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Kann ich dir jemals widerstehen?

Kann ich dir jemals widerstehen?

Titel: Kann ich dir jemals widerstehen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Führungsetagen,
Schlafzimmer, elegante Restaurants, die Börse – das war
sein Gebiet. Unbefestigte Landstraßen, Blockhütten, Wald,
so weit das Auge reichte, das alles interessierte ihn nicht, und
lebendige Bären schon gar nicht. Oder barsche Absagen.
    Und
hier war Miss Griffin im Irrtum. Er mochte kein Nein hören.
Besonders dann nicht, wenn er noch nicht mal seinen Vorschlag
unterbreitet hatte.
    Zwar
fühlte er sich hier draußen nicht wohl, und er war
Ablehnung nicht gewohnt. Aber er dachte nicht daran, sich wie ein
kleiner Junge sagen zu lassen, er solle seine Spielsachen einsammeln
und nach Haus laufen. Tonya Griffin hatte erwähnt, dass sie
wusste, wer er war. Wenn sie ihn wirklich kannte, musste sie wissen,
dass er vielleicht nicht immer fair spielte, aber stets auf Sieg
setzte. Und dieses Spiel war noch längst nicht vorüber.
    Er
würde einen Weg finden, Tonya Griffin nach New York zu locken.
Die Vorstellung, der widerspenstigen Fotografin ein paar von den
Tannennadeln abzubürsten, brachte ihn sogar zum Lächeln –
es war das Siegerlächeln, das ihm so oft in Aufsichtsräten
Stimmen einbrachte, jedenfalls von den weiblichen Mitgliedern.
    Im
Geist rieb er sich bereits die Hände, als er die Treppe
hinaufging. Er würde die Sache trotz des misslungenen Auftakts
mit Bravour hinter sich bringen und verschwinden.
    Okay,
das Spiel beginnt, Miss Griffin.

2.
Kapitel
     
    In
dem Moment, als Webster die Hand hob, um an die Tür der
Blockhütte zu klopfen, meldete sich sein Handy. Er holte es aus
der Tasche, las den Namen auf dem Display und musste erst mal tief
durchatmen.
    "Ja,
Pearl?" fragte er und betete um Geduld.
    Er
setzte sich auf die oberste Treppenstufe und lauschte Pearl Reasoners
Stimme. Pearl war eine Magnolie aus Stahl, wie sie im Buche stand.
Sie erkundigte sich nach seinem Flug und dem Wetter und ob er Tonya
Griffin aufgespürt habe. Pearl war nicht nur seine
Privatsekretärin, sondern auch noch seine Patentante. Und gerade
jetzt war sie auch der Grund für den pochenden Schmerz in seiner
rechten Schläfe.
    Er
hatte seine Büroleiterin, Miss Price, herschicken wollen, oder
seinen Stellvertreter, Hawkins. Aber Pearl hatte darauf bestanden,
dass er selbst nach Minnesota in die Wildnis fuhr und Tonya Griffin
überredete, einen Exklusivvertrag zu unterschreiben, damit sein
neuestes Projekt, die Zeitschrift "Abenteuer Natur", ein
Erfolg wurde.
    Der
gestrige Auftritt mit Pearl in seinem Büro lief vor seinem
geistigen Auge noch einmal ab, während sie sich am Telefon über
Ruhe und Erholung ausließ, über die wohltuende frische
Luft und die Schönheit klarer Bergseen. Nord-Minnesota war eine
andere Welt als die Büros des Tyler-Lanier-Konzerns im 58. Stock
an der Sixth Avenue. Dennoch war sein Argument, dass er
Verleger und kein Holzfäller sei, bei Pearl auf taube Ohren
gestoßen.
    "Als
Verleger musst du dich voll einsetzen", hatte sie ausgeführt.
"Wenn du den Werbeetat von C.C. Bozeman haben willst, brauchst
du Tonya Griffin. Wenn ihre Fotos nicht in der ersten Nummer von
'Abenteuer Natur' zu sehen sind, bucht Bozeman keine Anzeigenseiten.
Wenn wir den Auftrag für Bozemans Freizeitmode und Sportartikel
verlieren, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt."
    Als
Webster einwandte, er habe keine Zeit für ein Abenteuer in der
Natur, hatte Pearl nur geseufzt und auf seine momentane körperliche
Verfassung hingewiesen.
    "Mein
Junge, du bist ausgebrannt. Denk nur an all die Umstrukturierungen im
Haus nach der Firmenübernahme. Eine kleine Auszeit wird dir gut
tun." Und dann hatte Pearl begeistert ausgeführt, wie schön
es wäre, wenn er sich einen Urlaub gönnte und angeln ginge.
    Er
starrte in das Dickicht und versuchte, sowohl Pearl zu ignorieren –
die er trotz ihrer ständigen Einmischung in sein Leben herzlich
liebte – als auch die Erinnerung an das Gesicht zu verdrängen,
das ihn jeden Morgen im Spiegel anblickte. Er gefiel sich selbst
nicht mehr. Der Blick seiner braunen Augen wirkte leer. War es
Ernüchterung? Überdruss? Eine Mangelerscheinung? Gewiss, er
arbeitete hart. Und die Jagd nach Erfolg hatte viel von ihrem
anfänglichen Reiz verloren. Mit seinen fünfunddreißig
Jahren war er mehr als wohlhabend, doch er hatte das Gefühl,
dass es da noch etwas anderes geben müsste.
    Er
bildete sich nicht ein, dieses andere in Nord-Minnesota zu finden.
Schon gar nicht, indem er einer Fotografin nachlief, die nicht nur
für ihr Werk berühmt war, sondern auch für ihre
Abneigung gegen das Leben

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