Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Datenübertragung lehnte sich Diamant sehr nachdenklich zurück. Auf der einen Seite gab es also den Omnivor, dazu erschaffen, die Realität des zweiten Universums zu fressen, damit das Fünfte Kosmische Zeitalter schnell erreicht wurde und der in Materie gefangene Geist nach dessen Ende wieder ganz Geist werden konnte. Aber auf der anderen Seite gab es das Konziliat, dazu erschaffen, den Omnivor daran zu hindern, Realität zu fressen, eine Kraft, die das zweite Universum schützen sollte. Und beide Wesenheiten gingen auf die Prävalenten zurück. Der Omnivor war in der einen objektiven Zeit aktiv, doch das Konziliat, zu dem die Kantaki einst Kontakte unterhalten hatten, war seit Äonen verschwunden.
    »Warum hat der Erhabene Tyragon nicht darauf hingewiesen, dass auch das Konziliat auf die Prävalenten zurückgeht?«, murmelte Diamant, und etwas in ihr begriff, dass dieser Frage beim Kampf gegen die Temporalen zentrale Bedeutung zukam.
     

17
Realitätssprünge
     
Indigo: Xandor, 20. Oktober 5521
     
    Hinter Valdorians Stirn wirbelten tausend Gedanken, und es gelang ihm nicht, einen einzigen von ihnen festzuhalten. Das Summen des Levitatorwagens schien immer lauter zu werden, als er den Raumhafen hinter sich zurückließ und sich der lokalen administrativen Niederlassung des Konsortiums unweit des Stadtzentrums näherte; mit dem lauter werdenden Brummen wuchsen auch die Lichter, verdrängten immer mehr die Nacht, bis es in Valdorians Ohren donnerte und grelles Gleißen ihn blendete.
    Und dann plötzlich herrschte gespenstische Stille, eine Stille, die nur für ihn existierte, und aus dem blendenden Schimmern wurde vages Grau, in dem sich ein haarloser, ovaler Kopf zeigte, das Gesicht runzlig, mit einer weit vorspringenden spitzen Nase und großen grünbraunen Augen. Olkin.
    Ich finde dich, Dorian. Wohin auch immer du geflohen bist: Ich werde dich finden und zurückbringen ins Spiel.
    »Nein!«
    Die Realität kehrte zurück, eine falsche, manipulierte Realität, eine Welt, die nicht seine Welt war und in der er sich nicht zu Hause fühlte, die ihm jedoch eine Chance bot. Aber Cordoban …
    Der Stratege saß neben ihm im Fond des Levitatorwagens, auf der Ablage vor ihm den aktivierten Infonauten. Er sprach unablässig, nicht schnell und hastig, sondern ruhig und geduldig, erklärte die Termine, die es wahrzunehmen galt, die Entscheidungen, die getroffen werden mussten. Valdorian hörte nur die Stimme, nicht die Worte, als er versuchte, zwischen seinen Schläfen Ordnung zu schaffen. Er stellte fest, dass ein Soldat den Levitatorwagen steuerte und ein zweiter neben ihm saß.
    Er wandte sich halb um und sah Cordoban an, den alten Cordoban, der volles Haar hatte und keine Mikronautenknoten auf dem Kopf, dessen Gesicht nicht leichenhaft blass und eingefallen war. Auch die Farbe der Augen war anders, aber der kalte Blick verriet die gleiche eisige Rationalität, die Valdorian von seinem Chefstrategen kannte. Auch dieser Mann fand Befriedigung und Erfüllung darin zu planen, zu entwerfen, komplexe Szenarien zu entwickeln und sie nach und nach Wirklichkeit werden zu lassen.
    »Wie können Sie es wagen?«, fragte Valdorian, und Zorn glühte in jeder einzelnen Silbe. »Bringen Sie mich sofort zurück!«
    Cordoban musterte ihn zwei oder drei Sekunden lang, seufzte leise und berührte ein Schaltelement auf der kleinen Fondkonsole. Der Schleier eines Energiefelds trennte den vorderen Bereich des Levitatorwagens vom Fond. Die beiden Soldaten sahen weiterhin, was hinter ihnen geschah, aber sie hörten nicht mehr, worüber Cordoban und Valdorian sprachen.
    »Wissen Sie, wie lange ich schon für das Konsortium arbeite?«, fragte Cordoban leise.
    Valdorian starrte ihn an und dachte an Lidia, die an Bord des Kantaki-Schiffes zurückkehrte und sich zusammen mit Jorrn auf den Weg nach Munghar machen würde, ohne ihn.
    »Seit fast siebzig Jahren«, gab Cordoban selbst die Antwort. »Seit fast sieben Jahrzehnten setze ich mich mit meiner ganzen Kraft für das Konsortium ein, und es waren meine Pläne, meine Strategien, die es zu dem gemacht haben, was es heute ist.«
    »Ihr Konsortium ist lächerlich klein und unbedeutend im Vergleich mit meinem«, hörte sich Valdorian sagen.
    »Mag sein«, erwiderte Cordoban ungerührt. »Aber ich bin stolz auf das, was ich geleistet habe, und ich weiß, dass noch viel mehr möglich ist, wenn jetzt die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Der kranke Valdorian war dazu nicht imstande. Sie sind

Weitere Kostenlose Bücher