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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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es.«
    »Sie wollen mich zum Werkzeug Ihres Ehrgeizes machen?«, fragte Valdorian verblüfft. »Was maßen Sie sich an? Ich bin ein Magnat, und Sie …«
    »Sie sind ein Mörder«, sagte Cordoban schlicht, und das Eis in seinen Augen ließ Valdorian frösteln. »Ich habe die Leiche des anderen Valdorian nicht beseitigen lassen. Der Leichnam befindet sich in Stasis, mit den Würgemalen am Hals. Und es gibt Bilder, die zeigen, wie Sie den kranken Valdorian erwürgen. Glauben Sie mir: Ich kann Sie jederzeit als Täter entlarven, und jedes Tribunal würde Sie verurteilen.«
    Eine Gerichtsverhandlung? Mit ihm als Angeklagten? Und eine eventuelle Verurteilung? Solche Dinge galten nur für die Figuren auf dem Schachbrett des Lebens, nicht aber für den …
     … Spieler?, flüsterte es irgendwo in der Ferne. Möchtest du spielen, Dorian?
    »Ich kenne die meisten Ihrer persönlichen Kodes und habe sie inzwischen geändert«, fuhr Cordoban fort. »Heuristische Algorithmen arbeiten daran, auch die restlichen Sicherheitssequenzen zu ermitteln, und es wird nicht lange dauern, bis ich vollen Zugriff darauf habe und sie ebenfalls der neuen Situation anpassen kann.«
    »Ist dies eine Art … Staatsstreich?«, fragte Valdorian. »Sie wollen an meine Stelle treten, nicht wahr?«
    »An Ihre Stelle? Höchstens an die Stelle des Valdorian, den Sie umgebracht haben.«
    »Sie wollen die Macht, die mir zusteht!«
    »Ihnen steht überhaupt nichts zu«, sagte Cordoban, und diesmal lag Schärfe in seiner Stimme. »Sie stammen aus einer anderen Zeit und gehören eigentlich gar nicht hierher. Als Sie hier eintrafen, hatten Sie nichts Besseres zu tun, als einen wehrlosen Kranken zu töten.« Der Stratege legte eine kurze Pause ein, und der Glanz seiner blauen Augen – blau, nicht braun – veränderte sich. »Ich habe Sie darauf hingewiesen, dass sich das Konsortium in einer schwierigen Situation befindet. Die Blassen weiten ihren Einfluss immer mehr aus. Wir brauchen einen tatkräftigen Mann an der Spitze des Konsortiums, jemanden mit der Kraft, wichtige Entscheidungen schnell zu treffen. Nur dann kann das Bündnis unserer dreiundzwanzig AÖKs von Bestand bleiben und sogar wachsen.«
    Cordoban deutete erneut auf seinen Infonauten. »Morgen erwartet Sie nicht nur ein Gespräch mit dem persönlichen Gesandten Viktors. Ich habe auch einen Termin mit dem Akuhaschi vereinbart, der den Konversionsfonds der Kantaki hier im Mirlur-System repräsentiert. In Bezug auf beide Personen habe ich mehrere Vorschläge für neue Vereinbarungen entwickelt; von den jeweiligen Umständen hängt ab, welches Angebot wir unterbreiten. Ich empfehle Ihnen dringend, sich noch heute Abend in Ihrer Unterkunft eingehend mit den Plänen zu befassen.«
    Er reichte den Infonauten Valdorian, der ihn mit fast tauben Händen entgegennahm. Er blickte auf Zahlen, Worte und grafische Darstellungen, die für ihn überhaupt keinen Sinn ergaben. Einmal war dies seine Welt gewesen, erinnerte er sich, aber jetzt nicht mehr.
    »Übermorgen findet eine Konferenz statt, an der die Führungskräfte unserer dreiundzwanzig Autonomen Ökonomischen Einheiten teilnehmen«, fuhr Cordoban fort. »Der Infonaut enthält auch einen detaillierten Bericht über die aktuelle politisch-wirtschaftliche Situation im Konsortium. Wir präsentieren Sie als neuen, verjüngten, vitalen Valdorian, der allen Herausforderungen gewachsen ist und voller Optimismus in die Zukunft sieht. Wenn wir morgen bei den Verhandlungen mit Viktors Gesandtem und dem Akuhaschi Erfolge erzielen, können wir bei der Konferenz vielleicht erreichen, dass Sie zusätzliche Vollmachten bekommen.«
    »Ich?«, fragte Valdorian. »Oder Sie?«
    »Wenn Sie weitere Vollmachten bekommen, kann ich noch kühner planen«, sagte Cordoban mit kühler Ruhe. Mehr schien er sich nicht zu wünschen.
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Das ist eine Möglichkeit, die Sie besser nicht in Erwägung ziehen sollten«, sagte Cordoban, und Gletschereis knarrte in seiner Stimme. »Mord kann auf unterschiedliche Weise geahndet werden, zum Beispiel mit einer psychischen Restrukturierung. Wie würde es Ihnen gefallen, eine neue Persönlichkeit zu bekommen, mit neuen Erinnerungen?«
    Unter dem Infonauten wurde Valdorians rechte Hand zur Faust.
    »Und die Temporalen?«, erwiderte er. »Haben Sie daran gedacht? Muss ich Sie an den Zwischenfall erinnern, zu dem es im Haus von Lidias Eltern kam? Ein Angreifer erschien aus dem Nichts, wahrscheinlich aus einer anderen

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