Kampf um die Ewigkeit
ich möchte wissen, wer Sie mit einem Computer in Südafrika verbunden hat.«
Der Computer sagte, er sei seit dreitausendvierhundertdreiundfünfzig Jahren, elf Stunden, siebenundzwanzig Minuten und zehn Sekunden mit allen anderen Computern des Planeten verbunden. Weil der Computer antwortete, nahm Modyun an, daß er niemals gegen Fragen, wie er sie stellte, programmiert worden war.
Er öffnete den Mund, um dem Computer weitere Fragen zu stellen, als sein Körper von einem unangenehmen Gefühl durchdrungen wurde. Anscheinend war irgendein empfindlicher Nerv in den Eingeweiden in Aufruhr geraten. Sicher vor Ärger. Er wußte nicht genau, wie lange der Mensch schon hinter der Barriere gelebt hatte; er selbst gehörte der dritten Generation an. Doch die Informationszentren in seinem Gehirn sagten ihm, daß die Computer wenige Jahre, nachdem sich der Mensch zurückgezogen hatte, neu programmiert worden waren.
Wer konnte das bewerkstelligt haben?
Er unternahm noch einen Versuch und sagte: »Sie weigern sich also, mir diese Tür zu öffnen?«
»Es ist unmöglich«, war die Antwort. »Ich bin ein Automat – und Sie sind für einen Eintritt nicht qualifiziert.«
Modyun wurde schmerzlich daran erinnert, daß der Computer eine rein mechanische Einrichtung war und seine Grenzen hatte. Aber das Problem war nicht die Maschine, sondern das, was sie verändert hatte.
Ich werde versuchen, die Tiermenschen zu überreden, in eine größere Wohnung zu ziehen, die ich mit ihnen teilen kann, dachte er.
Die Tiermenschen waren, wie er jetzt sah, in ihren kleinen Häusern verschwunden. Modyun wußte, daß Roozb, der Bärenmann, das Appartement zur linken Hand bezogen hatte. So ging er herüber, kümmerte sich nicht um das Knopfsystem, sondern klopfte an die Tür.
Stille …
Dann Schritte.
Die Tür wurde geöffnet. Der stattliche Bärenmann stand vor ihm und lächelte ihn freundlich an. »He!« sagte er. »Sie sind ja rasch fertig. Kommen Sie herein. Bei mir dauert es noch eine Minute.«
Modyun trat ein und rechnete insgeheim damit, daß dieser Türcomputer ihn ebenfalls zur Rede stellen würde. Aber der Gitterlautsprecher schwieg, woraus Modyun schloß, daß er nichts gegen seine Anwesenheit in Roozbs Wohnung einzuwenden hatte.
Man muß nicht unbedingt auf jeden Knopf drücken, dachte er.
Er hatte in Erwägung gezogen, sich nach einem Appartement mit zwei Betten zu erkundigen. Doch jetzt war das wohl nicht mehr nötig. Er wußte noch nicht, wann er etwas unternehmen und was es sein würde. Immerhin schien festzustehen, daß etwas so war, wie es nicht sein sollte.
Man hatte angenommen, daß diese Tierkultur eine stereotype Gesellschaft war, in der es keine Überraschungen gab. Roozbs herzliche Einladung gab ihm etwas mehr Zeit, darüber nachzudenken.
Ich werde mich nach einem Appartement mit zwei Betten erkundigen, dachte er.
3
Eine halbe Stunde später.
Sie gingen zu dem zwei Blöcke entfernten Kommissariat, in dem die Verpflegung ausgegeben wurde. Modyun hielt sich zurück, während die anderen vier eifrig nach Tellern griffen und sich hintereinander aufstellten. Die Frage, die Modyun beschäftigte, lautete: Wird der Verpflegungscomputer sich weigern, mich zu bedienen? Und wie wird es weitergehen, wenn ich hier als menschliches Wesen identifiziert werde?
Was ihn aktiv machte, war seine Abgeneigtheit zu glauben, daß jemand sich die Mühe gemacht hatte, Millionen dieser simplen Maschinen zu verändern. Und noch wichtiger: Äußerlich deutete nichts darauf hin, daß das über Jahrtausende langsam aufgebaute System der kostenlosen Verpflegung ohne jede Frage verändert worden war.
Maschinen bearbeiteten automatisch den Boden und brachten die daraus resultierende Ernte ein. Für die früheren Fleischfresser gab es von Computern kreierte Proteinsubstanzen aus eßbaren Getreidearten, Früchten, Gräsern, Sträuchern und Bäumen. Für die ehemaligen Pflanzenesser wurden angemessene Diätspeisen nach der gleichen totalen Methode hergestellt. Fast alles, was grün, gelb oder aus Holz war, hatte einen Nutzwert für irgendeine jetzt intelligente Lebensform. Beinahe so gut wie nichts wurde verschwendet.
Zu komplex. Eine Abänderung wäre ein Eingriff in die ganze Kette der Operationen gewesen.
Modyun nahm sein Essen aus den Behältern, die der Computer ihm zu öffnen gestattete. Er nannte seinen richtigen Namen und vertraute dabei seiner Logik. Immerhin, dachte er, essen die Affen Dinge, um die sich menschliche Wesen
Weitere Kostenlose Bücher