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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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dich nicht von der Stelle.«
    Ihre Besorgnis geriet fast zu Panik. »Was hast du vor?«
    »Bleib unter allen Umständen hier. Versprochen?«
    Loana nickte.
    Dominik ließ sie los, kletterte aus dem Graben und lief. Er öffnete sich dem Tal-Telas, spürte seine brodelnde Kraft und griff hinein, während er gleichzeitig seine Wahrnehmung auf ein neues Niveau hob und die Sinne mit allen Aspekten der Umgebung verband. Alma, Berm und Crama sorgten dafür, dass die Sensoren der Kronn und Chtai nicht sahen, was sie nicht sehen sollten. Delm und Hilmia ermöglichten es Dominik, die Gedanken der Gefangenen zu berühren und in ihrem Empfinden keinen Platz für Verblüffung und Hoffnung zu lassen. Sie sahen ihn kommen, einen Menschen, und sie ahnten natürlich, was er vorhatte, aber er zwang sie, ruhig zu bleiben, die Blicke von ihm abzuwenden, sich nichts anmerken zu lassen. Iremia, Veränderung der Materie, die Manipulation physischer und energetischer Strukturen, erforderte so viel Kraft wie alle acht Stufen darunter zusammen. Aber Dominik hatte die Kraft, sie floss ihm aus jener fremden Quelle zu. Er nahm sie, fühlte das Strömen der Energie in der Barriere und schuf eine Lücke darin, breit genug für einen erwachsenen Humanoiden, sie zu passieren. Fast gleichzeitig machte er erneut von Hilmia Gebrauch, beeinflusste wieder die Gedanken der Gefangenen und veranlasste sie, durch die Lücke zu treten.
    Die siebte Stufe – Gelmr, das Erkennen von Mustern – warnte ihn, aber die Warnung kam zu spät.
    Das schlangenartig über die vielen Facetten des Chtai-Schiffes kriechende Licht sprang plötzlich, und es sprang zu Dominik, hüllte ihn in einen strahlenden Kokon und hielt ihn fest, nicht nur physisch, sondern auch psychisch.
    Eine Öffnung bildete sich in der Außenhülle des glitzernden Chtai-Schiffes, und heraus kam ein weißgelber Strahl, der Dominik traf, ihn anhob und näher zog. Loana! , riefen seine Gedanken. Bleib, wo du bist! Abrupte Schwärze kam, ein Nichts, das nicht nur die Augen betraf, sondern auch die anderen Sinne, deren Verbindungen zu der Welt um ihn herum jäh unterbrochen wurden. Dominik verlor nicht das Bewusstsein; sein geistiger Zustand glich dem während der Dunkelstrafe, bevor er gelernt hatte, sich eigene Welten zu bauen. Doch diesmal konnte er sich nicht in eine solche Welt zurückziehen, denn etwas Schreckliches war geschehen: Er hatte keinen Zugriff mehr auf die Kraft des Tal-Telas.
    Irgendwann wich ein Teil der Dunkelheit zurück, direkt vor Dominik, während sie sich rechts und links noch zu verdichten schien. Er konzentrierte sich und fühlte ganz deutlich, wie die andere Kraft in ihm ihn dabei unterstützte.
    Mühelos gelang es ihm, die eigenen Gefühle zu kontrollieren, die Angst an einen Ort zu verbannen, wo sie ohne Einfluss auf ihn blieb. Zum ersten Mal erwog er die Möglichkeit, dass die Großmeisterinnen der Tal-Telassi Recht hatten, dass emotionsfreie Rationalität nötig war, um auf angemessene Weise mit den zehn Stufen des Tal-Telas fertig zu werden. Aber selbst dieser Gedanke spielte keine Rolle angesichts einer Situation, in der nur reiner Intellekt Rettung bringen konnte. Diese Erkenntnis kam von dort, wo das Fremde in Dominik wurzelte, und sie verwandelte seinen Geist in ein Präzisionsinstrument, das nur ein Ziel hatte, die Gewährleistung des mentalen und körperlichen Überlebens.
    »Willkommen, Grargrerr«, erklang eine kratzende, knirschende Stimme. Sie sprach kein InterLingua, aber Dominik verstand sie trotzdem.
    Eine seltsame Gestalt erschien in seinem schmalen Blickfeld, humanoid und wie aus Dutzenden von stabförmigen weißen Kristallen zusammengesetzt. Dünne schwarze Linien durchzogen die Kristalle der Arme und Beine, wurden im Rumpf und Kopf dicker. Sinnesorgane waren nicht zu erkennen, aber Dominik fühlte die volle Aufmerksamkeit des Geschöpfs auf sich ruhen. Er wusste, dass er einem Chtai gegenüberstand, einem Individuum der wissenschaftlichen Vitäen in den Diensten der Graken.
    »Ich bin Dominik«, sagte er und fühlte: Diese drei Worte waren sehr wichtig; er durfte sie nicht vergessen.
    Die Finsternis wich noch etwas weiter zurück, und hinter dem etwa zwei Meter großen Chtai wurde eine Wand mit zahlreichen unterschiedlich großen Öffnungen sichtbar. Die Wand selbst wechselte in langsamen Wellen die Farbe: Aus Grau wurde Schwarz, das kurze Zeit später fließend in neuerliches Grau überging. In den Öffnungen hingegen flackerten bunte Lichter, und etwas

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