Kantaki 02 - Der Metamorph
für den Zugriff auf vertrauliche Informationen.«
Tobias sah Emmerson an. »Lutor Kordun existiert überhaupt nicht.«
»Wie meinen Sie das?«
»Der echte Lutor ist das hier.« Wieder berührte Tobias ein Schaltelement des Datenservos, und die Daten komplexer Formeln glitten durch das pseudoreale Darstellungsfeld. Emmerson begriff sofort, worum es sich handelte: um eine Formationsmatrix.
»Er ist eine Kreation ?«
»Ja. Und er weiß nichts davon. Er ist felsenfest davon überzeugt, ein echter Mensch zu sein und aus einer traditionsreichen Familie zu stammen. Er hält sich für besser und fähiger als alle anderen. Ich nehme an, der Globaldirektor hat ihn genau aus diesem Grund geschickt. Vermutlich glaubt er, dass Lutor als artifizielles Geschöpf bessere Chancen gegen den Metamorph hat als ein menschlicher Ermittler.«
»Und vielleicht ist er mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, von denen wir nichts wissen«, murmelte Emmerson, als sich neuer Argwohn in ihm regte.
»Das könnte durchaus sein. Ich vermute, dass der Kordun-Hintergrund ganz bewusst für ihn gewählt wurde.«
»Könnte er tatsächlich eine Chance haben, gegen den Metamorph zu bestehen?«
»Das bezweifle ich. Ich fürchte, Lukert Turannen hat keine klare Vorstellung von dem wahren Potenzial des Metamorphs. So fähig Lutor auch sein mag: Ich glaube nicht, dass er bei einer direkten Konfrontation den Sieg erringen kann.«
»Eine Kreation…«, murmelte Edwald Emmerson. »Höchstwahrscheinlich mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet.« Er atmete tief durch. »Suchen Sie nach der Neutralisierungssequenz.«
»Wenn er eine hat.«
»Bestimmt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Lukert Turannen Geschöpfe wie Lutor durch die Galaxis schickt, ohne sie sofort unter Kontrolle bringen zu können, wenn es einmal brenzlig wird. Versuchen Sie, sich Zugang zu den übrigen geschützten Dateien zu verschaffen. Die Kosten der Transverbindungen spielen keine Rolle.«
»Wie Sie wünschen. Und wenn Sie mir diese Frage gestatten – warum?«
»Warum was?« Emmerson war bereits aufgestanden und auf halbem Wege zur Tür.
»Warum möchten Sie die Neutralisierungssequenz in Erfahrung bringen? Um Lutor eventuell außer Gefecht zu setzen? Er könnte uns zum Metamorph führen. Eigentlich hat er das schon. Wir können ihn als eine Art Werkzeug verwenden.«
Emmerson überlegte. Abgesehen von einer persönlichen Abneigung… »Dies ist meine Welt«, sagte er nach einigen Sekunden. »Was auch immer jetzt auf ihr geschieht: Es gefällt mir nicht, dass jemand wie Lutor hierher kommt und glaubt, er könnte schalten und walten, wie es ihm beliebt.«
»Er kam als offizieller Ermittler des Globaldirektors.«
»Und ich bin der planetare Direktor. Und Sie sind mein Sicherheitschef.«
Ein akustisches Signal erklang. »Prioritätsnachricht«, verkündete die synthetische Stimme des Kommunikationsservos.
»Nachricht übermitteln«, sagte Tobias.
»Lutor befand sich an Bord eines in der Stadt abgestürzten Levitatorwagens«, sagte jemand. »Er wurde verletzt, und man hat ihn ins Krankenhaus gebracht. Und beim Hafen kam es zu einem sehr sonderbaren Zwischenfall. Nach Augenzeugenberichten versuchten zwei Sekuritos, jemanden aus der Aufgeklärten Gemeinschaft und einen Jungen zu verhaften, aber… Ich weiß, es klingt absurd, aber die Augenzeugen behaupten, der Junge hätte sich plötzlich in ein geflügeltes Wesen verwandelt und die beiden Sekuritos getötet, um dann mit seinem Begleiter fortzufliegen.«
Tobias und Emmerson wechselten einen ernsten Blick.
»Danke für die Mitteilung«, sagte der Sicherheitschef und unterbrach die Verbindung.
»Der Metamorph«, sagte Emmerson.
»Zweifellos. Ich mache von allen Observationsmöglichkeiten Gebrauch, die wir haben.«
»Ich habe Petrokos nur gebeten, Bruder Eklund und Raimon ausfindig zu machen. Von einem Verhaftungsversuch war nicht die Rede.« Emmerson zögerte an der Tür und überlegte erneut. »Elroy, stellen Sie fest, ob es eine Möglichkeit gibt, die Station des Autokraten auf dem Meeresgrund zu erreichen.«
»Ja, Chef.«
»Da fällt mir ein… Haben Sie etwas von Turannen gehört? Wissen Sie, wann er auf Kerberos eintrifft?«
»Es gibt keine Nachricht von ihm.«
»Na schön.« Edwald Emmerson öffnete die Tür. »Ich besuche den Patienten Lutor. Um ihm gute Besserung zu wünschen.«
Im Null
Agoron schlief nicht, aber er war auch nicht wach. Sein reiferes, größeres, unsterbliches Selbst glitt durch
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