Kanonendonner über der Adria
Es wimmelte im Londoner Hafen von Schiffen.
»Ich wundere mich immer wieder, dass sie nicht zusammenstoßen«, stellte Nicole fest, die gerade aus dem Fenster geschaut hatte.
»Die Alkmene bleibt auch sicher nicht hier, sondern segelt nach Chatham zurück in die Werft«, bemerkte Britta.
Da klopfte ihr Fahrer an die Kutschwand und rief: »Jeremy winkt, Lady Britta!«
Nun sahen es auch die Frauen.
»Dann wollen wir aber schnell zum Kai«, sagte Nicole und knöpfte ihren Pelz zu. »Aber sei vorsichtig, Britta, die Kutscher fahren hier rücksichtslos.«
Die beiden stiegen aus. Der Kutscher half ihnen mit heftigem Peitscheschwenken beim Überqueren der Straße. Jeremy deutete immer wieder hinaus auf den Fluss.
»Dort kommt eine Sloop mit der Admiralsflagge. Das muss er sein. So viele kleine Schiffe, auf denen ein Admiral kommt, wird es hier kaum geben«, erklärte Britta.
»Ja, warum segelt er nicht mit seinem Flaggschiff?«, fragte Nicole.
»Das werden sie dort zum Kämpfen brauchen. Eine Sloop ist schon mal zu entbehren.«
Britta winkte Jeremy und ließ sich das Teleskop geben. Als langjährige Frau eines Flottenoffiziers konnte sie damit umgehen, stellte die Schärfe richtig ein und spähte.
»David kann ich noch nicht sehen«, sagte sie mit dem Teleskop am Auge. »Aber das dort, das ist doch Alexander Dimitrij. Und mein Gott, da ist dein Sohn, Nicole!«, rief sie überrascht. »Und da ist auch mein Edward!«
Sie setzte das Teleskop ab und sagte zu Nicole: »Er bringt unsere Söhne mit. Und wir haben gar nichts für sie vorbereitet.«
»Das ist doch kein Problem, Britta«, wandte Nicole aufgeregt ein. »Sieh noch einmal durch, ob du dich auch nicht getäuscht hast.«
Britta nahm das Teleskop. »Wo sind sie jetzt?«, fragte sie ungläubig. »Da kommen sie alle drei mit David und gehen zur Reling.«
»Ja, ich sehe sie jetzt auch mit bloßem Auge. Mein Gott, wie bin ich glücklich«, rief Nicole.
»Jeremy, schau, ob du Mr. Dimitrijs Kuff siehst«, bat Britta und gab ihm das Teleskop.
Sie winkten den Männern zu und die winkten jetzt zurück. Den Frauen standen Tränen in den Augen.
»Gregor kommt dort mit Victoria in dem Ruderboot, Lady Britta«, meldete Jeremy.
»Dann sind wir ja alle beisammen«, sagte Britta zu Nicole, »nur dein James fehlt.«
Die Alkmene holte Segel ein und bereitete sich auf das Anlegen am Kai vor. Die Maate brüllten ihre Befehle. Die Matrosen rannten über das Deck und zogen an Tauen. David und die Midshipmen waren zum Achterdeck gegangen, wo sie weniger im Weg standen. Aber auch von dort winkten sie Britta und Nicole zu.
»Du wirst wohl jetzt auch in London bleiben«, sagte Alexander leise zu John David.
»Ich weiß nicht. Kommt drauf an, was mein Vater in London zu tun hat. Aber wir werden uns auf jeden Fall in Portsmouth sehen.«
David verabschiedete sich von Commander Hair und bedankte sich für die Gastfreundschaft an Bord seines Schiffes. Als er zurücktrat, bauten sich die drei Freunde vor Mr. Hair auf, griffen mit der rechten Hand an ihren Hut und meldeten sich zum Urlaub ab.
»Benehmen Sie sich gut, meine Herren. Und grüßen Sie Ihre Eltern von mir. Wir sehen uns dann in drei Wochen in Portsmouth hoffentlich alle gesund wieder.«
Die Seesoldaten nahmen an der Gangway Aufstellung, die gleich zum Kai geschoben werden sollte. Die drei Midshipmen würden zuerst das Schiff verlassen und dann unter Pfeifen und Trommeln auch der Admiral.
Dann war es so weit. Die Seesoldaten präsentierten. Die drei Jungen grüßten noch einmal zum Achterdeck, gingen ruhig und gemessen die Gangway hinunter und liefen nach den ersten Schritten auf dem Kai schnell auf ihre Mütter zu, die mit ausgebreiteten Armen auf sie warteten.
Nur Alexander ging langsam weiter und sah zurück zum Admiral, der lächelnd die Begrüßung der Söhne beobachtete. Aber dann hörte er, wie laut sein Name gerufen wurde. Er sah sich um und erkannte rechts am Kai, dass seine Mutter und sein Vater auf ihn zueilten. Und nun rannte auch Alexander los.
David hatte die Frauen erreicht. Britta löste sich aus den Armen ihres Sohnes und sah glückstrahlend ihren Mann an. »Hab Dank, dass du Edward und die anderen beiden mitgebracht hast. Komm, Liebster, fass mich endlich um!«
Sie umarmten sich und küssten sich verhalten. Spaziergänger waren stehen geblieben und beobachteten amüsiert und gerührt die Szene. Gregor Dimitrij stapfte mit seinem Holzfuß heran und rief: »Sir David!«
Nun sahen auch die anderen,
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