Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
gehen, Wolfgang, ich bin angekommen!“
„Pfff, immer werde ich ausgeschlossen. Tu dies, tu das, bring mich hierhin, trag mich dorthin, aber gab es auch nur einmal ein Dankeschön?“, antwortete eine weitere, diesmal tiefe männliche Stimme, patzig. Sodann zog sich die Wolke namens Wolfgang zusammen und enthüllte aus seinem Inneren eine alte Frau in einem abgewetzten, noch viel älteren Kleid voller Löcher und Risse, dazu trug sie einen spitzen Hut auf dem Kopf, der so dreckig war, dass er bereits ein Eigenleben besaß. Als die Wolke Wolfgang schlussendlich völlig verschwunden war, kam die alte Frau auf ihren alten knorrigen Stab gestützt näher.
„ Ich bin Elfriede PalimPalim. Zu euren Diensten.“
Sarah zuckte zusammen. Diese Frau war wirklich sehr, sehr hässlich. (Unter alten Hexen eine Grundvoraussetzung.) Doch das Mädchen hatte genug Anstand und Erziehung, um sich nichts anmerken zu lassen.
„Ich werde es dir erklären, Kind. Zauberer wirken Magie über Gegenstände und Hexen über lebendige Dinge. Magier hingegen zaubern aus ihrem Innersten heraus, verstehst du, mein Kind?“, sagte die Alte krächzend. Sarah nickte.
„Und die Kaiserin?“, fragte Golgrimm dazwischen.
„Die Kaiserin stiehlt Magie und behält sie für sich. Das ist ihre Natur. Doch sie muss sich an die Regeln der jeweiligen Künste halten, also an die der Magiekunde, der Hexerei und Zauberei. Zauberei kann niemals einfach so gewirkt werden, ebenso wenig wie Hexerei. Sie können jedoch mit Magie verwoben und zu neuen, anders wirkenden Zaubersprüchen werden, wodurch es schon möglich werden kann, völlig ohne Hilfsmittel zu zaubern oder zu hexen. Doch alle drei Arten bedürfen außerordentliche Cleverness und überdurchschnittliche Begabung. Und bei dir sehe ich, dass du das Zeug zu einer wirklich mächtigen Magierin besitzt.“
Sarah runzelte die Stirn, dann hob sie skeptisch eine Braue an.
„Magierin?“
Die Hexe nickte und lächelte sehr breit und noch viel zahnloser.
„Ganz recht. Oder Zauberin. Die Magie ist dein Geburtsrecht. Sie ist in dir drin und wartet nur darauf, dass du sie raus lässt.“
Da stand sie nun, ein kleines Mädchen, umgeben von den mächtigsten Magiekundigen dieser Welt und auserkoren eine der ihren zu werden. Nun musste Sarah erst einmal tief und kräftig durchatmen. Mister Barcley tat es ihr gleich.
„Also liegt die Magie in meiner Familie?“, fragte das Mädchen weiter.
Thaddäus Jones nickte mit einem leichten Lächeln zu Sarah herüber.
„Ganz recht. Die Macht der Magie ist stark in deiner Familie. Doch sie tritt nicht bei jedem aktiv auf. In manchen Menschen bleibt sie tief verborgen und schlummert das ganze Leben lang lediglich vor sich hin. Doch sie ist vorhanden. Das war sicherlich auch der Hauptgrund, warum Grimmbold deine Eltern für sein Ritual entführen ließ. Magiebegabte Menschen haben eine Lebensenergie, die Ihresgleichen sucht. Und dazu kann man diese Macht spüren. Sie ist wie ein Wegweiser, wenn man weiß, worauf man achten muss.“
Sarah runzelte die Stirn. Ihre Eltern waren also ebenso von Magie erfüllt wie Onkel Vincent und sie selbst. Aber anscheinend war sie bei ihnen nicht aktiv. Doch sie hatten auch nichts von Notrak Husch gewusst. Waren sie jemals in dieser Welt gewesen? Oder hatte Onkel Vincent ihnen dies ebenso verschwiegen? Was verschwieg der alte Lord noch alles? Es war zum Verzweifeln. Auf jede Frage, die Sarah beantwortet bekam, schienen jedes Mal zwei neue hinzu zu kommen. Doch es half nichts, sich das Gehirn zu zermartern. Wichtigere Probleme standen bevor. Das Mädchen blickte auf.
„Ich bin bereit.“, sagte sie mit fester Stimme.
Thaddäus nickte erneut lächelnd und legte Sarah eine Hand auf die Schulter.
„ Der Rat der Fünf war schon lange Zeit nur der Rat der Vier. Und seit Rialc’Nis Verschwinden sogar nur noch ein Rat aus Drei. Nun aber sollte es wieder der Rat der Vier heißen. Wohlan, wir sollten los und dein Erbe holen, Sarah. Aber vorher müssen wir noch zu mir nach Hause. Ich muss etwas holen. Etwas Wichtiges!“, sagte der alte Chronist
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