Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
versuche, die Schilde zu verstärken«, sagte Esmeralda. »Aber ich bezweifle, ob ich die … Objekte zurückhalten kann.«
Ein zweiter Pfeil erreichte eine andere Komponente des Schiffes, dann ein dritter und ein vierter. Und Diamant sah, wie ein weiterer Schwarm aus einer nahen grünen Strömung kam.
Der schwarze Berg des Kantaki-Schiffes neigte sich zur Seite, verließ das blaue Band und pflügte durch rotes und orangefarbenes Wogen. Diamant konzentrierte sich auf die Navigationssysteme, aber sie schaffte es nicht, das Schiff zum Blau zurückzusteuern – es hörte einen lockenden Ruf und folgte ihm.
»Wir sind in Schwierigkeiten.« Sie sprach jetzt ebenfalls laut.
Esmeralda beanspruchte einen großen Teil des im Energiekern des Schiffes lodernden Fusionsfeuers für ihre defensiven Maßnahmen, deren Einzelheiten sich Diamant entzogen, da sie auf das Bemühen konzentriert blieb, das Schiff zu steuern.
»Es ist K-Technik«, betonte Esmeralda noch einmal. »Extra für diesen Zweck geschaffen: um die Schirmfelder eines Kantaki-Schiffes zu durchdringen und in sein Inneres vorzustoßen.«
Analyse der Eindringlinge, wies Diamant die internen Systeme an und versuchte gleichzeitig, das Schiff in eine blaue Zone zurückzubringen. Es gehorchte ihr nicht, folgte noch immer dem fernen Ruf, den die Navigationssysteme mit der leitenden, dirigierenden Stimme eines Piloten verwechselten. Sind sie mit Sprengsätzen ausgestattet? Sollen sie explodieren und das Schiff vernichten?
»Negativ«, meldete ein Akuhaschi.
»Aber wenn man uns nicht vernichten will …«, sagte Esmeralda.
Der Schlund, erklang die mentale Stimme des Zeitwächters. Er darf auf keinen Fall in die Hände des Feindes fallen. Er muss … den Widerstand erreichen … oder …
Brrins Stimme wurde immer leiser und schwächer.
Eine heftige Erschütterung erfasste das Schiff und schien es zerreißen zu wollen. Diamant fühlte die Belastung der Bindungskräfte zwischen den einzelnen Komponenten so, als wäre jemand bestrebt, ihren Leib auseinander zu ziehen. Feuer loderte dem Teil ihres Selbst entgegen, in dem die Pilotengabe wohnte, und sie musste jenes Fenster ihres Bewusstseins schließen.
Das Schiff fiel aus dem Ozean der Zeit, noch immer angezogen von dem fernen Ruf, kehrte in den Normalraum zurück …
Braun
» … sollen wir gefangen genommen werden«, beendete Esmeralda den begonnenen Satz.
Diamant sah noch immer mit den Augen des Schiffes und hörte mit seinen Ohren. Sie vernahm ein Donnern auf zahlreichen Frequenzbereichen, das Rauschen und Knistern von Signalen, die Zeit und Raum manipulierten, kontinuierlich seine Struktur veränderten – dies war die Quelle des Ozeans der Zeit.
Vater Grars Schiff schwebte vor dem gewaltigen Vortex der Temporalen im All, und dahinter hatte der Abissale, der Omnivor, die halbe Milchstraße vernichtet. Mehrere Kantaki-Schiffe näherten sich langsam, wie schwerfällig, aber Diamant wusste, dass sie keine Hilfe von ihnen erwarten durfte, denn es waren Schiffe der Renegaten.
»Man hat uns erwartet«, sagte Esmeralda leise.
Tausend Möglichkeiten rasten durch Diamants Vorstellung, eine schlimmer als die andere, und die schlimmste von ihnen zeigte ihr Spione der Temporalen auf Munghar. Ich habe ihnen den Weg nach Amyldema gewiesen, ohne es zu wollen, dachte sie. Liefere ich ihnen jetzt eine Waffe aus, die eine Gefahr für sie bedeutet? Ging es darum, um den Schlund?
Plötzlich heulte etwas durch ihren Geist, schrill und grässlich, und sie riss ihre Hände aus den Sensormulden, als wären sie plötzlich glühend heiß geworden.
Die Projektionslinsen an den Wänden des Pilotendoms verblassten und verschwanden. Das leise Summen, die Stimme des Schiffes, verklang.
Esmeraldas Gesicht war eine Grimasse, als sie hervorstieß: »Ein von den Eindringlingen ausgehendes Prioritätssignal. Es legt den Energiekern still. Das Schiff … schläft ein.« Und dann flogen auch ihre Hände aus den Sensormulden.
Die Akuhaschi an den Pulten bedienten die Kontrollen, aber das Schiff reagierte nicht mehr. Stille dehnte sich aus; Düsternis kroch heran.
Vater Brrin war auf seinem Nährpilz in sich zusammengesunken. Nur seine Kiefer bewegten sich, als er klickte: »Der Schlund … die Temporalen dürfen ihn nicht bekommen … er muss … zerstört werden …«
»Er stirbt«, sagte Esmeralda leise. »Er hat sich zu sehr verausgabt.«
Vater Grar stakste durch den Pilotendom, begleitet von Fluoreszenzen, die die Schatten
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