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Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Titel: Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Krachwang, der
Ältere, dann von dem zweiten Eingang im Verlies?“ fragte Karl.
    „Dafür gibt’s eine einfache
Erklärung. Nach Johanns Hinrichtung hatte der Vater kein Interesse daran, den
Schatz — also Drachenauge — zu bergen. Im Gegenteil: Er hat den Zugang durch
die Höhle mit einer Felsfalle abgedichtet. Sie funktionierte noch nach über 150
Jahren, was für handwerkliche Qualität spricht. Und Klößchen war vorgesehen vom
Schicksal, die Falle auszulösen. Doch bevor Krachwang solcherart tätig wurde,
ist er natürlich dem Gang gefolgt, dem unterirdischen. Bis zur Schatzkammer
bzw. Trauthildes Grab. Und weiter. Ja, weiter. Und wo kam er plötzlich raus? Im
Verlies der Burg, wo sein Sohn einstmals saß zum Tütenkleben. Alles klar,
Freunde? Wir müssen die Felsplatte nicht wegkratzen. Wir nehmen den zweiten
Eingang.“
    „Sofort?“ fragte Klößchen. „Ich
habe so furchtbaren Hunger. Obst macht mich nicht satt.“
    Tim sah zur Uhr. „Im Internat
beginnt die Arbeitsstunde. Um Ärger zu vermeiden, sollten wir dort antanzen.“
    „Seit wann vermeidest du
Ärger?“ fragte Gaby.
    „Bisweilen schon. Aber wir
haben ja die Nacht! die ganze Nacht.“
    „Also wieder ohne mich“, Gaby
zog eine Schnute. „Als behütete Tochter muß ich nachts am Kopfkissen horchen
und mir Oskars Schnarchen anhören.“
    „Dein Hund schnarcht?“ fragte
Klößchen.
    „Nur zur Zeit. Er hat sich beim
Schwimmen erkältet. Hat Schnupfen. Deshalb habe ich ihn zu Hause gelassen.“
    Tim küßte seine Freundin auf
die Wange. „Sich nachts und heimlich in der Burg herumdrücken, unterirdische
Gänge inspizieren und Trauthildes Gespenst verscheuchen — das ist sowieso
Männersache. Aber morgen erzählen wir dir, wie’s war. Und falls wir Drachenauge
finden — du siehst es zuerst.“
    „Ob der Rubin wirklich so groß
ist? Ob er noch funkelt? Ich bin gespannt.“
     
    *
     
    Die Straße lag still, eine
Villen-Straße. Mauern, Hecken, schmiedeeiserne Zäune. In park-ähnlichen Gärten
drehten sich Rasensprenger fast lautlos. Hinter Blumen und wuchernden
Ziersträuchern thronten palastähnliche Villen. Jetzt am späten Nachmittag war
keine Menschenseele zu sehen und kein parkendes Fahrzeug.
    Hirnvogel fühlte sich wie ein
Störenfried, als er mit seinem Jeep die Stille zerstörte. Aber es mußte sein.
Am Telefon ließ sich sowas nicht besprechen. Und er hatte sich angemeldet. Bei
Sigismund Drauschilt, dem großen Drauschilt, von dem niemand wußte, woher er
seine Millionen hatte. 50 Millionen? 100 Millionen? Nur er selbst wußte das.
Und weil er den Reichtum schon sehr lange hatte, fragte niemand mehr nach der
Herkunft.
    Aber Hirnvogel wußte: Als
junger Mann hatte Drauschilt sein Vermögen im Ausland gemacht — in Südamerika.
Wahrscheinlich mit Rauschgifthandel im ganz großen Stil. Denn auf ehrliche
Weise verdient niemand soviel. Umso besser! Drauschilt war der, der er war. Und
Hirnvogel hatte schon Geschäfte mit ihm getätigt. Aber dieses sollte das größte
werden.
    Ein Verrückter! dachte
Hirnvogel, als er seinen Wagen parkte und ausstieg. Schwerter sammeln.
Schwerter und Blankwaffen. Was hat er davon? Stellt sich davor und beglotzt
sie. Allein. Denn die meisten sind aus Museen gestohlen. Zeigen kann er die
keinem. Also ein einsamer Kunstgenuß. Steht davor, glotzt die Dinger an und
sagt sich: Das alles ist unbezahlbar. Ich habe die einzigartigen Schwerter der
Welt. Schwerter, die Geschichte machen. Verrückte Leidenschaft. Aber mir kommt
sie zupaß.
    Er stieg aus. Ein
schmiedeeisernes Tor. Die Spitzen der Streben waren vergoldet. Nebenan die
Pforte. Er klingelte, und Drauschilts Stimme knarzte aus der Gegensprechanlage.
    „Ich bin’s“, sagte der
Antiquitäten-Händler, „Hirnvogel.“
    Er durfte hinein. Hinter ihm
schloß sich die Tür. 100 Meter kiesbestreuter Weg bis zur Villa. Das Grundstück
wie ein englischer Park. Eine breite, marmorhafte Treppe führte zum Eingang der
Villa hinauf. Dort — unter dem von Säulen getragenen Vordach — stand
Drauschilt, groß, breit, fett. Er trug einen roten Bademantel. Von stämmigen
Beinen, stachelbeerig behaart, tropfte Wasser. Offenbar hatte er sich in seinem
Swimmingpool ergötzt.
    Vorsichtig sah Hirnvogel auf zu
dem bösen Gesicht. Jedesmal schauderte ihm, wenn er sich diesem Kerl
gegenübersah. Drauschilts Schädelmasse hätte für zwei Köpfe gereicht. Alles war
knochig und grob, die Augen lagen tief. Die untere Wulstlippe hing und entblößte
gelbe Zähne. Der Mund

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