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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Kämpfer, ausgestattet mit neuen Fähigkeiten und einer besonderen Widerstandskraft. Diese Soldaten waren nicht in den Laboratorien von New Human Design entstanden, sondern in denen der Valdorian-Unternehmensgruppe. Ihre Zahl war nicht bekannt, aber Turannen schätzte sie auf mindestens hunderttausend. Spätere subtile Nachforschungen hatten ergeben, dass Cordoban die Einrichtung von insgesamt drei Arsenalplaneten plante, ausgestattet mit Stasissälen, in denen die Soldaten schliefen und auf ihren Einsatz warteten. Außerdem lagerte auf jenen Welten genug waffentechnisches Material für die Ausrüstung einer schlagkräftigen Streitmacht. Leider war es Turannen bis heute nicht gelungen, herauszufinden, wo sich die Arsenalplaneten befanden. Er sah in ihnen eine Trumpfkarte im Spiel mit oder gegen Enbert Dokkar und Benjamin. Inzwischen hatte er freien Zugriff auf Valdorians Daten, und deshalb dauerte es sicher nicht mehr lange, bis er die Koordinaten kannte. Was er dann mit den Arsenalplaneten und ihrem Potenzial anfing… Nun, das hing davon ab, wie sich die Dinge entwickelten.
    Turannen trat vom Podium herunter. Auf dem Weg zu einem der breiten Fenster kam er an einem Zierspiegel vorbei und zögerte kurz, um sein Abbild zu betrachten und es in Gedanken als Gemälde den neunzehn Valdorian-Bildern hinzuzufügen. Er sah einen Mann mit kurzem aschblonden Haar, hoher Stirn, graugrünen Augen, gerader Nase und dünnlippigem Mund, der nur selten lächelte. Der natürliche Ausdruck dieses Gesichts war ruhiger Ernst, und auch der Rest des Erscheinungsbilds spiegelte das innere Wesen Lukert Turannens wider. In der grauen Kleidung – er trug immer graue Kleidung, mausgrau, schiefergrau, bleigrau – steckte ein fast siebzig Jahre alter Körper, doch strenge Diät und täglicher, sorgfältig geplanter Sport hatten ihm seine jugendliche Spannkraft erhalten und ließen ihn zwanzig Jahre jünger aussehen. Bisher lag erst eine Resurrektion hinter ihm – eine genetisch-regenerative Behandlung, die alle Körperzellen verjüngte, aber auch ihre Stabilität beeinträchtigte –, und darauf war er stolz. Alle Dinge, die er aus eigener Kraft erreichte, erfüllten ihn mit Stolz.
    Am Fenster blickte er hinaus in den parkartigen Garten mit den vielen tropischen Pflanzen. Zufriedenheit erfüllte ihn, denn er hatte ein wichtiges Etappenziel erreicht: Er nahm Valdorians Platz ein. Aber er wusste auch, dass er sich nicht auf dem weichen Polster dieses Erfolgs ausruhen durfte. Die nahe Zukunft erforderte sorgfältige Planungen, wenn er sich Enbert Dokkar und Benjamin gegenüber behaupten wollte.
    Die Tür auf der anderen Seite des großen Raums öffnete sich, und eine leise Stimme schwoll an. »… könnten wir den ersten Empfang schon in einer Woche veranstalten, um uns der Gesellschaft von Tintiran zu präsentieren, ich werde ein rotes Kleid tragen, rot steht mir gut, Lukert, das wissen Sie ja, passt ausgezeichnet zu meinem dunklen Haar…«
    Judith schien kaum Luft zu holen, wenn sie sprach.
    Amadeus näherte sich, wieselflink, den Infonauten in beiden Händen. »Rubens Lorgard, NHD-Direktor von Kerberos, möchte Sie sprechen, Primus«, sagte er. Der Titel stand eigentlich nur dem Primus inter Pares zu, aber Turannen fand ihn angemessen – immerhin war er der Koordinator des Konsortiums. »Eine Transverbindung mit oberster Priorität.«
    »Kerberos…«, wiederholte Turannen und versuchte, sich zu erinnern. Es gab so viele Planeten, so viele Namen…
    »Der dritte Planet des Hades-Systems, am Rand des Konsortiums, fast fünfzehntausend Lichtjahre von hier entfernt, in der Nähe des lockeren Bunds der spiritualistischen Welten«, sagte Amadeus und blickte dabei aufs Display des Infonauten.
    Turannen deutete zum Podium mit den Konsolen, und sein Sekretär verstand sofort, eilte ihm voraus, aktivierte den Datenservo und startete die notwendigen Programme. Mehrere Bildschirme erhellten sich. Einige zeigten Hintergrund-Informationen über den Planeten und das Sonnensystem, und im größten Display leuchtete ein Bereitschaftssymbol.
    »… oder sollte ich vielleicht ein grünes Gewand tragen, grün passt ebenfalls zu meinem dunklen Haar, ja, ein grünes Gewand, bodenlang, vielleicht mit einer Schleppe, oh, was halten Sie von einer Schleppe, Lukert? Hat was Majestätisches, eine Schleppe, mit goldenen Litzen…«
    Lukert Turannen nickte in Richtung Tür. »Sorgen Sie dafür, dass ihre Wünsche erfüllt werden. Solange sie im Rahmen bleiben. Sie

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