Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
Stirn herrschte noch immer ein wildes Durcheinander, und vor dem inneren Auge sah sie wieder Esmeralda und die beiden anderen Piloten, von einem unbekannten Feind getötet.
»Für Erklärungen haben wir jetzt keine Zeit«, erwiderte der Fremde. »Wir müssen den Nexus verlassen.«
Diesmal folgte Diamant der Gestalt aus eigenem Antrieb. »Und wohin wollen Sie dann? Wir befinden uns hier zwischen der Milchstraße und Andromeda. Das nächste Sonnensystem ist nur mit einem Kantaki-Schiff zu erreichen …«
»Mir geht es nicht um ein Sonnensystem, sondern um einen sicheren Punkt in der Zeit.« Der Fremde lief jetzt und wählte einen Gang, der ins Zentrum des Nexus führte, zu den Aggregaten, die bis in die Hyperdimension der Kantaki reichten.
»Das ist der falsche Weg«, sagte Diamant. Ihre Gedanken lösten sich allmählich aus der Benommenheit. »Wenn Sie den Nexus verlassen wollen …«
»Ich kenne den Weg, glaub mir.«
Sie erreichten den Lamellenzugang des ersten Maschinensaals, und als sich die fünf gewölbten Segmente beiseite geschoben hatten, führte der nächste Schritt tief in die Hyperdimension der Kantaki. Die perspektivischen Verzerrungen in den peripheren Bereichen des Nexus hatte Diamant kaum mehr zur Kenntnis genommen, denn daran war sie vom Pilotendom ihres Schiffes gewöhnt. Hier aber, an dem Ort, wo der Nexus aus anderen Dimensionen Energie bezog, ohne das interkosmische energetische Gleichgewicht zu stören, konnten gewöhnliche menschliche Sinne die auf sie einströmenden Informationen nicht mehr richtig verarbeiten. Jemand schien die Richtungen genommen, zerknüllt, zerrissen und sie dann fortgeworfen zu haben. Selbst Diamant, die den größten Teil ihres Lebens in einem Kantaki-Ambiente verbracht hatte, lief Gefahr, die Orientierung zu verlieren. Sie schluckte mehrmals und kämpfte gegen Übelkeit an, während sie der Gestalt im Kampfanzug folgte, die den Weg tatsächlich genau zu kennen schien, trotz des sensorischen Chaos. Während sie durch den halbdunklen Maschinensaal hasteten, schienen manche Aggregate aufzustehen, zu einem anderen Ort zu wanken und sich dort wieder niederzulassen.
Der Boden unter Diamant erzitterte, und sie hielt sich an einer Strebe fest, die unmittelbar neben ihr aus dem Boden gewachsen war und in der kleine Käfer aus Licht krabbelten. Die letzten Nebelschwaden der Benommenheit lösten sich auf, und es brach ein innerer Damm, hinter dem sich Erkenntnisse angestaut hatten, begleitet von einer wahren Flut aus Emotionen. Plötzlich strömte alles auf sie ein, und ihr stockte der Atem.
»Esmeralda ist tot!«, stieß sie hervor. »Und auch die beiden anderen Piloten. Und Sie haben gesagt, dass ein Schiff der Kantaki zerstört wurde, vielleicht mit dem Vater oder der Mutter an Bord. Der Nexus wird angegriffen, mitten zwischen zwei Galaxien …«
»Das ist die bittere Wahrheit.« Der Fremde tauchte plötzlich vor ihr auf und zog erneut an Diamants Arm.
»Aber es ist …« Die Pilotin suchte nach einem geeigneten Wort, während sich das Zittern des Bodens wiederholte und stärker wurde.
»Unglaublich?«
»Mehr als nur das! Es ist unerhört und …«
Vor ihnen bewegte sich etwas und kam ihnen aus den Schatten zwischen den großen, veränderlichen Aggregaten entgegen. Diamant erkannte den viele Großzyklen alten Vater Mjoh, den Eigner des Nexus. Der greise Kantaki streckte den dünnen, ledrigen Hals nach unten, brachte seinen dreieckigen Kopf näher an Diamant und den Fremden heran. Die beiden großen multiplen Augen waren trüb.
»Dass ich so etwas erleben muss«, klickte Vater Mjoh. »Ein Angriff auf den Nexus! Der Sakrale Kodex wird verletzt …«
Die Gestalt im Kampfanzug richtete einen Gegenstand auf den alten Kantaki, und Diamant erschrak zutiefst. Doch der Fremde hielt keine Waffe in der Hand, sondern einen speziellen Kom-Servo, aus dem klickende Geräusche kamen, so schnell, dass Diamants Linguator sie nicht übersetzen konnte.
Vater Mjoh hob die vorderen Gliedmaßen, an denen einige schmückende bunte Bänder hingen, vollführte eine komplexe Geste mit ihnen und wich beiseite. »Ich verstehe«, sagte er nur.
Einmal mehr wurde Diamant weitergezerrt, doch diesmal war es für sie einmal zu viel. Sie stieß die Hand des Fremden beiseite. »Aber ich verstehe nicht. Ich will endlich wissen, was dies alles bedeutet!«
Dumpfes Donnern hallte durch den Nexus, und die wuchtigen Aggregate im Maschinensaal schienen sich zu ducken.
»Wir haben keine Zeit für
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