Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
kurz zurückdrängten. »Ich kümmere mich um ihn«, klickte er. »Ihr kennt eure Aufgabe.«
Diamant lief bereits, gefolgt von Esmeralda.
Dunkelheit erwartete sie im Inneren des Schiffes, dessen energetisches Potenzial weiter sank. Diamant kannte sich in Grars Schiff so gut aus, dass sie selbst mit geschlossenen Augen den Weg gefunden hätte, und sie vergewisserte sich, dass Esmeralda dicht hinter ihr blieb. In der Düsternis machten sich die perspektivischen Verzerrungen nicht so stark bemerkbar, aber Diamant hatte ohnehin gelernt, sich nicht von ihnen stören zu lassen. Im Dauerlauf eilten die beiden Pilotinnen durch die inneren Segmente des Schiffes, vorbei an Akuhaschi, die an einigen Stellen versuchten, ein begrenztes energetisches Potenzial wiederherzustellen. Ihre Bemühungen blieben nicht überall erfolglos: Hier und dort glühten Leuchtelemente, und K-Aggregate brummten, erwachten aus dem Schlaf, zu dem die Prioritätssignale der pfeilförmigen Eindringlinge sie gezwungen hatten. Diamant und Esmeralda verzichteten darauf, die noch funktionierenden internen Transportmittel des Schiffes zu benutzen; sie wollten nicht irgendwo stecken bleiben, wenn plötzlich keine Energie mehr zur Verfügung stand.
In einem vieleckigen Raum mit schiefen, buckligen Wänden und zahlreichen unterschiedlich großen Tunnelöffnungen verharrte Diamant, um sich zu orientieren. Dieser Teil des Schiffes hatte sich erst vor kurzer Zeit verändert – manchmal kam es bei den einzelnen Komponenten zu individuellen Rekonfigurationen.
Ihr hechelnder Atem klang seltsam laut in der Stille, die Diamant fast gespenstisch erschien. Über viele Jahre hinweg hatte sie immer die Stimme des Schiffes vernommen, und jetzt hörte sie nicht einmal mehr ein Flüstern.
Dann hallte dumpfes Donnern durch den Kantaki-Riesen.
»Ich fürchte, uns bleibt nicht mehr viel Zeit«, sagte Esmeralda.
»Dort entlang.« Diamant setzte sich wieder in Bewegung und eilte durch einen Korridor, der mehrmals abzuknicken schien, obwohl er in Wirklichkeit einen weiten Bogen beschrieb. Während sie liefen, wiederholte sich das Donnern, und Erschütterungen ließen die Komponenten des Schiffes erzittern. Sie wurden immer stärker.
»Ich glaube, jemand ist hierher unterwegs«, sagte Esmeralda, und daraufhin liefen die beiden Pilotinnen noch schneller, dem matten Glühen am Ende des langen Korridors entgegen.
Einige Minuten später erreichten sie ein Aggregatmodul an der Peripherie des Schiffes, in einem Bereich, der glücklicherweise noch nicht von einem der Pfeile getroffen worden war. Es enthielt den Schlund: ein Gebilde, das wie ein verbogener schwarzer Zylinder aussah, der aus mehreren unterschiedlich dicken und gegeneinander verkanteten Segmenten bestand. Während Diamants Blick über ihn hinwegglitt, schienen an manchen Stellen Erweiterungen zu wachsen, während an anderen Dinge verschwanden.
»Wie die Spitze eines Eisbergs«, sagte Esmeralda, als sie zu den Kontrollen hasteten, die sich auf einer Konsoleninsel über dem Gebilde befanden. »Wir sehen nur das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können; alles andere bleibt in der Hyperdimension verborgen.«
Diamant öffnete vorsichtig das Fenster ihrer Gabe … und sah etwas so ungeheuer Komplexes, dass sie es sofort wieder schloss. Eine Waffe gegen die Temporalen, unter maßgeblicher Mitwirkung der Zeitwächter auf Munghar entwickelt …
Sie erreichten die Kontrollen, und Diamant erkannte das Bereitschaftssymbol – der Schlund verfügte natürlich über eine eigene, unabhängige Energieversorgung. Etwas erbebte tief in ihrem Inneren, als sich ihr eine Idee präsentierte, die im Unterbewusstsein herangereift war. »Wenn es uns gelingt, den Schlund gegen den Vortex einzusetzen …«
Esmeralda vollführte eine Geste, die den Systemen des Schiffes galt. »Von hier aus können wir uns nicht mit Vater Brrin in Verbindung setzen. Und nur er weiß, wie man diese Waffe einsetzt und worauf es dabei ankommt.«
Diamants Hände huschten bereits über die Kontrollen. »Dies ist eine einzigartige Chance!«
Esmeralda trat neben sie, sah auf die Anzeigen und interpretierte die Zeitsymbole der Kantaki: fünf dünne Balken, ineinander verzahnt wie die Komponenten eines Kantaki-Schiffes. »Die Aktivierungsphase nimmt fast zehn Minuten in Anspruch. So viel Zeit haben wir vielleicht nicht. Und als Vater Grar ›Ihr kennt eure Aufgabe‹ gesagt hat … Ich bin sicher, er meinte die Zerstörung des Schlunds. Damit er den
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