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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Rufen Sie bitte das Wachboot längsseit. Ich werde an Land gehen und dem Vizekönig einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Am besten erledigt man solch unangenehme Dinge möglichst bald.« Er nickte Gulliver und seinen Leuten am Ruder zu. »Gut gemacht!«
    Gulliver suchte im Gesicht des Kommandanten nach einem Hintergedanken. Als er nichts dergleichen fand, antwortete er dankbar: »Es ist das erstemal, daß ich hier als Master einlaufe, Sir.«
    Ihre Blicke trafen sich. Wäre der Zusammenstoß nicht so glimpflich ausgegangen, wäre es für beide das letztemal gewesen.
    Bolitho war mit seinen Leuten bei der Arbeit und hatte keine Zeit zu beobachten, wie die portugiesischen Offiziere an Bord kamen. Sie sahen in ihren stolzen Uniformen prachtvoll aus und litten offenbar nicht unter der Hitze. Die Stadt lag nun fast verborgen in Dunst und flimmerndem Licht, was ihr zusätzlichen Zauber verlieh.
    Dazu tragen auch die hell gestrichenen Häuser und die malerischen Boote bei, die wie arabische Handelsschiffe getakelt waren, wie Bolitho sie oft an der Küste Afrikas gesehen hatte.
    »Lassen Sie die Wache wegtreten, Mr. Bolitho.« Pallisers scharfe Stimme holte Bolitho in diese Welt zurück. »Und dann halten Sie sich mit dem Kommando der Seesoldaten bereit, den Kommandanten an Land zu begleiten.«
    Dankbar verschwand Bolitho unter Deck und begab sich nach achtern. Im Gegensatz zum Oberdeck war es hier fast kühl.
    Im Halbdunkel stieß er beinahe mit dem Schiffsarzt zusammen, der gerade vom Hauptdeck hochkam. Er schien ungewöhnlich erregt und sagte: »Ich muß den Kommandanten sprechen. Ich fürchte, der Kapitän der Brigantine stirbt.«
    Bolitho ging durch die Messe in seine Kammer, um seinen Säbel und seinen besten Hut für den Landgang zu holen.
    Sie hatten bisher wenig über den Kapitän der Helois e erfahren, außer daß er Jacob Triscott hieß und aus Dorset stammte. Wie Bulkley schon festgestellt hatte, bot es keinen besonderen Anreiz, am Leben zu bleiben, daß der Strick des Henkers auf einen wartete. Bolitho merkte, wie die Neuigkeit ihn berührte. Daß man einen Mann in Notwehr oder in Erfüllung seines dienstlichen Auftrags tötete, damit mußte man rechnen. Aber nun sollte der Mann, der versucht hatte, ihn niederzustechen, nach längerem Krankenlager sterben. Die Verzögerung schien ihm würdelos und unfair.
    Rhodes stürzte hinter ihm in die Messe. »Ich bin am Verdursten! All diese Besucher an Bord, ich bin völlig geschafft!«
    Als Bolitho aus seiner Kammer trat, rief Rhodes aus: »Was ist mit Ihnen los?«
    »Der Kapitän der Brigantine stirbt.«
    »Ich weiß.« Er zuckte die Achseln. »Er oder Sie. Nur so sollten Sie es betrachten.« Er fügte hinzu: »Der ›Herr und Meister‹ ist davon am meisten betroffen. Er hatte auf die Information gesetzt, die er von dem Schurken bekommen wollte, bevor er den letzten Atemzug tat. So oder so.«
    Er folgte Bolitho durch den Türvorhang, und zusammen schauten sie nach vorn in das flirrende Licht auf dem Oberdeck.
    Rhodes fragte: »Hat sich schon etwas mit Jurys Uhr ergeben?« Bolitho lächelte grimmig. »Der Kommandant hat befohlen, daß ich mich darum kümmere.«
    »Das habe ich erwartet.«
    »Ich nehme an, er hat es inzwischen vergessen, aber ich muß etwas unternehmen. Jury hat schon Pech genug gehabt.«
    Johns, der Bootssteurer des Kommandanten, ging in seinem besten blauen Jackett mit vergoldeten Knöpfen vorbei. Er sah Bolitho und sagte: »Die Gig liegt längsseit, Sir. Sie sollten einsteigen.«
    Rhodes klopfte Bolitho auf die Schulter. »Unser Kommandant hat es nicht gern, wenn man ihn warten läßt.«
    Als Bolitho sich anschickte, dem Bootssteurer zu folgen, sagte Rhodes leise: »Hören Sie, Dick, wenn es Ihnen recht ist, daß ich etwas wegen dieser verdammten Uhr unternehme, während Sie an Land…«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Nein, aber vielen Dank. Der Dieb gehört sicherlich zu meiner Division. Doch jeden Mann zu durchsuchen und seine Habseligkeiten an Deck auszubreiten, würde das Vertrauen und die Loyalität ruinieren, die ich in dieser kurzen Zeit gewinnen konnte. Ich muß mir etwas anderes ausdenken.«
    Rhodes sagte: »Ich hoffe, der junge Jury hat seinen Zeitmesser nur verloren. Ein Verlust wäre besser als ein Diebstahl.«
    Sie verstummten, als sie sich auf der Steuerbord-Laufbrücke dem Fallreep näherten, wo eine Korporalschaft der Seesoldaten und die Fallreepsgasten angetreten waren, um ihrem

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