich vermute, er wollte Trauthilde mit dem Souvenir überraschen. Aber
wissenschaftlich erwiesen ist das nicht.“
    „Netter Zug von ihm“, lachte
Gaby. „Zu allen Zeiten haben sich Frauen für Juwelen begeistert.“
    „Und du?“ fragte Tim.
    „Mache ich später auch.
Vielleicht. Jetzt wäre es affig.“
    „Soll ich weiter erzählen?“
fragte Karl. „Ja? Danke! Also: Mehmet Ali durfte seiner Wege ziehen, und die
Schlacht vor Jerusalem ging, wie wir wissen, ganz schlecht aus. Saladin
verzögerte die Keilerei um Stunden, währenddessen die Ritter im vollen
Kampfanzug — 40 Kilo Rüstung — in praller Sonne warteten. Bei 48 Grad im
Schatten. Und das, obwohl damals von Ozonlöchern noch nicht die Rede war. Unter
den Helmen stieg die Temperatur an auf 60 Grad, und die meisten Recken starben
am Hitzschlag und nicht von Feindeshand.“
    „Eigene Schuld“, sagte
Klößchen. „Sie hätten ja auch in der Badehose an treten können.“
    „Das waren sie nicht gewohnt.
Kampfbereit fühlten sie sich nur in ihrer Rüstung.“
    „Sie waren eben nicht
anpassungsfähig“, beharrte Klößchen auf seinem Einwand. „Deshalb hat auch kein
Ritter das Mittelalter überlebt. Heute gibt’s keine mehr.“
    Karl seufzte. „Albrecht und
Jean und noch andere hatten Glück. Sie entkamen. Wieder in der Heimat,
enthauptete Albrecht den Minnesänger Lothar. Trauthilde, die Untreue, wurde ins
Burgverlies geworfen. Und natürlich erhielt der Rubin Drachenauge nun eine
andere Bestimmung. Nix Brosche oder Armband. Nein, er wurde umgehend verwertet
zur Verschönerung der Blankwaffe: als Schwertknauf.“
    „Was wurde aus Trauthilde?“
fragte Gaby.
    „Wegen des starken Einflusses
der Kirche waren Scheidungen damals unüblich. Statt dessen wurden die Gattinnen
umgebracht. Gleiches hatte Albrecht mit Trauthilde vor, doch in der ersten
Nacht ihres Kerker-Aufenthaltes geschah ein Naturereignis: ein leichtes
Erdbeben, wie wir heute wissen. Stärke unbekannt. Immerhin sollen die Burgwände
gewackelt haben. Und im Verlies entstand ein Riß in der Mauer. Kaum so breit
wie eine Hand. Doch, o Wunder, Trauthilde muß durch diesen Spalt entwichen
sein.“
    „Also doch ein Gespenst“, sagte
Klößchen.
    „Eine Rächerin. Denn bevor sie
verschwand, brachte sie ihren Gemahl um. Offenbar hatte das Erdbeben die
Kerkertür geöffnet, und Trauthilde sockte los. Wie sie nun durch die Gänge
schlich, wurde Jean ihrer ansichtig. Was tat sie? Albrechts Schlafgemach war
ihr Ziel. Der Ritter schnarchte. Sie krallte sich Drachenauge, das Schwert, und
schlug ihm die Rübe ab, bevor Jean eingreifen konnte. Die reinste Rachegöttin.
Wahrscheinlich war Lothar ihr Typ. Sie floh samt Schwert, und Jean hatte das
Nachsehen. Niemand weiß, jahrhundertelang, wo Trauthilde und Drachenauge
geblieben sind. Damit endet die Sage um Burg Zährensteyn.“
    „Eigentlich“, sagte Tim,
„solltest du was über diesen Krachwang herausfinden.“
    „Habe ich ja. Es geht weiter.“
    Klößchen legte sich eine Hand
auf den Magen. „Mann! Hab’ ich Hunger! Wie war das im Mittelalter? Haben die
Ritter Kohldampf geschoben oder gab’s Schokolade?“

    Karl beachtete ihn nicht. „Um
1830“, berichtete er, „als unsere Stadt hier erst 60 000 Einwohner zählte und
noch nicht zu denken war an Verkehrs-Stau, Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit, Luft-
und Umweltverschmutzung und gemeinsames Europa — damals also lebte hier der
Büchsenmacher Leonhard Krachwang, ein Witwer, mit seinem ausgeflippten Sohn
Johann — ausgeflippt, weil der als Wildschütz den königlichen Forst unsicher
machte. Eines Tages wurde dort der Jagdaufseher Gutmütz tot aufgefunden,
erschossen. Und für alle stand fest: Johann war’s. Verhaftung, Gericht, null
Geständnis und keine Beweise. Monatelang saß Johann im Burggefängnis.
Schließlich wurde er verurteilt zum Tode.“
    „Willkür gab’s zu allen
Zeiten“, nickte Klößchen. „Krachwang“, sagte Karl, „kämpfte um seinen Sohn.
Vergebens. Die Hinrichtung erfolgte. Und der Büchsenmacher verbitterte. Ein
Jahr später dann die traurige Genugtuung. Ein

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