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Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Titel: Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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seine
Freundin.
    „Ich denke. Sind wir denn blöd?
Die Reime sagen doch alles.“
    „Mir nicht“, meinte Klößchen.
„In Gedichts-Interpretationen (Deutung) bin ich schwach.“
    „Der Schatz“, sagte Tim, „ist
das Schwert. Es wird bewacht von Tod und Menschentücke, also von Gefahren —
Krachwang selbst hat die Falle mit der Felsplatte errichtet. Aber dann: Zwei
Wege — zwei, Freunde! — führen an den Platz! Der von unserer Höhle — und noch
ein zweiter! Daß sich die Erde zur Lücke öffnet, ist klar: Es geht abwärts —
und irgendwo ist der Spalt, durch den man sich zwängen muß. Dann wird die
Dichtung echt ätzend: Suchst du die Nische mit drei Steinen... In der Höhle ist
keine Nische. Nischen sind in Gemäuern. Und was bedeuten die drei Steine?“
    „Die Nische“, sagte Karl rasch,
„ist der zweite Eingang. Und der wird gefunden, indem man erkennt Höhe, Glas
und Licht. Höhe besagt nicht viel, Licht ist zeitweilig überall. Aber Glas! Wo
gibt es Glas? Ich setze voraus: Ein Weinglas ist nicht gemeint. Auch kein
Brillenglas. Was bleibt?“

    „Ein Glasauge!“ rief Klößchen.
    Die anderen stöhnten.
    „Ein Fenster“, rief er.
    Karl nickte. „Ganz meine
Meinung.“
    „Und wo ist das Fenster?“
fragte Tim. „Etwa in der Burg? Dann wäre Höhe — der Burgberg. Nein, der
Bergfried, der Turm. Und Licht? Elektrisches gab’s damals noch nicht. Also eine
Fackel. Oder Feuer. Oder Tageslicht. Sonne. Dann...“
    Er stockte, denn Gaby ließ
einen Quietscher ab durch ihre Perlenzähne und pustete dann aus voller Lunge
gegen ihren goldblonden Pony, der jetzt — im Sommer — kurz über den Blauaugen
endete, ohne die langen Wimpern zu berühren.
    „Nische mit drei Steinen“, rief
sie. „Ich glaube, ich hab’s.“

8. Gauner unter sich
     
    Mit der Erklärung ließ Gaby
sich Zeit. Erst blieb der Blick nachdenklich auf die Himbeer-Sträucher
gerichtet, dann nickte Tims Freundin zweimal — zur Bestätigung ihrer noch
unausgesprochenen Gedanken. Schließlich strich sie ihre Mähne über das
kobaltblaue T-Shirt zurück.
    „Ja, ich erinnere mich genau.
Dort ist eine Nische. Und aus der Mauer ragen drei Steine heraus. Völlig klar,
Jungs.“
    „Du sprichst sibyllinisch“,
sagte Karl.
    „Häh?“ fragte Klößchen.
    „Geheimnisvoll“, erklärte Karl.
„Merk dir endlich mal ein paar Fremdworte.“
    „Also“, wandte Tim sich an
seine Freundin, „wo ist die Nische mit den aus der Mauer ragenden Steinen?“
    „Natürlich in der Burg.“
    „Natürlich. Und wo da?“
    „Im Burgverlies, dem zeitweiligen
Gefängnis.“
    „Kennst du’s?“
    „Haben sie dich da eingelocht?“
feixte Klößchen, der heute seinen albernen Tag hatte.
    „Voriges Jahr“, erklärte Gaby,
„habe ich eine Burgführung mitgemacht. Ihr noch nie, wie? Jedenfalls war ich
da. Auch im Verlies. Es riecht modrig und ist nicht zu vergleichen mit dem
Komfort in den heutigen Gefängniszellen. Die sind ja zum Teil auf
Grand-Hotel-Niveau.“
    „Den Kriminellen soll’s ja auch
gutgehen“, lachte Karl. „Und dort im Verlies“, vergewisserte sich Tim, „ist
eine Nische mit drei Steinen in der Mauer?“
    Gaby nickte. „Außerdem hat das
Rattenloch ein vergittertes Fenster. Gegenüber steht der Turm, der Bergfried.
Als ich durch das Gitter sah, wurde ich geblendet. Sonnenlicht fiel auf die
Fenster des Turms, und der Reflex schoß wie Blitze in das Verlies hinein.“
    Eine Weile schwiegen alle.
    Klößchen begann, Himbeeren zu
pflücken. Einige, die Maden enthielten, verschmähte er.
    „Ich glaube, Gaby, du hast die
Lösung gefunden“, sagte Tim. „Es macht Sinn. Burgherrin Trauthilde saß im
Verlies. Sie verschwand. Auf rätselhafte Weise. Sie hatte also den Eingang
entdeckt — den zweiten — , der unter die Erde führt. Aber damals vor 800 Jahren
gab es vielleicht den anderen Ausgang zur Höhle noch nicht. Oder er war
verschüttet. Oder ein Höhlenbär hatte dort Hausrecht. Oder sie fand diesen
Ausgang nicht. Denn nach dem Meuchelmord an ihrem Gemahl ist sie ja nicht in
die Pampa entwischt, wie wir annehmen dürfen, sondern geblieben in dem
Felsmassiv unter der Burg — dort, wo Johann 650 Jahre später auf ihre
sterblichen Reste stieß und auf Drachenauge, das Schwert. Er ist sicherlich
eingedrungen auf unserem Weg: durch die Höhle. Vielleicht weil er ein Stück
Wildbret verfolgt hat. Einen Wolf, einen Bären — was damals noch unsere Wälder
bewohnte und leider schon lange ausgerottet ist.“
    „Woher weiß

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