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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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der junge Mann, zu dem Dominik geworden war, drehte den Kopf. »Wir müssen nach Millennia«, sagte er. Loana saß neben ihm, und er hatte den Arm um sie geschlungen. Mit der freien Hand löste er medizinische Sensoren von seinem Oberkörper.
    »Das hat Myra ebenfalls gesagt«, erwiderte Tako und musterte Dominik. Der Glanz in den großen braunen Augen erinnerte ihn an den achtjährigen Jungen, den er damals auf Kabäa gerettet hatte.
    Dominik nickte. »Sie ist in dir, ich weiß. Sie hat mir in Fomion geholfen.«
    »Fomion?«
    »Sie hat mir geholfen, hierher zu teleportieren, an Bord der Akonda .« Er hob die freie Hand, und Tako stellte fest, dass sie fast ganz violett war.
    »Was hat dies zu bedeuten?«, fragte er. »Ich meine, dies alles ?«
    Wir nähern uns dem Ende eines Weges, der vor über tausend Jahren begann , sagte Myra.
    Dominik nickte. »Ich höre Sie, Ehrenwerte.«
    Tako bemerkte Loanas Verwirrung. Sie sah erst Dominik an, dann ihn, und ihr Blick stellte wortlose Fragen. Der junge Mann an ihrer Seite berührte sie an der Stirn, und eine Sekunde später verschwand die Verwunderung aus ihrem Gesicht.
    »Ich verstehe«, sagte sie leise.
    »Ich würde auch gern verstehen«, fügte Tako hinzu.
    Eine weitere körperlose Stimme erklang. »Ich auch, wenn ihr gestattet«, sagte Elisa.
    Dominik atmete tief durch. »Ich trage einen Graken in mir.«
    » Wie bitte?«, entfuhr es Tako.
    »Deshalb fanden die Graken und ihre Vitäen den Weg nach Millennia. Der Graken in mir übermittelte die Koordinaten des Planeten, als ich mich dort befand.«
    Mehrere Sekunden lang war nur das Brummen der Krümmer zu hören. Loana sah Dominik entsetzt an.
    Der junge Mann löste den Arm von ihr und hob beide Hände zu den Schläfen. »Ich habe das Gefühl, dass alles Teil eines großen Plans ist. Eines Plans, der vor über tausend Jahren entstand, kurz nach Beginn des Kriegs. Es ist noch etwas in mir, etwas, das versucht, den Graken zu … neutralisieren. Und das ist nur auf Millennia möglich, beim Tal-Telas, über das Zara 20 und einige andere Meisterinnen wachen.«
    »Ein Plan?«, wiederholte Tako und spürte einen Hauch von Kälte dort, wo er Myras Präsenz fühlte. »Der mehr als ein Jahrtausend überspannt? Was ist das Ziel dieses Plans? Wer hat ihn entwickelt?«
    Dominik ließ die Hände langsam sinken und schüttelte hilflos den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, es geht dabei auch um etwas, das die Tal-Telassi ›Zeit der Schande‹ nennen.«
    Tako spürte eine mentale Vibration in seinem Inneren – die alte Großmeisterin schien zu erzittern.
    »Zeit der Schande?«, kam es leise von Loanas Lippen. »Was bedeutet das?«
    »Manchmal habe ich fast das Gefühl, mich daran zu erinnern, was diese Worte bedeuten, so als hätte ich es einmal gewusst. Aber das kann nicht sein, denn offenbar wissen nur die Großmeisterinnen der Tal-Telassi darüber Bescheid.«
    »Das ist interessant«, erklang Elisas Stimme. »Ich kenne diesen Begriff. Vor zehn Jahren, Tako, kurz bevor wir Millennia verließen … Auf deine Bitte hin habe ich mit den dortigen KIs gesprochen und dabei einige Entdeckungen gemacht, von denen ich dir berichten wollte, aber du meintest, wir sollten das auf später verschieben. Aus irgendeinem Grund sind wir nie dazu gekommen, darüber zu sprechen.«
    »Was hast du damals herausgefunden?«
    »Ich hatte Gelegenheit, mit Horatius Horas Tallbard zu sprechen, dem Bewahrer des Wissens der Tal-Telassi …«
    »Tallbard ist seit vielen Jahrhunderten tot«, warf Loana verblüfft ein.
    »Das stimmt«, bestätigte Elisa. »Aber kurz vor dem Tod übertrug er seine Erinnerungen auf einen Mnem und verband ihn mit den tronischen Systemen der Archive von Millennia. Das Ergebnis war eine Künstliche Intelligenz mit menschlichen Erfahrungen. Die Tal-Telassi haben mehrmals versucht, das Pseudobewusstsein des einstigen Bewahrers ihres Wissens zu löschen, doch es gelang ihm, sich den entsprechenden Maßnahmen zu entziehen. Leider kam es dadurch zu Anomalien und Deformationen in der Persönlichkeitsstruktur.«
    »Eine verrückte KI?«
    »Nicht in dem Sinne verrückt, aber geistig gestört, ja. Die Tallbard-KI sprach davon, dass ihn die Tal-Telassi löschen wollten, weil er über die Zeit der Schande und den Grund für die Großen Lücken Bescheid wusste. Es ginge ihnen darum, einen Zeugen zu beseitigen.«
    Die mentale Vibration wiederholte sich, war diesmal noch stärker. Tako horchte in sich hinein. »Myra?«, fragte er laut.

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