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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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sind mit dem Wasser aus den Ballasttanks der Schiffe gekommen, die durch den Kanal fahren. Es sind riesige Tiere, und in der Nacht sind sie besonders aktiv. Ich dachte, ja, warum nicht? Aber Jon interessierten die Krabben überhaupt nicht. Er hatte etwas ganz anderes vor. Er wollte durch den See zur toten Schleuse rüber. Davon war er total besessen. Wir sind also abgetaucht, und dann war er plötzlich weg. Das ist das Schlimmste, was ein Taucher machen kann, seinen Partner im Stich lassen. Ich bin schließlich allein aufgetaucht, völlig panisch. Und natürlich habe ich mir wahnsinnige Sorgen gemacht, dass er im See ertrunken sein könnte. Ich bin aus dem Wasser gestiegen und habe meine Ausrüstung in den Wagen geladen. Erst nach einer Stunde, es wurde schon hell, war er plötzlich wieder da. Gut gelaunt, grinsend, scherzend kam er mit dem Boot angerudert. ›Ich weiß jetzt, was sie treiben‹, sagte er. ›Das ist so was von abgefahren. Lissy ist auch dabei. Lissy ist sowieso die Schärfste.‹ Er wollte mir davon erzählen, aber ich wollte das überhaupt nicht hören. Ich hab nur noch Lissy gehört, immer Lissy, Lissy.«
    Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr.
    »Wie er ihr schon hinterhergesehen hat, wenn sie nur über den Hof ging! Wie sie heimlich zusammen ausgeritten sind. Wie sie sich hinter der Gärtnerei getroffen haben, um Joints zu rauchen. Abartig! Als Jon in dieser Nacht aus dem See gestiegen ist, so voller Adrenalin und Glück und in Gedanken so weit weg von mir, musste ich ihn zur Rede stellen. Er war ja schließlich zu mir gekommen, auf meinen Hof. Aber er hat sich nur in aller Seelenruhe aus seinem Taucheranzug gepellt. Ich hab ihn angeschrien: ›Was soll das mit Lissy? Sie ist nur ein Kind, eine Proletin, ein stinkendes Pferdemädchen!‹ Doch er sieht mich nicht einmal an. ›Sieh mich an!‹, schreie ich. ›Bist du jetzt genau wie mein Mann, der mich einfach nicht sehen will?‹ Da blickt er auf. Er starrt mich an – voller Widerwillen, Abscheu, Verachtung. Und dann sagt er etwas, er sagt …«
    Sie hielt inne. Ihr Gesicht wirkte blass und eingefallen. Sie schwitzte, sie zitterte.
    »Er sagt: ›Weißt du was, Stefanie von und zu Geldadel, du bist eine garstige alte Schachtel. Du sitzt hier mit deinen blöden Gäulen und plusterst dich auf. Aber mit einer Sache musst du dich nun mal abfinden. Das Altern kannst selbst du mit deinem ganzen verfluchten Geld nicht aufhalten. Und gewöhn dich endlich daran: Eine neue Generation von Frauen ist am Start, und du musst dich damit abfinden, dass du nicht mehr dazugehörst.‹ Er hat nicht aufgehört, mich zu verspotten. Und dabei hat er mich nicht mal angesehen. Da habe ich das Messer genommen. Es lag im Picknickkorb, der sich noch vom Vortag im Wagen befand. Und ich habe zugestochen.«
    Jetzt schien sie sich wieder ein bisschen beruhigt zu haben.
    »Ich wollte ihn nicht töten, das müssen Sie mir glauben, aber ich wollte ihn verletzen. So wie er mich verletzt hat. Ich habe ihn voll getroffen, und er hat aufgehört zu atmen. Ich habe ihn zugedeckt, als ob er schliefe, und habe seine Tauchsachen eingeladen. Dann ist diese Frau mit dem Fahrrad an den See gekommen, dabei war es viel zu früh am Morgen, erst sechs Uhr. Während sie schwamm, habe ich im Wagen gesessen und konnte nicht aufhören zu weinen. Sie hat mich nicht beachtet, der Wagen stand im Schatten der Bäume. Aber sie hat Jon gesehen. Als sie weg war, habe ich ihn abtransportiert. Mein Wagen hat ja diese Absenkautomatik.«
    »Und am nächsten Morgen haben Sie die Leiche auf der Baustelle entsorgt?«
    Stefanie Rubi-Tüx sah sie an, als erwache sie aus einem schlechten Traum. »Nein, ich habe ihn erst mit nach Hause genommen, aber irgendwo musste ich ihn doch lassen. Man sollte ihn doch nicht finden.«
    »Das hat ja dann nicht geklappt«, meinte Island trocken. »Und warum musste Cord Petersen sterben? Hatten Sie mit ihm auch ein Liebesverhältnis?« Ihr Ton wurde amtlich.
    »Wo denken Sie hin? Dass ich alle jungen Männer flachlege? Jon habe ich wirklich geliebt.« Sie lächelte traurig. »Cord hat mich erpresst. Er hatte doch nur den Auftrag, die Filme von den Fohlengeburten noch einmal durchzusehen, damit ich sie löschen konnte. Hätte ich mir bloß nie diese kleinen Überwachungskameras besorgt. Er muss mir eine davon aus dem Stall geklaut und in mein Auto eingebaut haben. Ich habe das nicht bemerkt, es sind ja ganz winzige Dinger. Den Rest kennen Sie.«
    »Cord

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