Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
Zeit. Das kann erneut geschehen, und in Gefahr wäre nicht nur ich, sondern auch die Personen in meiner Nähe.«
»Ich habe bereits verstärkte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet«, sagte Cordoban gelassen. Der Schatten eines Lächelns flog über seine Lippen. »Sie sind sehr wertvoll; ich möchte Sie nicht durch irgendeinen unerfreulichen Zwischenfall verlieren.« Er streckte die Hand nach den Kontrollen für das Energiefeld aus, doch bevor er es aktivierte, fügte er hinzu: »Freuen Sie sich, Valdorian. Immerhin zählen Sie zu den mächtigsten Männern im vom Menschen besiedelten Teil der Galaxis.«
Mitten in der Nacht schreckte Valdorian aus einem unruhigen Schlaf hoch, froh darüber, dem Albtraum entkommen zu sein, der ihn geplagt hatte. Er versuchte, die grässlichen Bilder festzuhalten, um sie zu deuten, aber sie lösten sich rasch auf. Nur an Olkins Augen erinnerte er sich, und an die näselnde Stimme, aber die Worte hatte er nicht verstanden.
Er schlug das schweißfeuchte Laken beiseite, stand auf, trat zum Fenster und blickte hinaus. Jenseits der Stadt ragten Berge auf, und hinter ihnen zeigte sich das erste Licht des neuen Tages, ließ nach und nach die Sterne am Himmel und die Lichter von Fernandez verblassen. In der Nacht war Schnee gefallen und bedeckte alles mit reinem, glitzernden Weiß, nur nicht die Verkehrskorridore auf dem Boden. Die Stadt bot einen so friedlichen Anblick, dass Valdorian für einige Sekunden tatsächlich glaubte, in Sicherheit zu sein.
Doch er wusste es besser.
Was so unbewegt, ruhig und friedlich wirkte, konnte sich jederzeit in tödliches Chaos verwandeln. Wenn jemand – Olkin? – in einer anderen Realität im Hier den richtigen Ort und den richtigen Zeitpunkt fand … Valdorian schauderte, wandte sich vom Fenster ab, fand seine Sachen und zog sich an. Er sah keinen Sinn darin, ins Bett zurückzukehren; Ruhe hätte er nicht mehr gefunden. Es erstaunte ihn ohnehin, dass er geschlafen hatte. Er verbrachte eine Viertelstunde in der Hygienezelle, kehrte dann in den Wohnbereich der Unterkunft zurück und trat erneut zum Fenster, während die Unruhe in ihm wuchs. Sein Quartier befand sich im fünften Stock eines Gebäudes, das unscheinbar wirkte neben den vier Verwaltungstürmen des Konsortiums, die schräg nach oben ragten und in einer Höhe von hundert Metern zu einer einzigen Säule verschmolzen. Cordoban hatte darauf hingewiesen, dass die Wände aus armierter Stahlkeramik bestanden und Hefok-Entladungen mittlerer Intensität mühelos standhalten konnten. Hinzu kamen Kraftfeldprojektoren mit autonomer Energieversorgung, die zusätzlichen Schutz gewährten, falls einem Angreifer ein größeres destruktives Potenzial zur Verfügung stand. Der Stratege hatte auch offensive Systeme erwähnt, aber keine Einzelheiten genannt.
Trotzdem nahm die Unruhe in Valdorian immer mehr zu. Er fühlte sich wie jemand, der bereits in der Falle saß und nur darauf wartete, dass der Fallensteller kam, um die Beute zu holen. Die Vorstellung, erneut in die Gewalt des seltsamen Gnoms Olkin zu geraten, weckte in ihm ein Entsetzen, das sogar die schwarze Kreatur in seinem Inneren veranlasste, sich voller Angst zu ducken. Vor jener Stimme, die absoluten Gehorsam verlangte, schützten weder armierte Stahlkeramik noch hochenergetische Schutzschilde. Nur abseits des Zeitstroms durfte er hoffen, einigermaßen sicher zu sein, in der Hyperdimension der Kantaki, die Lidia ihre Jugend erhalten hatte und nicht direkt von temporalen Manipulationen erreicht werden konnte.
Der Gedanke an Lidia warf weitere Fragen auf und erweiterte die Unruhe in Valdorian mit einem emotionalen Zittern. Die Begegnung mit ihr hatte etwas geweckt, das nicht tot gewesen war, nur geschlafen hatte, eine Mischung aus Hoffnung, Sehnsucht, Verlangen und Enttäuschung, und aus diesem konfusen Empfinden gingen weitere Gedanken hervor, die sich mit seinem alten Leben befassten, mit dem Leben des Mannes, der fast als schwacher Greis auf Mirror gestorben wäre, und mit dem des neuen Valdorian, wieder jung und voller Kraft, aber nach seiner Flucht erneut ein Gefangener. In welche Zukunft sollte er von hier aus die Schritte lenken? Es ging nicht nur darum, in seinem neuen Leben die Fehler zu vermeiden, die er im alten gemacht hatte. Wichtiger war eine grundsätzliche Entscheidung, oder gleich mehrere, jede von ihnen von fundamentaler Bedeutung für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Sollte er versuchen, ein Leben mit Lidia zu führen, ihr
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