Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
überzeugen. Die Splitterung ist erforderlich.
    Agens: Teilung wird eingeleitet.
    Im Leerraum zwischen den Galaxien, allein und unbeobachtet, teilte sich die Sphäre und wurde zu einem Schwarm aus Myriaden Komponenten, die alle in einem eigenen Licht erstrahlten. Sie glitten davon, jede in eine andere Richtung, langsam erst, so als widerstrebte es ihnen, die Gemeinsamkeit zu verlassen, doch dann wurden sie schneller, viel schneller als das schnellste Kantaki-Schiff, rasten durch Zeit und Raum, den Galaxien entgegen, auf der Suche nach den Keimen des Omnivors.
    Das Wir/Ich des Konziliats war jetzt ein Ich/Wir.
    Alle Komponenten erlebten den Schmerz der Trennung und die Entdeckung von Individualität. KiTamarani, Konziliantin und ein winziger Teil des Ganzen, flog wie die anderen durch die Leere, in Richtung einer ganz bestimmten Galaxis. Zwar wuchs die Entfernung zu den übrigen Konzilianten, aber die Selbst-Verbindung zwischen ihnen, das sanfte Flüstern von Emotion und Rationalität, blieb erhalten, ohne schwächer zu werden.
    Ein Trost…
    Agens: Notwendigkeit.
    »Ja«, antwortete KiTamarani der Stimme der Kapsel, die sie durch die Ewigkeit trug, durch ein Universum, das sich immer schneller ausdehnte und seine Realität zu verlieren drohte, wenn die Keime des Omnivors wuchsen. »Ja, ich weiß, dass es notwendig ist.« Eigentlich, so musste sie sich eingestehen, gab sie diese Antwort nur, um das Wort »ich« zu erproben. Es klang fremd, steckte voller Exotik.
    Agens: Notwendigkeit. Die Kapsel wiederholte den Hinweis, denn sie spürte, dass die Konziliantin abgelenkt war.
    KiTamarani besann sich auf ihre Aufgabe und schob alles andere beiseite. Sie blickte durch Raum und Zeit, während sie einen Sprung vorbereitete, der sie in unmittelbare Nähe der Zielgalaxis bringen sollte. Es galt, die Sporen des Omnivors zu finden und unschädlich zu machen.
     
     

4 Planspiele
     
Tintiran
15. April 421 SN
     
    Bevor Lukert Turannen die Transverbindung herstellte, betrachtete er die Darstellungsbereiche, die Informationen über Kerberos zeigten. Das Hades-System war vor knapp hundert Jahren besiedelt worden, von Kolonisten, die offenbar eine Vorliebe für Namen aus der griechischen Mythologie gehabt hatten. Es gab mehrere Kolonien in jenem Sonnensystem, und die wichtigsten von ihnen befanden sich auf dem dritten Planeten, Kerberos. Vor sechzig Jahren hatte New Human Design dort eine Niederlassung gegründet, in der vor allem Grundlagenforschung betrieben wurde. Man arbeitete mit der so genannten Basismasse, die aus lokalen Organismen gewonnen wurde und regelrecht programmiert werden konnte: Ihre Zellen verhielten sich wie Stammzellen, mit der Möglichkeit, sich in morphologischer und physiologischer Hinsicht in beliebig viele Richtungen zu entwickeln – die Art der Differenzierung unterlag keinen Beschränkungen. Es gab nur einen entscheidenden Nachteil: Aus irgendeinem noch unbekannten Grund starben die Zellen ab, wenn sie Kerberos verließen. Die Basismasse ermöglichte außerordentlich interessante Designstudien und Entwicklungsanalysen, wodurch sich wertvolle Erkenntnisse für die biologische Konstruktion neuer Lebewesen gewinnen ließen. Daraus ergab sich große Bedeutung für die strategischen Konzepte von New Human Design.
    Turannen streckte die Hand nach den Kontrollen aus, und das Bereitschaftssymbol verschwand vom Hauptdisplay. Es wich dem besorgt wirkenden Gesicht eines etwa sechzig Jahre alten Mannes, der so dünn war, dass er geradezu ausgemergelt wirkte. Die wässrigen blauen Augen lagen tief in den Höhlen, und grauweißes Haar fiel kraus in die faltige Stirn.
    »Abgeschirmte Verbindung«, sagte Rubens Lorgard mit einer sehr trocken klingenden Stimme. »Status Alpha Alpha Neunzehn.«
    Dieser Kom-Status verschlüsselte alle übertragenen Signale, und seine Verwendung wies daraufhin, dass es um etwas sehr Wichtiges ging. Turannen bestätigte und wartete.
    »In einem unserer Laboratorien ist es zu einem Zwischenfall gekommen«, begann Rubens Lorgard. »Er betrifft das Projekt Doppel-M.«
    »Doppel-M?«, wiederholte Turannen.
    Erstaunen huschte über Lorgards hohlwangiges Gesicht. »Sie wissen nichts davon? Cordoban hat mir versichert, er würde Sie unterrichten.«
    Turannen sah auf die Datenschirme, während seine Hände über die Kontrollen des Terminals glitten. Aus einem Display verschwanden die Informationen über Kerberos und wichen NHD-Datenkolonnen. Eine rasche Suche nach dem Begriff »Doppel-M« blieb

Weitere Kostenlose Bücher