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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hätten, wäre eine gemeinsame Aktion möglich gewesen. Dann wären zwei Sekuritos noch am Leben und Raimon nicht entkommen.«
    Lutor kniff andeutungsweise die Augen zusammen. »Was ist geschehen?«
    Emmerson berichtete von dem Zwischenfall am Hafen. »Nach Zeugenaussagen hat sich der Junge in ein großes geflügeltes Wesen verwandelt und ist mit Bruder Eklund fortgeflogen.«
    Lutor strich nachdenklich seine Jacke glatt.
    »Begreifen Sie endlich, dass wir gemeinsam viel größere Erfolgsaussichten haben?«
    »Wohin ist das Geschöpf geflogen?«
    »Angeblich in Richtung Kontinentalwald. Wollen Sie dort die Suche nach dem Metamorph fortsetzen?«
    Lutor kam um den Tisch herum und ging in Richtung Tür. »Ich werde ihn finden. Ich bin immer erfolgreich gewesen, bei allen meinen Einsätzen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Interessant, dass Sie das erwähnen. Die Zeit, meine ich. Wissen Sie, was die vielen Unfälle in der Stadt verursacht hat?«
    Lutor blieb auf halbem Wege zur Tür stehen.
    »Eine temporale Anomalie, die unter dem Meeresgrund vor dem Festlandsockel entstanden ist.« Edwald Emmerson ging langsam zum Tisch, nahm den immer noch eingeschalteten Infonauten und sah auf das Display. »Es gibt Hinweise auf einen Versuch der Temporalen, ihren Zeitkerker zu verlassen und in die Gegenwart zurückzukehren.«
    Lutor schwieg zwei oder drei Sekunden lang. »Was hat das mit mir oder dem Metamorph zu tun?«
    »Ein zweiter Zeitkrieg beträfe uns alle. « Emmerson betrachtete noch immer das Display. »Der Arzt hat Recht. Diese Bio-Werte sind tatsächlich alles andere als normal.« Und ich weiß auch warum.
    Lutor warf ihm einen kurzen Blick zu, trat zur Tür und öffnete sie. »Die temporale Anomalie interessiert mich nicht. Ich bin hierher gekommen, um den Metamorph zu finden, und ich werde ihn finden, wo auch immer er ist.«
    Damit ging er.
    Emmerson blickte auf das Display des Infonauten. Mit den meisten angezeigten Daten konnte er nicht viel anfangen, aber farbige Hervorhebungen wiesen auf die Abweichungen von normalen Werten hin.
    »Das sind persönliche medizinische Daten, die Sie nichts angehen«, erklang eine Stimme.
    Emmerson sah auf. Der Arzt, der zuvor das Zimmer verlassen hatte, stand in der offenen Tür, neben ihm ein Mann in Uniform, ein Angehöriger des krankenhausinternen Sicherheitsdienstes.
    »Sorgen sie dafür, dass dieser Mann das Krankenhaus verlässt«, wandte sich der Arzt an seinen Begleiter.
    »Das ist der Sicherheitschef von NHD Kerberos«, erwiderte der Uniformierte.
    »Inzwischen bin ich zum planetaren Direktor befördert worden.« Emmerson dachte daran, dass noch keine offizielle Verlautbarung erfolgt war. »Bitte entschuldigen Sie«, fügte er mit diplomatischer Freundlichkeit hinzu und sah den Arzt an. »Ich hätte mich identifizieren sollen.«
    Der Ärger wich aus den Zügen des Mannes. Er deutete auf den Infonauten. »Diese Details unterliegen dem Datenschutz.«
    Emmerson gab ihm das Gerät. »Ist Ihnen an Lutor etwas aufgefallen?«
    »Abgesehen von seiner Sturheit und Arroganz, meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Manche Werte liegen ein ganzes Stück außerhalb der üblichen Toleranzen.«
    »Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    »Ich hätte ihn gern hier behalten und weitere Untersuchungen vorgenommen, aber Sie haben ihn ja gehört.«
    »Ja, das habe ich.« Emmersons Kom-Servo summte, und er holte ihn hervor.
    Ein pseudoreales Bild von Elroy Tobias erschien. »Ich habe ein Tauchboot für Sie aufgetrieben, Chef.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Mit Pilot. Ein gewisser Raphael ist bereit, Sie zur Station auf dem Meeresgrund zu bringen.« Der müde Tobias lächelte schief.
    »Ich schätze, Sie haben ein wenig nachgeholfen.«
    »Ich habe ihn… überredet. Er erwartet Sie auf der Insel des Autokraten.«
    »Danke.« Edwald Emmerson unterbrach die Verbindung und steckte den Kommunikationsservo ein. Ein langer Tag und fast eine ganze lange Nacht lagen hinter ihm, und an Schlaf war noch immer nicht zu denken. Er ging zur Tür, und die beiden dort stehenden Männer wichen beiseite, damit er in den Flur treten konnte. Noch immer eilte medizinisches Personal hin und her. »Entschuldigen Sie die Störung. Wie ich sehe, haben Sie viel zu tun.«
    Das haben wir alle, dachte er, als er das Krankenhaus verließ. Und vielleicht kommt bald alles noch viel schlimmer.
     
    Als Emmerson ins Tauchboot kletterte, musterten ihn fast völlig schwarze Augen mit von Perfid gesteigerter Aufmerksamkeit. Raphael saß bereits an den

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