Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
Wachstums, die Ära der Reife, die Ära des Verstehens und die Ära der Transzendenz – in diese Fünf Kosmischen Zeitalter teilte die Philosophie der Kantaki das Universum ein. Ein Urgeist war einst Materie geworden, um alles zu lernen, was es zu lernen gibt, und wenn er gewachsen und gereift war, wenn er alles verstanden hatte, sollte er sich in der fünften Ära in den Geist zurückverwandeln, der er einst gewesen war, zu Beginn des Zyklus.
»Warum sind wir Schatten?«, fragte Dominique. »Warum die Trauer?« Sie rang noch immer mit den Tränen.
Wir dachten, dass der Finale Konflikt den Geist, aus dem alles kommt, und den Abissalen betrifft, eine unheilvolle Kraft, die das Universum seit seiner Entstehung durchzieht, aber wir irrten uns , flüsterte es, und jetzt war es wirklich eine Stimme. Der Konflikt betraf uns selbst. Uns und unsere Piloten.
Wieder stockte Dominique der Atem, und aus einem Reflex heraus hob sie die Lider. Die Bilder blieben, und an dem Strom aus Worten und Gefühlen änderte sich nichts. Aber jenseits davon, in der Welt fester Substanz, in der Welt der Stille, veränderte sich etwas. Indikatoren glühten auf den Konsolen an den Wänden des kuppelförmigen Raums, und ein dumpfes Summen lag in der Luft, wie von einem nahen Insektenschwarm. Die Station – und mit ihr die fremde Präsenz – erwachte.
Rupert stand dicht neben ihr, das Gesicht fahl, der Blick ins Nichts gerichtet. Tränen hatten feuchte Spuren auf seinen Wangen hinterlassen – er nahm die tiefe Trauer ebenso deutlich wahr wie Dominique.
Die Aufregung wuchs und ließ ihr Herz noch schneller schlagen. Sie ahnte: Vielleicht erfuhren sie gleich, was es mit der Ersten Großen Lücke und der Flucht der Kantaki-Piloten, unter ihnen die legendären Diamant und Esmeralda, nach Millennia auf sich hatte.
Dominique wollte die Augen gerade wieder schließen, als das Podium mit dem Sessel und den Sensormulden in Bewegung geriet. Es sank nach unten, durch einen dunklen Schacht, und plötzlich wurde es hell. Licht erstrahlte in einem kleineren Raum dicht unter dem, den sie gerade verlassen hatten. Hier gab es keine Konsolen, nur Wände mit zahlreichen Symbolgruppen, die sich, als Dominique sie beobachtete, immer wieder neu anordneten. Die Veränderungen entsprachen einem Rhythmus in der mentalen Stimme, ihrer Kadenz.
Drei Wände waren schwarz und schienen das Licht aufzusaugen, das auch hier aus keiner erkennbaren Quelle kam. Aber die vierte funkelte silbrig, wie die Kugeln der Universen im Plurial. Sie schien aus Kristallen zu bestehen, und in ihnen eingebettet ruhte eine große Gestalt, die Dominique an eine Gottesanbeterin erinnerte: ein dreieckiger Kopf auf einem ledrigen Hals, ausgestattet mit zwei multiplen Augen, bestehend aus tausenden von kleinen Sehorganen; lange, dünne Gliedmaßen und ein zentraler, in mehrere Segmente unterteilter Leib.
Das Podium hielt dicht vor dieser Wand an. Dominique betrachtete die Gestalt im Kristall und wusste, wen sie sah: die Kantaki namens Mutter Rrirk.
Dies ist ein Schattenuniversum , flüsterte die Stimme. Es hält den Geist, der einst Materie wurde, gefangen und hindert ihn daran, seine Entwicklung abzuschließen. Wir unterlagen beim Finalen Konflikt.
»Ich verstehe nicht …«, sagte Rupert.
Wir sind der Schatten eines Traums , fuhr Mutter Rrirk fort. Wir haben versucht, die Wirklichkeit zu verteidigen, das, was geschehen sollte und seit der Entstehung des Universums vorherbestimmt war, aber wir unterlagen und mussten fliehen.
»Schlafen Sie?«, fragte Dominique behutsam. »Oder sind Sie … tot? Hören wir aufgezeichnete Erinnerungen in einem interaktiven Modus?«
Ich bin alt. Eine Sekunde unserer Zeit trennt mich vom Tod , antwortete Mutter Rrirk. Eine kostbare Sekunde, die es gut zu nutzen gilt. Mein derzeitiger Zustand dehnt sie auf ein Maximum. Seid ihr bereit, meine Geschichte zu hören?
»Ja«, sagten Dominique und Rupert aus einem Mund.
Mutter Rrirk begann zu erzählen.
Interludium 24
15. April 1147 ÄdeF
»Wer bist du, Hendrik?«, fragte Kaither und fügte sofort hinzu: »Ich meine, ich weiß, dass du ein Kognitor bist, aber … Wer warst du vorher ?«
Sie saßen erneut auf der Sitzbank, die von der Kuppe des Hügels Ausblick über das weite Grasland gewährte. Die Stadt war weiter gewachsen, und während sie wuchs, rückte der Hügel etwas fort, um den Abstand zu wahren. Weit oben am Himmel bildete der Schwarm eine dunkle Wolke.
Kaither sah zur Stadt, doch
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