Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
um drei kleine Vögel zu beo bachten, die dicht über der Wasseroberfläche dahinjagten. »Ich kann das Land fast schon riechen.« Er wandte sich wieder Bolitho zu. »Es ist Ihnen gemeldet worden, also kümmern Sie sich darum.«
    Bolitho berührte seinen Hut, als der Kommandant und der Erste Offizier ihren Spaziergang auf der Luvseite des Decks wieder aufnahmen.
    Er hatte noch eine Menge zu lernen.

Eine Frage der Disziplin
    Lediglich unter Marssegeln und Klüver – alle anderen Segel waren aufgegeit – glitt die Destiny langsam über das tiefblaue Wasser von Rios äußerer Reede. Es war drückend heiß und kaum genug Wind, um mehr als ein leichtes Kräuseln unter dem Bug hervorzurufen, doch Bolitho spürte die Aufregung und Neugier an Bord, als sie sich den geschützten Ankerplätzen näherten.
    Selbst der abgebrühteste Seemann konnte nicht abstreiten, daß der Anblick, der sich ihnen bot, majestätisch war. Sie hatten die Küste aus dem Morgennebel emporwachsen sehen, und nun lag sie ausgebreitet zu beiden Seiten vor ihnen, als wolle sie das Schiff umarmen. So etwas wie Rios großen Bergkegel hatte Bolitho noch nie gesehen. Er machte alle anderen zu Zwergen. Und dahinter gab es – verstreut zwischen üppig grünen Wäldern – weitere Hügel, die mit ihren steilen Gipfeln wie zu Stein erstarrte Wellen aussahen. Helle Strände, schä umende Brandung, und eingebettet zwischen Hügeln und Meer die Stadt; weiße Häuser, kantige Türme und nickende Palmen – welch ein Gegensatz zum Englischen Kanal!
    An Backbord entdeckte Bolitho die erste Festungsbatterie unter der portugiesischen Flagge, die nur gelegentlich etwas auswehte und dann im harten Sonnenlicht zu erkennen war. Rio war gut befestigt und besaß genügend Batterien, um auch die kühnsten Angreifer abzuschrecken.
    Dumaresq musterte die Stadt und die vor Anker liegenden Schiffe durch ein Fernglas. Er sagte: »Fallen Sie einen Strich ab.«
    »Kurs West-Nord-West, Sir!«
    Palliser schaute auf seinen Kommandanten. »Ein Wachboot nähert sich.«
    Dumaresq lächelte knapp. »Der fragt sich bestimmt, was, zum Te ufel, wir hier wollen.«
    Bolitho zupfte sein Hemd von der schweißnassen Haut ab und beneidete die halbnackten Matrosen, die nicht wie die Offiziere in GalaUniformen schwitzen mußten.
    Mr. Vallance, der Oberfeuerwerker, musterte bereits die ausgesuc hten Geschützbedienungen, um sicherzustellen, daß beim Flaggensalut nichts schiefging.
    Bolitho fragte sich, wie viele unsichtbare Augen wohl die langsame Annäherung der englischen Fregatte beobachteten. Ein Kriegsschiff! Was wollte es? Kam es in friedlicher Absicht oder mit Nachrichten über einen weiteren Vertragsbruch in Europa?
    »Fangen Sie an mit dem Salut!«
    Geschütz für Geschütz krachten die Salutschüsse. In der drückenden Luft blieb der Pulverqualm auf dem Wasser liegen und nahm ihnen die Sicht auf das Land.
    Das portugiesische Wachboot hatte mit einigen kräftigen Ruderschlägen um seine ganze Länge gedreht. Es sah aus wie ein großer Wasserkäfer.
    Jemand bemerkte: »Er will uns hineinlotsen.«
    Die letzte Kanone rollte beim Abschuß zurück, und die Bedienungen beeilten sich mit dem Auswischen der noch rauchenden Rohre und dem Festzurren jeder Waffe, als endgültiges Zeichen ihrer friedlichen Absicht.
    Eine Gestalt auf dem Wachboot schwenkte eine Flagge, und als sich die langen Riemen tropfend aus dem Wasser hoben und so verharrten, bemerkte Dumaresq trocken: »Nicht zu weit hinein, Mr. Palliser. Sie trauen uns noch nicht ganz.«
    Palliser hob das Sprachrohr an den Mund: »Klar zum Ankern! An die Brassen, Fallen und Schoten!«
    Nach festgelegtem Plan eilten die Matrosen und Maaten auf ihre Stationen.
    »Los die Schoten!« Pallisers Stimme scheuchte die Möwe n auf, die sich nach den Salutschüssen gerade wieder auf dem Wasser niedergelassen hatten. »Gei auf die Marssegel! Laß fallen Klüver!«
    Dumaresq sagte: »Es ist soweit, Mr. Palliser. Ankern!«
    »Ruder nach Luv 7 !«
    Langsam drehte die Destiny in den Wind und verlor dabei an Fahrt.
    »Laß fallen Anker!«
    Das Wasser spritzte auf, als der große Anker fiel, während oben auf den Marsrahen die Matrosen auslegten und die Segel aufholten und festbanden, als ob eine unsichtbare Hand sie wie Marionettenfiguren bewegte.
    »Klar zum Aussetzen der Gig und des Kutters!«
    Nackte Füße stampften über die heißen Decks, während die Destiny sich, jetzt an ihrer Ankertrosse hängend, in der Dünung des Ozeans wiegte.
    Dumaresq

Weitere Kostenlose Bücher