Kantaki 02 - Der Metamorph
Weltraum.
»Ortung«, sagte ein Soldat. »Eines der fünf Kantaki-Schiffe, die das Hades-System abgeriegelt haben, leitet ein Abfangmanöver ein.«
Lassen Sie sich nicht aufhalten!, riefen die Temporalen, tausend Stimmen, von Agoron gebündelt und in die Zukunft geschickt.
»Kurs und Geschwindigkeit halten«, ordnete Valdorian an.
»Primus…« Sorge zeigte sich in Jonathans Gesicht. »Wollen Sie es auf eine direkte, unmittelbare Konfrontation mit den Kantaki ankommen lassen?«
Valdorian musterte ihn kurz. Er weiß nichts , dachte er. Jonathan hatte keine Ahnung, was sie auf Kerberos erwartete, und er wusste auch nichts von der Mission, die Valdorian in Agorons Auftrag im Hades-System zu erledigen hatte. »Ich muss eine Aufgabe erfüllen«, sagte er, und das war nur die halbe Wahrheit, beziehungsweise eine halbe Lüge. Er beabsichtigte, vom Instrument zum Benutzer eines Instruments zu werden, und das gehörte sicher nicht zu der Vereinbarung, die er mit Agoron getroffen hatte.
Das Bild in einem der größeren pseudorealen Darstellungsfelder wechselte und zeigte ein insektoides Wesen, das an eine Gottesanbeterin erinnerte. Hier und dort hingen Stofffetzen und bunte Bänder an den langen, dünnen Gliedmaßen, und fluoreszierende Leuchterscheinungen flackerten bei jeder Bewegung über den Zentralleib. Das Geschöpf senkte den dreieckigen Kopf, und es glitzerte in den beiden multiplen Augen, die sich über beide Gesichtshälften wölbten und jeweils aus tausenden von Sehorganen bestanden.
Klickende Laute kamen aus dem Lautsprecher des Kommunikationsservos, und der Linguator übersetzte. »Ich bin Mutter Yurrl«, sagte die Kantaki. »Ich fordere euch auf abzudrehen.«
»Kurs und Geschwindigkeit halten«, wiederholte Valdorian. »Entfernung?«
»Eine Lichtminute«, antwortete der Pilot. »Es ist eine Transverbindung.«
Die Kantaki neigte den Kopf von einer Seite zur anderen, und das Flackern an ihrem Leib sah nach Elmsfeuern aus. »Die Zeitwächter auf Munghar haben temporale Manipulationen bemerkt«, klickte sie. »Sie konzentrieren sich auf den dritten Planeten des Sonnensystems, dessen Zentralgestirn ihr Hades nennt. Es könnte sich um den Versuch der Temporalen handeln, ihren Kerker in der fernen Vergangenheit zu verlassen und in unsere Zeit zurückzukehren. Deshalb haben wir das Sonnensystem abgeriegelt. Es dürfen keine Raumschiffe hinein oder heraus. Wir bereiten den Einsatz eines Sporns vor.«
Die Sorgenfalten fraßen sich tiefer in Jonathans Stirn. »Stimmt das, Primus?«, fragte er leise und beugte sich so weit näher, wie es der Sicherheitsharnisch zuließ. »Besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass die Temporalen zurückkehren?«
»Wir bleiben auf Kurs«, wandte sich Valdorian an die Soldaten. »Waffensysteme vorbereiten und mit denen der anderen Schiffe synchronisieren.«
»Wollen Sie auf ein Kantaki-Schiff feuern?«, entfuhr es Lukert Turannen auf der anderen Seite des Kontrollraums.
Valdorian achtete nicht auf ihn, blickte zum Darstellungsfenster und sah nicht nur Mutter Yurrl, sondern auch Erinnerungsbilder, die ihm einen Pilotendom und einen anderen Kantaki zeigte, Vater Hirl. Er hatte ihn erschossen, an Bord des Schiffes, dessen Pilotin die siebenhundert Jahre alte Esmeralda gewesen war.
»Synchronisation ist erfolgt«, meldete der Pilot kühl. Die anderen Soldaten blieben stumm und bedienten die Kontrollen, so geduldig und unerschütterlich wie organische Maschinen.
»Ich fordere euch noch einmal auf, euch unverzüglich zurückzuziehen«, klickte Mutter Yurrl. »Wenn es den Temporalen gelingt, aus dem Null zu entkommen, droht ein zweiter Zeitkrieg.«
»Stimmt das, Primus?«, fragte Jonathan erneut. »Vielleicht wäre es besser, wenn wir…«
»Nein.« Valdorians Blick glitt kurz zu Turannen, der ihn entsetzt anstarrte. Nur die Soldaten blieben völlig unbeeindruckt, im Kontrollraum des Flaggschiffs der Flotte ebenso wie an Bord der anderen Schiffe. Lassen Sie sich nicht aufhalten!, kamen die Stimmen der Temporalen aus der Vergangenheit, ein Chor mit Agoron als Dirigenten. Warum die Namensänderung?, fragte sich Valdorian kurz, doch schon eine halbe Sekunde später hatte sich der Gedanke verflüchtigt.
»Es war ein Fehler, den Krieg gegen die Allianz zu beginnen.« Jonathan sprach noch immer leise, aber mit mehr Eindringlichkeit als zuvor. »Aber es wäre eine unvergleichlich größere Katastrophe, wenn es zu einem zweiten Zeitkrieg käme.«
»Das Kantaki-Schiff erzeugt eine
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