Kann es wirklich Liebe sein
seinen Blick über sie streifen ließ, als könne er direkt durch ihr Kleid sehen. Ihr Magen zog sich zusammen.
„Sollen wir mit der Zeremonie anfangen, Sir?“ Ein Mann in der hinteren Ecke des Raumes stellte diese Frage. Seine schwarze Kleidung und der helle Kragen hatten Meredith zuerst Hoffnung gegeben, doch auch von ihm war keine Hilfe zu erwarten, das war ihr mittlerweile klar geworden.
„Noch nicht“, sagte Roy. „Obwohl ich es kaum erwarten kann, meine Braut endlich zu heiraten, warte ich noch auf einige Besucher, die bestimmt sehr bald eintreffen.“
„Nun gut, aber ich stelle Ihnen diese Verzögerung in Rechnung.“ Der Prediger, wenn man diesen schmierigen kleinen Mann überhaupt so nennen konnte, lehnte sich an die Wand und zog einen kleinen Silberflakon aus der Tasche. Er schraubte den Deckel ab und gönnte sich einen Schluck.
Cassies Griff um Merediths Hand verstärke sich. „Ich hoffe, er erstickt daran.“
„Das wäre eine wirklich dramatische Form der Gerechtigkeit“, stimmte Meredith ihr leise zu. Und so ein wunderbarer Stein, der Roy bei der Durchführung seines Planes in den Weg gelegt werden würde. Aber dann erinnerte sie sich an die Männer, die Jim verfolgten, und entschied, dass es für alle Beteiligten besser wäre, wenn Roy seine gute Laune behielt. Zumindest vorerst.
Tante Noreen durchschritt den Raum und sah Roy finster an. „Ich schätze Likör nicht gerade, Mr Mitchell. Es ist schlimm genug, dass die Hochzeit meiner Tochter nicht in einer Kirche stattfindet, aber ich lehne es ab, einen Trinker die Zeremonie abhalten zu lassen.“
Roys Lippen wurden zu zwei sehr dünnen Schlitzen, als er auf die Frau hinabsah. „Ich möchte Sie daran erinnern, Madam, dass ich nur zu gerne für eine kirchliche Trauung aufgekommen wäre, aber Miss Cassandra hat leider nicht eingewilligt. Deshalb dieses Arrangement. Wenn Sie sich bei jemandem beschweren wollen, dann doch bitte bei Ihrer Tochter.“
„Aber es war Ihre Aufgabe, den Pfarrer zu finden. Dieser hier ist nicht zufriedenstellend.“ Sie verschränkte die Arme und sah Roy so finster an, als hätte er ihr Kaffeekränzchen gestört.
„Noreen ...“, murmelte Onkel Everett warnend vom Boden aus.
„Sei still, Everett. Das alles wäre nicht passiert, wenn du nicht Cassandras Gejammer nachgegeben hättest. Das Mädchen kann nicht weiter denken als bis zu ihrer eigenen Nasenspitze. Sie hält Herzklopfen für Liebe und das ist ihr wichtiger als finanzielle Sicherheit. Du hättest diese Sache in die Hand nehmen müssen. Aber nein. Du hast ja gar kein Rückgrat. Das ist auch der wirkliche Grund, warum die Sägemühle den Bach runtergeht. Ich hätte die ganze Sache schon längst selbst in die Hand nehmen sollen.“
„Mama!“, ächzte Cassie. Aber die Frau beachtete sie gar nicht.
„Und was Sie angeht …“ Tante Noreen zeigte wieder auf Roy und stieß ihm mit ihrem Zeigefinger anklagend gegen die Schulter, offensichtlich zu aufgebracht, um den gefährlichen Zorn in seinen Augen zu sehen. „Wenn Sie mein Schwiegersohn sein wollen, hätten Sie einen Pastor finden sollen, der kein Trinker ist! Ich werde nicht zulassen –“
Roy schlug ihr so fest ins Gesicht, dass sie zu Boden stürzte. „Sie sind nicht in der Position, um Dinge zuzulassen oder auch nicht. Sie mögen vielleicht Ihren Ehemann einschüchtern, aber nicht mich, darauf können Sie sich verlassen.“
Tante Noreen starrte Roy funkelnd an, ihr Feuer noch lange nicht gebrochen. „Sie wagen es, Hand an mich zu legen!“
Im Bruchteil einer Sekunde hatte Roy sein Gewehr angelegt und zielte auf ihren Kopf. „Mir ist gerade bewusst geworden, dass mein Leben als verheirateter Mann ohne eine Schwiegermutter wesentlich angenehmer wäre.“
„Nein!“ Cassie sprang auf. Sofort schnappte Wheeler nach ihrem Arm.
„Bitte!“, rief sie Roy zu und versuchte, sich freizumachen. „Ich heirate Sie. Freiwillig. Lassen Sie nur meine Mutter in Ruhe.“
Roy ließ die Waffe sinken. „Was für ein wunderbares Versprechen, meine Liebe. Wie könnte ich da widerstehen?“ Er trat ans Sofa und ergriff Cassies Hand, wieder ganz der Gentleman. Wheeler ließ ihren Arm los und Cassie hob trotzig das Kinn.
Als Roy sie zum Ofen führte, sprang Meredith auf. Sie würde Cassie das auf keinen Fall alleine durchstehen lassen.
„Was glaubst du, was du da machst, Schätzchen?“, knurrte Wheeler hinter ihr. Dann legte er seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie zurück.
„Ich bestehe darauf, bei
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