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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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vierzig Kilometern. Eine lange Treppe führte dort in ein weiteres Grabensystem hinab, vor vielen tausend Jahren angelegt, und sie empfanden es beide als Erleichterung, den Windböen zu entkommen. Sie stapften durch den Staub, der sich in den Gräben und kleinen Höhlen angesammelt hatte, näherten sich dem Rand der Senke und blieben dort stehen.
    Vor und unter ihnen erstreckte sich eine weite Mulde, die aussah wie eine riesige Delle im Felsenmantel des Planeten. Dominik schätzte ihren Durchmesser auf mindestens dreißig Kilometer und die maximale Tiefe auf fast tausend Meter. Halb unter Staub bedeckte Ruinen bildeten konzentrische Kreise, in die sich Wrackteile abgestürzter Raumschiffe gebohrt hatten. Aber es gab nicht nur Trümmer.
    Auf der linken Seite, am diesseitigen Rand der Senke, ragte ein großes Stachelschiff der Kronn auf, und nicht weit davon entfernt glänzte ein Facettenschiff der Chtai im Licht zahlreicher mobiler Lampen, die langsam miteinander zu tanzen schienen, als sie umherschwebten und veränderliche Schatten warfen. Einer der wie kleine, eingefangene Sterne wirkenden Leuchtkörper bewegte sich nicht, und sein Licht fiel auf …
    »Sind das Menschen, Domi?«, fragte Loana, während über ihnen der Wind wie klagend ächzte.
    In dem erhellten Bereich zwischen den beiden intakten Raumschiffen saßen oder standen mehr als zwanzig Humanoiden. Dominik empfing ihre mentalen Emanationen und wusste, dass es sich tatsächlich um Menschen handelte.
    »Ja«, sagte er. »Gefangene der Kronn und Chtai. Überlebende eines oder mehrerer abgestürzter Schiffe.«
    »Was soll mit ihnen geschehen?«
    Dafür gab es mehrere Möglichkeiten, die eine scheußlicher als die andere. »Was auch immer mit ihnen geschehen soll, wir werden nicht zulassen, dass es geschieht«, sagte Dominik. »Wir befreien sie.«
     
     
    Einige Stunden später, in der Dunkelheit der Nacht, wurde das Heulen des Winds erneut zu einem donnernden Brausen, und es regnete feinen Staub. Wie ein dünner Vorhang lag er in der Luft und machte das Atmen trotz der Tücher vor Mund und Nase zur Qual.
    Ein schmaler Graben brachte sie bis auf hundert Meter an das weit aufragende Stachelschiff der Kronn heran, und an seinem Ende verharrten sie im Schatten einer Ruine. In einer Höhe von einigen Dutzend Metern setzten die sternartigen Leuchtkörper ihren trägen Tanz fort, und ihr Licht schien auf den vielen Facetten des Chtai-Schiffes ein sonderbares Eigenleben zu entwickeln, glitt dort schlangenartig umher, wie auf der Suche nach etwas.
    Dominik blickte durch die Staubschlieren zum erhellten Bereich, einem kleinen Gefangenenlager, begrenzt von matt glühenden energetischen Barrieren. Er fühlte zunehmende Unruhe bei dem fremden Faktor, der sein Bewusstsein mit ihm teilte, und er fragte sich kurz, ob diese Unruhe seiner Absicht galt, die Gefangenen zu befreien.
    Loana spähte an der Ruine vorbei. »Auch wenn wir im Dunkeln bleiben, Domi – die Sicherheitssensoren der Kronn und Chtai entdecken uns bestimmt, wenn wir uns noch weiter nähern. Es führt kein Graben dorthin.«
    Dominik fühlte ihre Sorge, hörte sie in der Stimme und sah sie im Blick, spürte gleichzeitig ihren Wunsch, die beiden Vitäen-Schiffe so schnell wie möglich weit hinter sich zu lassen. Aber das kam für ihn nicht infrage. Hier gab es Menschen, die seine Hilfe brauchten, so wie damals auf Kabäa, als er fast seine ganze Kraft verausgabt hatte, um die Überlebenden in den Höhlen vor dem Grakentraum zu schützen. Diese Erinnerungen erwachten nun mit überraschender Intensität, begleitet von einer anderen Kraft, die sich weiter in ihm ausdehnte, mehr mentalen Platz beanspruchte.
    »Die Sensoren können nicht auf uns reagieren«, sagte Dominik. »Ich hindere sie daran.«
    Loana sah ihn an, schüttelte kurz den Kopf und blickte wieder zu den Gefangenen. Zwei von ihnen wanderten langsam umher; die anderen saßen und standen fast reglos da.
    »Es sind Unberührte«, sagte Dominik, der ihre Gedanken und Gefühle wie flüsternde Stimmen empfing. »Und sie haben Angst. Ich kann sie nicht im Stich lassen.«
    Loana schwieg, aber er hörte auch die unausgesprochenen Fragen. Was soll nach der Befreiung mit uns und den Menschen dort geschehen? Wie sollen wir den Kronn und Chtai entkommen, die bestimmt Jagd auf uns machen? Wo beschaffen wir uns Proviant und Wasser? Wie können wir den Planeten verlassen?
    »Was auch immer geschieht, Loa …« Dominik schlang die Arme um sie. »Bleib hier. Rühr

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