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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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den Anfang des Zeitkriegs in der Vergangenheit verhinderte. Aber in den überaus komplexen Strukturen der Kausalität, in den eng miteinander verflochtenen Netzen aus Ursache und Wirkung, waren Spuren zurückgeblieben, erklärte Mutter Rrirk, wie Wunden, die Jahrmilliarden brauchten, um zu heilen.
    »Mehrere Großzyklen nach diesem Krieg kam es bei uns Kantaki zum Dritten und letzten Konflikt der Konzepte, der unser Volk dem Verderben preisgab«, fuhr Mutter Rrirk fort. »Ich gehörte zu den Alten, die alles wussten .«
    Dominique vernahm eine Art mentales Echo, das von einer gewissen Hilflosigkeit kündete – die Kantaki schien nach geeigneten Vokabeln und Begriffssymbolen zu suchen, um sich ihr und Rupert mitzuteilen. »Auf mich geht der erste Kontakt mit den Menschen zurück. Als ich damals ins Sol-System kam, fand ich einen gewissen Jonas Jacob Hudson. Er und seine Schar flohen, denn sie hatten auf der Erde viel Unheil angerichtet. Ich bot ihnen an, sie zu einem geeigneten Planeten zu bringen, und als Preis dafür verlangte ich eine Träne aufrechten Kummers von ihm.«
    Dominique vernahm ein sonderbares geistiges Klicken und Klacken, vielleicht das Äquivalent eines Kantaki-Lachens.
    »Wie die anderen Alten wusste ich vom Davor und Danach«, sagte Mutter Rrirk in den Köpfen von Dominique und Rupert. »Ich kannte das Universum vor dem Zeitkrieg und nach ihm. Ich sah die Wunden, die andere nicht sahen, oder nicht so deutlich, weil sie mit ihnen aufgewachsen waren. Die jüngeren Kantaki hielten das Universum so, wie es jetzt existiert – und die Graken sind darin nur eine unbedeutende Episode, weiter nichts –, für normal, für Teil der Ära des Verstehens. Doch der Blick von uns Älteren reichte weiter. Wir erkannten diesen Kosmos als ein Schattenuniversum.«
    Dominique fühlte, wie die Präsenz von Mutter Rrirk ein wenig zurückwich. Die alte Kantaki in der Wand aus Kristall bewegte sich nicht, aber eine schwache Lumineszenz schien jetzt von ihr auszugehen. Das erste Anzeichen eines körperlichen Erwachens?
    »Wie meinen Sie das?«, fragte sie behutsam.
    »Dies ist die fünfte Ära«, sagte Mutter Rrirk mit einer Bestimmtheit, die über Dinge wie Leben und Tod hinausging. »Wir Alten erkannten, dass der Zeitkrieg die Entwicklung des Geistes, der einst Materie wurde, beschleunigt hatte. Aber gleichzeitig verhinderte etwas, dass sich die Dinge auf die natürliche, vorherbestimmte Weise entwickeln. Der Geist, der alles schuf und alles durchdringt, ist gefangen. Er kann den Zyklus seines Seins nicht vollenden. Er verhindert es.«
    »Wer ist er?«, fragte Dominique.
    Erstaunlicherweise kam die Antwort nicht von Mutter Rrirk, sondern von Rupert.
    »Olkin«, hauchte er.
    »Ja«, bestätigte die alte Kantaki. »Das ist einer seiner Namen.«
    »Der Gnom mit der langen Nase?«, fragte Dominique.
    »Das äußere Erscheinungsbild spielt keine Rolle. Er ist viel mehr, als du glaubst, Dominique. Er ist ein Gott.«
    Sie hielt sich nicht mit der Frage auf, woher Mutter Rrirk ihren Namen kannte. Vermutlich aus ihren Gedanken. Die Sache mit dem Gott rückte in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit und erschien ihr absurd.
    »Ein Gott?«, wiederholte sie. »Was hat Religion …«
    »Er ist ein Gott, wenn man der üblichen Definition folgt. Er ist ein Schöpfer, denn er hat die Kraft der Kreativität. Er kann Welten schaffen, und mit ihnen Leben. Entspricht das nicht euren Mythen von Göttern?«
    Es klang nicht abfällig, nicht von oben herab, eher nachsichtig, fand Dominique. So sprach eine Lehrerin mit vielversprechenden, manchmal aber auch ein wenig begriffsstutzigen Schülern.
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Dominique. »Zuerst in Träumen und dann …«
    »Ein Gott, mächtig und krank unter dem Himmel aus Augen, in der Stadt ohne Ende.«
    »Unter einem Himmel aus Augen?«, entfuhr es Dominique. »Auch davon habe ich geträumt!«
    »Erst wollte er den großen Kreis schließen, bevor Reife und Verstehen die Antworten auf alle Fragen fanden«, sagte Mutter Rrirk. »Die Temporalen waren sein Werkzeug. Als er sein Ziel mit ihnen nicht erreichte, als der Zeitkrieg verloren ging, weil eine Kantaki-Pilotin namens Diamant und der Mensch Valdorian verhinderten, dass er stattfand … Da beschloss Olkin, die vierte Ära ewig dauern zu lassen.«
    Dominique hörte aufmerksam zu und fragte sich, was an einem stabilen, dauerhaften Universum verkehrt sein sollte.
    »Er manipulierte das Flix, die Kraft der Schöpfung …«
    »Die Kraft, aus

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