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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sie die Justierung der Wand, und der Weltraum erschien, wie sie ihn kannte und liebte, voller Sterne und Galaxien, voller Welten mit Leben, voller Wunder. Sie versuchte sich vorzustellen, dass all dies nicht auf natürliche Weise entstanden war, durch die Evolution der Dinge auf der Grundlage klar definierbarer Naturgesetze, geschaffen vielleicht vom Materie gewordenen Geist, sondern durch das Einwirken intelligenter Wesen. Was unterschied solche Geschöpfe von Göttern?
    Diamant schüttelte den Kopf, als sie ihre ganze Vorstellungskraft strapazierte, die doch hoffnungslos überfordert war. Bilder von Universen erschaffenden Entitäten gingen weit über den Horizont ihrer Imagination hinaus; dafür gab es einfach keinen Platz in ihrer Erfahrungswelt.
    Immer wieder dachte sie an die Geschichte von Tyragon und dem Erhabenen, und inzwischen stellte sie sich dabei nicht mehr die Frage, ob sie bei diesem Konflikt auf der richtigen Seite standen, denn Xadelia hatte Recht: Die Seite des Lebens war immer richtig. Je länger sie in den Überlieferungen der Feyn nach zusätzlichen Informationen für den aktuellen Kampf gegen die Temporalen Ausschau hielt, desto mehr wuchs ein Knoten der Anspannung in ihr, so als hätte ihr Unterbewusstsein etwas bemerkt, das ihr Bewusstsein erst noch erkennen musste. Vielleicht lag es daran, dass die alten Berichte lückenhaft waren, wie Xadelia selbst eingestanden hatte. Was auch immer der Fall sein mochte: Diamant wurde das Gefühl nicht los, dass bei dieser Sache etwas nicht stimmte. Während sie auf die Kom-Verbindung wartete und in ein pseudoreales All hinaussah, konzentrierte sie ihre Gedanken noch einmal darauf. Der Erhabene hatte den Eternen unter Tyragon das erste Brutschiff gegeben, die Akida, mit dem Auftrag, die Keime des gesplitterten Omnivors zu finden und zusammenzuführen, damit der in der Materie dieses zweiten und falschen Universums gefangene Geist befreit werden konnte. Angeblich ging es darum, den Kreis der Schöpfung zu schließen, aber wenn das stimmte, so begriff Diamant mit schmerzhafter Deutlichkeit, machten sich die Kantaki nach den Definitionen ihres eigenen Sakralen Kodex der Häresie schuldig, da sie dem Urgeist nicht etwa halfen, sondern dazu beitrugen, ihn gefangen zu halten – eine absurde Vorstellung. Aber wenn dies alles nicht stimmte, wenn der Erhabene Tyragon belogen hatte … Wo lag dann die Wahrheit? Warum hatte er den Eternen die Möglichkeit gegeben, eine starke Zeitflotte zu schaffen, die Feyn anzugreifen und mit der Suche nach den Omnivorkeimen zu beginnen? Was hatte dies alles für einen Sinn?
    Ein leises Piepen kam vom Kom-Servo. »Verbindung hergestellt«, ertönte die synthetische Stimme.
    Diamant kehrte zum Servo zurück und sah einen alten Kantaki-Kustos. Die Symbole in der Informationszeile wiesen auf seinen Namen hin.
    Diamant deutete eine Verbeugung an. »Ehre Ihnen, Vater Pirhl.«
    »Ehre auch dir, Pilotin Diamant. Diese Transverbindung ist ungewöhnlich und potenziell gefährlich. Die Temporalen und ihre Helfer lauschen und spähen überall.«
    »Dies ist ein abgeschirmter Kontakt«, erwiderte Diamant. »Selbst wenn es dem Feind gelingen sollte, die Signale zu empfangen: Er wäre nicht imstande, das Kastell zu lokalisieren.«
    Der Kustos hob kurz die vorderen Gliedmaßen und ließ sie wieder sinken. »Was ist dein Anliegen, Pilotin?«
    »Ich brauche Informationen über das Konziliat und die so genannten Prävalenten.«
    Der alte Kantaki neigte den dreieckigen Kopf zur Seite. »Eine solche Anfrage hatte ich schon lange nicht mehr. Es muss viele Großzyklen her sein, seit …« Es folgte ein Klicken, das der Linguator des Kom-Servos nicht übersetzte. Diamant wusste es zu deuten: Es waren Laute, die Erstaunen zum Ausdruck brachten. »Dieses Archiv enthält nicht viele Daten darüber. Ich übermittle sie.«
    »Danke, Vater Pirhl.«
    Das Bild des alten Kantaki verschwand vom Display, und es erschienen Kolonnen aus Kantaki-Symbolen, jeweils in Fünfergruppen angeordnet. Diamant nahm vor dem Kom-Servo Platz und las. Und während sie las, löste sich der Knoten der Anspannung in ihr, denn sie begriff, was an der Geschichte des Erhabenen nicht stimmte.
    Das Konziliat war tatsächlich die dritte stabilisierende Kraft im Universum, aber es handelte sich nicht um eine Entität, die den Plänen der Prävalenten zuwiderhandelte. Sie war vielmehr von den Prävalenten selbst erschaffen worden, wie der Omnivor.
    Zehn Minuten nach dem Beginn der

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