Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
(Generäle rannten niemals!) und inspizierte sie. Ehrfurcht einflößend und fast schon lässig schritt er umher, selbst wenn um ihn herum nur hektisches Chaos herrschte.
Doch Eugene Hauwech registrierte das Chaos teilweise nicht einmal und die Soldaten, die unter seinem Kommando standen, ignorierten es schlichtweg weil er es tat, mit rasenden Herzen und Angstschweiß auf der Haut. Niemand wollte vor General Eugene Hauwech als Feigling dastehen oder als „Verweichlichtes Pfannkuchengesicht!“ betitelt werden, wie sich Hauwech gerne ausdrückte, denn General Hauwech genoss es Leute anzuschreien, selbst wenn nur eine Kleinigkeit einer Verletzung seiner persönlichen "Willkommen in General Hauwechs Truppe!" Fehlerliste vorliegen sollte.
Neulinge fragten gerne einen etwas länger dienenden Soldaten unter Eugenes Kommando Dinge wie zum Beispiel: "Was für eine Laune hat der denn heute?" Und eine standardmäßige Antwort auf diese Frage wäre in diesem Fall: "Die gleiche wie gestern und die gleiche wie vorgestern und die gleiche wie eigentlich seit Wochen!" Daraufhin würde der andere wahrscheinlich zu folgender Erkenntnis kommen: "Dann halte ich jetzt besser meine Klappe, bevor der General angestiefelt kommt und fragt, ob ich verflixt noch mal lebensmüde sei, dass ich ihn verflixt noch mal in seiner verflixten Begrüßungsrede an die verflixten Neuzugänge störe und er mir verflixt noch mal mit seinen verflixten schweren Stiefeln in meine verflixte Kehrseite treten soll, um mir verflixt noch mal mein verflixtes Gehirn gerade zurücken!“ (Fluchen unterstützte diese Handhabung des Generals bei der Erfüllung der militärischen Pflichten ungemein, da guckten alle dann sehr drollig, bekamen große Augen und Trockenheit in der Kehle und antworteten meist nur: "Hrgsmfldmblblbl!" Eugene liebte die Augenblicke abgöttisch!)
Eine disziplinarische Maßnahme oder gar eine Verhandlung vor dem Kriegsgericht erfolgte niemals. Eugene Hauwech regelte solche Dinge auf seine Weise. Denn all jene Soldaten unter Eugenes Kommando waren nicht einfach Soldaten des Königreiches unter Eugenes Kommando. Er sah die ganze Sache ein wenig anders, nämlich dass er ein Soldat des Reiches war und die Soldaten unter seinem Kommando waren seine Soldaten. Er war ihr Vater und ihre Mutter, er war für sie Priester, Psychologe und Vorgesetzter. Er war das Licht und die Dunkelheit in ihren Herzen und er war ihr Anfang und ihr Ende. Er war ihr Himmel und ihre Hölle, ihr Gott und ihr schlimmster Albtraum in einer Person.
So sah es Eugene Hauwech und seine Soldaten dankten ihm seine harte und unbarmherzige Aufrichtigkeit, seine Liebe und Fairness mit ewiger Treue und unabdingbarer Loyalität und Ehrlichkeit. Sie wussten dass sie die Besten waren denn ihr General war der Beste. Diese Tatsache machte einen Haufen Individuen zu einem Ganzen. Es machte sie zu General Hauwechs Truppe. Sie waren die Besten. Und sie wussten es. Zumindest hofften sie es.
Jedoch beschränkte sich dies im Moment überwiegend auf das gute Aussehen der Truppe. Alle waren sie glatt rasiert und frisch beim Friseur gewesen, ihre Waffen und Rüstungen glänzten und funkelten aufpoliert.
Eugene nickte zufrieden. So konnte der Krieg ruhig kommen.
Der Krieg…
General Hauwech runzelte die Stirn und überlegte, durchforstete seine Erinnerungen nach Krieg.
Hm, er fand nichts. Eugene hatte noch niemals einen Krieg erlebt. Aber er hatte schon einen Schlussverkauf im Kaufhaus von Anduras erlebt. Das gehörte zu den schlimmsten Erlebnissen, an die Eugene in seinem doch schon recht langen Leben zurückgreifen konnte. Nach dem, was er bis jetzt über den sogenannten Krieg erfahren hatte, kam der Schlussverkauf doch immer noch am nächsten an diese Vorstellung.
Der General schüttelte sich vor Entsetzen. Er hatte sich geschworen, niemals wieder an einem Schlussverkauf ins Kaufhaus zu gehen. Die Erinnerungen an diesen Tag damals waren schier zu grausam. Sie waren zu brutal, einfach nur Angst einflößend!
„Guten Morgen, General!“, riss den alten Soldaten da eine Stimme aus seinen Gedanken. Er wand den Kopf zur Seite und erblickte den Roten Retter.
Eine schneidige Erscheinung war dieser Retter. Er war ganz in Rot gekleidet, ausschließlich in Samt und Seide. Ein enges Hemd mit weiten Ärmeln, hohe Stiefel mit Krempe, ein Cape und ein großer Hut mit einer buschigen Feder daran zierten den stattlichen Mann. Nur die Maske fehlte, wie sie der Retter sonst immer getragen hatte. Und
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