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Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition)

Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition)

Titel: Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kemfert
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paar Sätze zur Energiewende sagt. »Ich bin davon überzeugt, dass wir die Energiewende schaffen. Wir haben ja erst ein Jahr hinter uns und noch zehn, elf Jahre, in denen wir die Ziele erreichen können, die wir uns gesteckt haben.« Noch zehn, elf Jahre? Das nenne ich einen echten Propagandaerfolg! Einen Erfolg derer, die die Energiewende verhindern wollen. Eine der Behauptungen, mit der die Gegner der Wende derzeit die größte Wirkung erzielen, lautet: Der Zeitplan ist zu eng. Bis 2022 schaffen wir den Umbau unserer Energieversorgung nicht. Es ist wie bei der Werbung: Wir halten uns für aufgeklärte, selbstbestimmte Konsumenten. Doch diese Annahme ist falsch: Das Unterbewusstsein nimmt die Botschaften auf, die uns von jedem Plakat entgegenleuchten, und letztendlich beeinflussen sie dann doch unser Kaufverhalten. Das Beispiel Angela Merkel beweist: Die ständige, gebetsmühlenartige Wiederholung von Unwahrheiten wirkt. Im Konzept zur Energiewende sind Ziele zum Ausbau erneuerbarer Energien formuliert, die sich auf das Jahr 2050 beziehen – auf 2050! Doch selbst die Kanzlerin, die das Konzept mit verabschiedet hat, glaubt inzwischen, es seien nur noch zehn, elf Jahre Zeit. Die Wahrheit ist: Bis 2050 sind es noch 38 Jahre.
    In der Behauptung, die Energiewende sei bis 2020 nicht zu schaffen, steckt noch ein weiterer Irrtum – und auch diesen hat die Kanzlerin unbewusst – oder vielleicht sogar absichtlich? – übernommen: Das besagte Konzept wurde im Herbst 2010 beschlossen, also bereits vor zwei Jahren. Wenn Merkel davon spricht, dass wir ja erst ein Jahr hinter uns haben, dann bezieht sie sich vermutlich auf das Frühjahr 2011 – den Zeitpunkt, an dem die schwarz-gelbe Koalition nach der Atomkatastrophe in Japan über Nacht beschloss, die deutschen Atomkraftwerke abzuschalten. Sie verwechselt also die Energiewende mit dem Atomausstieg. Das mögen bei der Kanzlerin Flüchtigkeitsfehler sein – in der Pressekonferenz sah man sie denn auch kurz zögern, als sie versuchte, sich an die richtigen Zahlen zu erinnern. Diesen Fehlern wird jedoch seit langem durch die Medien Vorschub geleistet. Es handelt sich um bewusst gestreute Falschinformationen, die uns suggerieren sollen: Die Umstellung auf ökologischen Strom ist überhastet und kurzfristig gestrickt – hier läuft etwas schief, wir müssen aus der Energiewende aussteigen! Es ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie etwas Wirklichkeit wird, wenn man es nur oft genug wiederholt. Inzwischen glaubt es selbst die Kanzlerin.
    In den Medien tauchen immer wieder Berichte auf, in denen die Energiewende als Folge des Ausstiegs aus der Atomenergie dargestellt wird. Als eine übereilte, panikartige Reaktion auf das Reaktorunglück in Fukushima. Die Gegner verunglimpfen mit dieser Darstellung die Energiewende als Kurzschlussreaktion, als hochemotionale Entscheidung und eine von der Angst der Bevölkerung beherrschte Politik, die nur auf die nächsten Wahlen schielt und dabei fahrlässig die Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland aufs Spiel setzt.
    Doch diese Darstellung ist falsch. Tatsächlich müssen zwei verschiedene Geschichten erzählt werden.
    Das Ziel 2022: Der Atomausstieg
    Die eine handelt vom Ausstieg aus der Atomenergie: Dieser ist ein Kernstück rot-grüner Politik, das die Regierung unter Gerhard Schröder im Jahr 2000 aushandelte. Die damalige Bundesregierung traf mit den Energieversorgungsunternehmen eine Vereinbarung, die 2002 rechtskräftig wurde und den endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie besiegelte. Der letzte Meiler sollte voraussichtlich 2021 vom Netz gehen. Für jedes Atomkraftwerk wurden damals sogenannte Reststrommengen festgelegt, die es von nun an noch produzieren durfte. Bei einer Unterbrechung der Produktion hätte sich daher der Zeitpunkt der jeweiligen Abschaltung nach hinten verschoben. Auch wenn die anvisierte Jahreszahl dadurch nur eine ungefähre Zielmarke sein konnte, änderte dies jedoch nichts an der prinzipiellen Endgültigkeit des Ausstiegs. Die alte Bürgerbewegung mit ihrem Button »Atomkraft? – Nein danke!« war damit am Ziel: In Zukunft sollte sich die Energieversorgung in Deutschland aus anderen Quellen speisen. Seit diesem Beschluss von 2000 bzw. 2002 wussten die Verantwortlichen in der Politik und bei den Energieversorgern, dass sie die knapp 25 Prozent des Stroms, die bisher durch Atomkraftwerke bereitgestellt werden, ersetzen müssen – in einem Zeitraum von 20 Jahren. Eine durchaus machbare Aufgabe und

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